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Ethelbert©
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Beitrag von Ethelbert© »

Rivalen der Rennbahn

Ethelbert zog den Zügel von Mirabell heftig an, hampelte in den Steigbügeln herum und hüpfte auf dem Sattel auf und ab. Irgendwie sollte man den Gaul doch in Bewegung bringen.... aber Mirabell schüttelte sich nur, fletschte die Zähne und blickte erbost hinter sich. Was der Bursche hinten auf seinem Rücken wohl von ihm wollte? „Hüh lauf los. Doofer Zossen. Hüüüühh!!!!“

Doch die beiden Pferde trabten friedlich nebeneinander des Weges entlangs und ignorierten alle Bemühungen der beiden Münchener Reitaspiranten. Auch Ralf war es nicht gelungen Nessy, die dreijährige Stute, zum Laufen zu motivieren. „Weisst du noch wie Dick es anstellt wenn sie ihr Reitpony galoppieren lässt?“ fragte Ethelbert seinen Kumpel Ralf. „Ich glaube die beugst sich leicht nach vor und presst die Oberschenkel mehrmals fest zusammen. Oder so.“ Jetzt erinnerte sich Ethelbert wohl auch daran: „Alles klar. So wird es gemacht“.

Und tatsächlich.... Ethelbert gelang es Mirabell, Jochen's Dressurhengst; zum Galoppieren zu bringen. Ralf tat das gleiche und siehe da... auch Nessy, die junge wilde Stute, verfiel in leichten Galopp. So ritten die beiden Freunde nebeneinander her und beäugten sich gegenseitig. Irgendwie schien einer dem anderen nicht recht zu trauen. Die Situation war allerdings auch ziemlich verfahren. Einerseits wollte jeder der beiden als der bessere Reiter da stehen.... andrerseits traute sich keiner der beiden wirklich vollen Galopp zu reiten.


Durch dick und dünn

„Ich wollt ich wär Dick“ murmelte Ethelbert leise vor sich hin. „So gut wie die würde ich auch gerne reiten können.“ „Was? Du willst dick sein?“ rief es von links herüber worauf Ethelbert seinem Kumpel Ralf einen leicht grimmigen Blick zurückwarf. „Wenn du weiter so frisst wirst du das garantiert, Barry. Ausserdem muss die arme Frau Jantzen allein wegen dir Einkaufssonderschichten fahren...“ stichelte Ralf weiter.

„Einen Bauchansatz hast du ja schon, Barry“. Ethelbert war fest entschlossen alle diesbezüglichen Sticheleien zu ignorieren. Davon abgesehen prallten solche Anfeindungen glatt an ihm ab... denn eines war er ganz gewiss nicht: nämlich zu dick. Er war eher das Gegenteil. Aber zur Sicherheit warf Ethelbert kurz einen verstohlenen Blick in Richtung seiner Bauchgegend. Da war aber nichts zu erkennen. Also war Ralf ein Lügner und wahrscheinlich war das ganze angelegt um ihn, den Ethelbert, aus der Ruhe zu bringen.

Mitterweilen hatte Ethelbert herausgekriegt, dass Mirabell auf jeden Schenkeldruck sofort reagierte. Bei einem guten Dressur- oder Springpferd musste das wohl so sein. Ganz vorsichtig, fast wie ein Fahrschüler der zum ersten Mal mit dem Gaspedal spielt, übte er den Umgang mit Mirabell. Nun fasste er allen Mut zusammen, stiess einen Schrei aus und gab Mirabell mal ordentlich die Schenkel. Der Hengst lief los und die beiden liessen Ralf und Nessy hinter sich.


Achtung Hindernis! Bitte sofort bremsen!

Mit einer geschlossenen Barriere, die den Waldweg absperrte, hatte der Meisterreiter aus München allerdings nicht gerechnet. Und wenn so ein Pferd in vollem Galopp auf eine geschlossene Schranke zu galoppiert und wenn man noch nie in seinem Leben das Springreiten geübt hat ist guter Rat relativ teuer. Und da Pferde leider weder über eine Notbremse noch über Schleudersitze oder Airbags verfügen tat Ethelbert instinktiv das einzige richtige. Er machte einen Abgang. Sprich er sprang vom Pferd direkt in den glücklicherweise zur Verfügung stehenden voll bemoosten Graben, der sich am Waldweg entlang schlängelte.

In der Zwischenzeit war Mirabell bereits über die Schranke gesprungen und lief reiterlos weiter.... weit weit weg. Ralf näherte sich im Trab und meinte nur: „Au Sch...eisse, Barry. Die Mirabelle ist uns wohl durchgegangen. What will we do now?“ Ethelbert stand aus dem Weggraben auf, rieb den Walddreck von seinen Jeans und stiess dabei wildeste Flüche aus.

„Mist... der Gaul ist weg. Jochen reisst mir den Kopf ab. Das Pferd ist doch mindestens 5000 Euro wert. Wenn nicht sogar mehr. Was machen wir denn nun, Ralf?“ „Das Mirabellchen ist 20 000 Euro wert, Barry“ entgegnete Ralf, der sich mittlerweilen aus dem Sattel geschwungen hatte und neben Nessy, der dreijährigen Stute, stand. „Ich erinnere mich, dass Jochen irgendso eine Summe erwähnt hat. Aber genau weiss ich es nicht“.


Wech issa....

„Verdammt, verdammt, verdammt......!!!“... Ethelbert trat mit den Fußsohlen heftig gegen die Schranke über die Mirabell gerade gehüpft war um anschliessend das Weite zu suchen: „Den doofen Mirabellengaul finden wir hier doch nie. Wir kennen uns in der Gegend hier ja kaum aus“. Ralf überlegte zwei, drei Augenblicke: „Weisst du was, Barry? Wir müssen schleunigst zu Dick und Dalli. Die beiden müssen uns helfen Mirabell wieder einzufangen. Wahrscheinlich sind die beiden die einzigen die uns hier noch helfen können. Die beiden kennen doch jeden Winkel hier in der Holsteiner Schweiz“

„In der Holsteinischen....“ wollte Ethelbert gerade entgegnen aber das schien nun nicht besonders wichtig zu sein. „Na dann mal los zu den zweien. Wir reiten zusammen auf der Nessy“ rief Ethelbert aus und wollte sich gerade auf die dreijährige Wunderstute aus der Von-Roth'schen Holsteiner Edelzucht aufschwingen. Aber Ralf hielt ihn am Arm zurück. „Warte mal, Barry. Wir lassen die Mädels hierher kommen. Mirabell treibt sich mit Sicherheit hier in der Gegend um den Dieksee herum.“

Gesagt, getan. Ralf nahm sein Handy und wählte Dick's Handynummer. Einige Sekunden dauerte es und schon hatte er Dick erreicht. Manchmal sind Handys also doch ganz gut.... vor allen in Notfällen und dass hier ein ausgesprochener Notfall vorlag war ja wohl klar. Ethelbert trat nervös auf den Füssen hin und her und sah wirklich nach einem richtigen Notfall aus. „Mein Gott. Wenn Mirabell etwas passiert.... das verzeiht Jochen mir nie. Und die Oma und Dick und Dalli auch nicht.... und überhaupt....ach ich armer Kerl“ jammerte der Münchener Meisterreiter und Springreitprofi.


Hilfe dringend erbeten

Ralf unterhielt sich kurz mit Dick und dann steckte er sein Handy wieder in die Hemdtasche. „Alles klar, Barry. Die beiden Mädel kommen so schnell sie können hierher. Wir werden ihnen entgegenreiten. Die beiden sind doch recht nett und hilfsbereit... findest du nicht?“ Aber Ethelbert war immer noch dabei auf den Füssen nervös hin und her zutrampeln. „Mann Ralf. 30 000 Euro Verlust. Das kann ich dem Jochen ja nie ersetzen. Ganz zu schweigen vom ideelen Wert, den so ein Pferd repräsentiert. Mann was bin ich doof!“

Also war Mirabell innerhalb von 2 Minuten schon um 10 000 Euro teurer geworden. Und ausserdem war Ethelbert wohl gerade dabei sich wichtige Selbsterkenntnisse über seine eigene Person anzueignen. „Los komm, Barry. Wir reiten den Mädels entgegen“. Ralf führte Nessy an die Schranke, bestieg diese und schwang sich dann sich ziemlich weit vorne auf Nessy's Sattel. Ethelbert setzte sich direkt hinter ihn und Ralf gab Nessy die Zügel. Dann ritten die beiden los... allerdings nicht allzu schnell denn zwei solche Pfundskerle zu transportieren war wohl selbst für die keineswegs schwächliche Nessy kein Pappenstiel.

Die beiden ritten einige Minuten langsam des Weges entlang und dann sahen sie aus der Ferne zwei Reiterinnen ziemlich flott heranpreschen. Das mussten wohl Dick und Dalli sein und ein drittes Pferd hatte eines der beiden Mädels im Schlepptau. Die beiden Mädels kamen näher. „Oha! Oha!“ entfuhr es dem Ralf. „Schau dir das mal an, Ethelbert!“. Immer wenn Ralf Ethelbert bei seinem richtigen Namen nannte musste wohl ein Ereignis von besonderer Bedeutung vorliegen.


Mann oh Mann.... mannomannomannn...

„Was für süsse kleine Tittchen. Ich glaub ich werd gleich blind, Barry. Mann oh mannoman was für süsse kleine Tittchen.“ Und in der Tat.... der Anblick, der sich darbot, war zumindestens aus männlicher Sicht betrachtet höchst interessant.... und um nicht zu sagen in allerhöchstem Masse faszinierend. Die beiden Schwestern trugen nämlich Bikini-Oberteile, eine Jeans zum Reiten und beide hatten ihr Haar mit grossen rosa und gelben Haarschleifen zusammengebunden.

„Lechz, lechz.... da läuft einem doch das Wasser im Mund zusammen. Schau dir das an, Ethelbert. Sind die zwei nicht....“ Doch Ethelbert war anscheinend für solche Dinge im Augenblick nicht empfänglich. „Mann wie soll ich dem Jochen nur die 50 000 Euros für Mirabell ersetzen. Wenn wir den Hengst nicht finden bin ich dran.“ Der Wert von Mirabell war also innerhalb von wenigen Minuten noch einmal um 20 000 Euro gestiegen und desweiteren war dem Ethelbert im Augenblick selbst das hübscheste Mädel aus Schleswig-Hostein wurschtegal.

Dick sprang von ihrem Reitpony Ritchie. Dalli tat das gleiche. Sie sprang von Wynona, der Apaloosa-Stute herunter und hielt das Pony Cinderella, welches wohl für den im Augenblick pferdelosen Ethelbert bestimmt war, am Zügel. Dick trat auf Ralf und Ethelbert zu, die beide noch auf der Stute Nessy sassen. Ralf lächelte von oben freundlich herab und jeder halbwegs begabte Gedankenleser und Hellsehr hätte wohl erraten können, was in Ralf's Kopf so vorging.

Selbst ausgesprochene Nicht-Hellseher und nicht medial begabte Personen hätten dies erraten können. Denn der Anblick der beiden Mädels im Bikini und in Jeans war halt mindestens so lecker wie drei Hawaii-Pizzas nach einem Hungermarsch von zwei Wochen.

Dick's Blick war recht vorwurfsvoll. Das hatte Dick wirklich gut drauf und ihre Schwester Dalli schaute mit leicht gesenktem Kopf schweigend und leicht schmollend nach oben zu dem Ethelbert. Was in Dalli's Kopf vorging war nicht zu schwer erraten: „Das ist bestimmt wieder dieser Depp von Ethelbert Schuld. Du bist wirklich doof, Ethelbert!“. Ralf sprang von Nessy herab und gab Dick die Hand und hielt sie ein wenig zu lange fest. „Ihr zwei seht ja heute morgen wirklich toll aus also.....“


Die Liebe muss leider warten.... armer Ralf!

Doch das Toll-Aussehen und die Tatsache, dass Ralf die Dickie ansah wie man ein Brathendl ansieht, welches es in wenigen Augenblicken zu vernaschen gilt, war nun wirklich nicht relevant. Da war die politische Lage insbesonders der Tatbestand des Durchgehens von Mirabell, des Jochen'schen Lieblingspferdes, sowie des damit sich andeutenden finanziellen Wertverlustes von mindestens 80 000 Euro, schon wesentlich relevanter.

„Ihr braucht nichts zu erklären“ meinte Dick nun. „Ich kann mir schon denken was hier passiert ist.“ Dabei schaute sie mit strengem Blick in Richtung Ethelbert und der zog es vor sich zu schämen und den Kopf zu senken. „Ich wollte... ich wollte... doch nur....“ stammelte der nun pferdelose Münchener Sommergast ziemlich verlegen. „Du wolltest endlich mal reiten lernen“ rief Dalli und das klang jetzt doch ein wenig höhnisch. Aber dem schuldbewussten Ethelbert war das im Augenblick vollkommen egal. Schliesslich hatte er das Unglück ja sich selbst zuzuschreiben.

„Wir müssen Mirabell finden sonst reisst Jochen mir den Kopf ab und ich muss mein Leben lang für Mirabell abzahlen. So ein edles Rennpferd ist doch mindestens 100 000 Euro wert wenn es mal richtig ausgebildet ist. Wir müssen Mirabell finden!“ stammelte der schuldbewusste und anscheinend sehr reuige Ethelbert. Der rasante Wertanstieg von Mirabell auf mittlerweilen 100 000 Euro verlieh seinen Aussagen durchaus noch einiges an zusätzlicher Glaubwürdigkeit und Gewicht.


Suchpferd 312

„Alle mal herhören“ sagte Dick nun. „Dalli du schnappst dir den Ralf und ihr reitet in dieser Richtung um den Dieksee herum. Ich reite mit Ethelbert in der anderen Richtung um den See und wir treffen uns dann unterwegs. Ihr müsst auf die kleinen Baumgruppen am Uferrand achten. Da könnte sich Mirabell herumtreiben. Wenn er nicht zu den Stuten gelaufen ist... also los geht's, Dalli.“

„Zu welchen Stuten denn?“ fragte Ralf. „Kann ich nicht mit dir reiten, Dickie?“ Doch Dick sass bereits im Sattel und Ethelbert, der wohl höchst motiviert war den Aussreisser zu finden, preschte ihr auf Cinderella reitend sofort nach. Wie gut der auf einmal auf dem Reitpony sass.... und wie schnell und sicher der auf einmal aufsteigen konnte. Kaum zu glauben. Anscheinend war der Bursche wohl höchst motiviert seine Untat bzw. seine Dummheit wieder gutzumachen. Und in der Not ist der Mensch anscheinend zu geradezu unglaublichen Taten fähig. Richtig gut reiten zu können war in Hinblick auf Ethelbert in der Tat eine nahezu unglaubliche Leistung.

Ralf schaute den beiden nach.... bzw. schaute er wohl eher der davon breschenden Dickie in ihrem Bikini, den engen Jeans und der hübschen gelben Haarschleife nach. „Eh du.... kuck nicht so. Meine Schwester ist doch kein Pinupgirl das man andauernd anstarrt“. Die kleine Schwester Dalli hatte wohl mitgekriegt, dass ihre grosse bzw. ein wenig ältere Schwester Dickie in höchstem Masse bedroht war.

Und zwar bedroht von diesem malenden und webdesignenden Westentaschen-Casanova und Johnny-Depp-Verschnitt aus München, der sich Ralf nannte, und den sie zugegebenerweise auch nicht ganz unsexy fand. Aber Dalli war fest entschlossen sich nicht dem erstbesten in die Arme zu werfen. Das hatte sie neulich in einem Fotoroman in der Bravo gelesen und dabei blieb es auch. Basta! Der strahlende Held der sie, die Dalli, einmal erobern würde, den gab es ja gar nicht.... vor allem wär dies nicht dieser arrogante Tolpatsch Ethelbert aus München. Nein, der schon mal garantiert überhaupt nicht!


Ein aufschlussreiches Gespräch

Ralf stieg auf Nessy und schaute Dalli ein wenig verwirrt und unsicher von der Seite an. Was die wohl eben gemeint hatte? Hatte diese kleine Dalli etwa bemerkt, dass Dick ihm sehr symphatisch ist? Die beiden ritten nun los um den entlaufenen Edelhengst Mirabell zu suchen. Ralf und Dalli ritten Seite an Seite. „Du bist wohl mächtig scharf auf meine Schwester“ meinte Dalli nun. „Wie bitte?“ entgegnete Ralf. „Was weisst du denn schon über solche Sachen?“ Da lachte Dalli hell auf. „Du bist doch mächtig in die Dickie verknallt, Ralf. Mir kannste doch nichts vormachen, Alta.“

Ralf kratzte sich am Hals und räusperte sich. Anscheinend hatte Dalli zielsicher den schwachen Punkt von Ralf ausgemacht. Und wenn man schonmal so einen schwachen Punkt ausgemacht hat dann hält man auch den Finger in die blutende Wunde.... sowas ist ja wohl Ehrensache. „Du glaubst wohl ich hätte nicht gemerkt wie du die Dickie andauernd anstarrst, Ralfie?“

„Ähemm ähemmm.... räusper... also hör mal zu, Dalli. Also.....“ „Mir brauchst du doch nichts zu erzählen, Ralf“ fuhr Dalli nun fort. „Kleine Schwestern wissen alles. Und mit Männern kenn ICH mich aus, Ralf!“ Das ICH betonte Dalli ziemlich stark „Was die kleine Schlange wohl vorhat?“ schoss es Ralf in den Kopf. „Ich verrat ja nichts, Ralf“ fuhr Dalli fort. „Und die Dickie die ist ja sowas in dich verknallt, das glaubste ja gar nicht. Die spricht ja selbst im Schlaf von Ralf, Ralf und nichts anderem als von Ralf.“


Wir machen einen Deal, Ralfie!

Ralf sass ziemlich sprachlos auf der Stute Nessy und war mehr als überrascht. Soviel Offenheit und Direktheit hätte er wohl nicht erwartet... davon abgesehen war diese kleine und noch nicht mal 14jährige Schlange, die neben ihm ritt, wohl mit allen Wassern gewaschen. „Brauchst keine Angst zu haben, Ralf. Ich halt dicht.“ Ralf nickte nur mit dem Kopf.... und glaubte Dalli kein Wort. Denn kleine Mädchen die dicht halten können... sowas gibt es erfahrungsgemäss ja überhaupt nicht. „Und morgen weiss es die ganze Holsteinische Schweiz“ entgegnete Ralf dem kleinen frechen blonden Luder, welches neben ihm ritt.

Plötzlich hielt Dalli and und sprang von der Apaloosa-Stute Wynona herunter. „Komm mal runter, Ralfie. Wir machen einen Deal.“ Was Dalli wohl vorhatte? Ralf sprang von Nessy herunter und stellte sich neben Dalli. „Ich schwöre dir feierlich niemandem etwas zu verraten und werde dir helfen meine Schwester zu erobern.“ Das klang wirklich sehr überzeugend und glaubwürdig. „Aber wir machen einen Deal, Ralf. Du gibst mir jetzt einen Kuss, Ralf und ich werde nichts verraten. Ist ganz fest versprochen“.

Ralf war in höchstem Masse erstaunt. „Ich soll dir also einen Kuss geben? Ja sag mal du bist wohl von allen guten Geistern verlassen? Du bist doch noch viel zu jung. Küss doch deine Barbie-Puppe.“ Und genau das hätte Ralf nicht sagen sollen. Dalli kniff die Lippen zusammen und schaute nun aufeinmal recht böse aus der Wäsche. „Och du glaubst wohl ich sei noch ein Baby. Das glauben Oma und Angela auch.... ich hab's satt dass mich hier niemand ernst nimmt. Satt, satt, satt hab ich es. Ausserdem verrate ich jetzt jedem dass du in Dickie verschossen bist, du verliebter Gockel. Ich schreib es sogar ins Internet und....“

Oha! Die kleine Immenhof-Schwester schien es Ernst zu meinen und das klang sehr nach Erpressung. Ralf überlegte kurz und dann entschloss er sich dazu...


Der erste Kuss.... ein Hochgenuss

... mal kurz nachzudenken was denn nun wohl zu machen sei. Die Situation würde er auf gar keinen Fall ausnutzen und ausserdem war er ja in Dickie verschossen und nicht in die kleine Schwester. „Na gut, Dalli“ meinte Ralf dann und drehte sich um. Er stutzte zunächst denn Dalli stand kerzengrade, mit geschlossenen Augen und gespitztem Mund da und fieberte wohl dem freudigen Ereignis entgegen.

„Ach so“ fuhr es Ralf erleichtert durch den Kopf. „Einen richtigen Kuss mit allem Drum und Dran will das kleine Biest ja gar nicht. Die will höchstens leichten Lippenkontakt um zu wissen wie das ist“. Also presste er Dalli einen flüchtigen kurzen Kuss auf die Lippen, der in Wirklichkeit überhaupt kein richtiger Kuss war.

Dalli stand für noch mindestens zehn Sekunden mit geschlossenen Augen und mit gespitztem Munde kerzengrade da... und dann sprang sie in die Luft. „Juhuuuuuu.... mein erster Kuss. Das werde ich morgen allen meinen Freundinnen erzählen. Juhuuuu.....“. „Du willst was?“ rief Ralf leicht schockiert und...


ENDE TEIL 16
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Beitrag von Ethelbert© »

Dalli im siebten Himmel

... setzte sich erstmal auf einen Baumstumpf.

„Ich werd meinen Freundinnen erzählen, dass ein Mann mich geküsst hat... und wie toll das war.“ entgegnete die immer noch ziemlich aufgedrehte Dalli dem erstaunten Ralf. Dalli schien sich im siebten Himmel zu befinden. Das gefiel dem Ralf allerdings nicht so recht. Denn schliesslich sollte sich dieses junge Mädel keine Illusionen machen. Und ob Dalli num jedem mitteilen wollte was gerade geschehen war? Und dabei war doch überhaupt nichts geschehen... zumindestens aus der Sicht von Ralf.

„Also jetzt hör mal zu, du kleines Biest!“... das klang nun ziemlich aufgebracht von Seiten Ralf's. „Du wirst hier niemandem etwas erzählen und überhaupt war das kein richtiger Kuss.“ Doch Dalli schien dies alles zu ignorieren denn das „freudige Ereignis“ welches sich gerade in ihrem noch recht jungen Leben ereignet hatte, war doch einfach zu schön gewesen.

„Hast du auch schonmal richtig geküsst, Ralf?“ fragte sie neugierig und das klang irgendwie nach „ich will noch mehr“. Ralf verdrehte nur die Augen, denn natürlich wusste er was ein richtiger Kuss ist. Dann winkte jedoch ab woraufhin Dalli ihr Handy aus der Satteltasche nahm. Ralf ahnte, dass nun eventuell das Allerschlimmste auf ihn zukommen würde. Wahrscheinlich wollte das kleine Biest entweder ihre Schwester, ihre Oma, ihre Tante, ihre Freundinnen oder sämtliche Klassenkameraden per SMS benachrichtigen, dass sie, die Dalli, gerade am Dieksee von einem jungen Mann geküsst worden sei.


Noch mal Glück gehabt, Ralf!

Ralf wollte sich Dalli's Handy schnappen... aber die wehrte ihn mit der Hand ab. „Ich ruf doch nur unsre Oma an weil wir wahrscheinlich nicht zum Mittagessen kommen.“ Ein erleichtertes Aufatmen liess erahnen, dass dem Ralf in diesem Augenblick wahrscheinlich ein ganzer Mühlstein vom Herzen gefallen war. Der Frau Jantzen, Dalli's Oma, wurde nun rasch mitgeteilt, dass ein Pferd getürmt sei und der blöde Ethelbert Schuld sei und damit fiel Ralf ein weiterer tonnenschwerer Mühlstein vom Herzen.

„Also wenn du jetzt glaubst nur weil ich dich ein ganz klein wenig geküsst hätte....“ meinte Ralf zu der immer noch strahlenden Dalli... „würde ich gleich mit dir.... von wegen und überhaupt... dann hast du dich aber geschnitten. Ich werd doch nicht.....“ ... Dalli war in der Zwischenzeit wieder auf die Stute Wynona aufgestiegen und ignorierte alle Bemerkungen von Ralf. Die beiden ritten des Weges entlang und hielten Ausschau nach dem verlorengegangen Mirabell, Jochen's wahrscheinlich unbezahlbarem Elite-Dressurhengst. Doch der war nirgendwo zu erblicken.

In der Zwischenzeit ritten Dick und Ethelbert in der umgekehrten Richtung um den Dieksee und reckten ihre Hälse nach allen Seiten. Irgendwo musste sich Mirabell ja wohl rumtreiben. Aber dass Mirabell auf die andere Seeseite geflüchtet sei hielt Dick für nicht sehr wahrscheinlich. Also benachrichtige sie ihre Schwester per Handy, dass man doch alle zusammen wieder in Richtung Forsthaus Dodau reiten solle und wenn alle Stricke reissen müsse man dann die Gegend um Gut Radlandsichten abklappern.


Schlimme Neuigkeiten für Ethelbert

Dick und Ethelbert unterhielten sich darüber wieviel Mirabell denn nun wirklich wert sei und Dick erklärte dem erstaunten Ethelbert, dass so ein Pferd durchaus im 6stelligen Bereich gehandelt würde... zumindestens dann wenn ein zahlungswilliger reicher Käufer gerade bei der Auktion anwesend sei.

Oder wenn das Pferd irgendwelchen Juroren gefallen hätte, wenn es gut trainiert wäre... und all das sei zweifelsohne bei Mirabell der Fall. Ethelbert stöhnte laut und lauter. Die schiere Verzweiflung war in seinem Gesicht zu abzulesen.

Als Dick dann noch anmerkte, dass keine Versicherung den vollen Wert eines solchen Pferdes bezahlen würde und Jochen höchstwahrscheinlich unversichert sei, beugte sich Ethelbert mal kurz über den Sattel und der zu vernehmenden Geräuschkulisse nach zu schliessen ging es ihm in der Magengegend zur Zeit nicht unbedingt gut.

Dick fand das Gespräch durchaus amüsant und sie hielt es für angebracht ihrem Grosscousin dritten Grades oder was der angeblich war, mal richtig den Kopf zu waschen. „Wenn ich nur dran denke was dem Mirabell so alles passieren kann.... da kann es einem ja Angst und Bange werden. Was ist denn wenn Mirabell von einem Auto angefahren wird und getötet werden muss? Das wird Jochen niemals verwinden.“

Ethelbert schaute Dick mit grossen, erschrockenen Augen an. Dick fuhr fort: „Und wenn er sich unterwegs irgendwo verletzt muss er vielleicht auch getötet werden. Und wahrscheinlich rennt er wiehernd und vor Schmerz schreiend schon in der Gegend rum....“ Ethelbert's Augen wurden zunehmend grösser.


Katastrophen-Dickie

„Oder vielleicht hat ihn ja eine Diebesbande geklaut um ihn dann nach Russland oder in den Orient zu verkaufen.“ fuhr Dick unverdrossen fort während Ethelbert's Physiognomie in zunehmendem Masse einer Nachteule glich.... so gross und weit aufgerissen waren seine Augen mittlerweilen. „Vielleicht rennt Mirabell ja auch eine Gruppe von Fussgängern um und ein kleiner Junge wird dabei so unglücklich hinfallen, dass er bald darauf im Krankenhaus stirbt. Und irgendwer muss dann für den Schaden aufkommen und.....“ .... Dick's Fantasie schien keine Grenzen zu kennen.

„Wenn Mirabell auf die Bundesstrasse rennt gibt es wahrscheinlich einen grossen Unfall bei dem mehrere Autos zusammenstossen. Ein Schulbus fährt dann von hinten hinein und 30 Schulkinder werden sterben“ meinte Dick nun zu Ethelbert. Ob sie es wirklich ernst meinte liess sich nicht deuten... machte sich die ansonsten doch so brave und sanftmütige Dick etwa einen Spass daraus den Ethelbert mal so richtig aufzuziehen.... bzw. vielleicht einmal zu „erziehen“?

„Hör auf, HÖR AUF“ brüllte Ethelbert nun. „Ich halte es nicht mehr aus. Das ist der schwärzeste Tag meines Lebens.“ Dann sprang Ethelbert von Cinderella, seinem Reitpony, und bat Dick ebenfalls abzusteigen. „Liebe Dickie, wenn wir Mirabell unverletzt finden schwöre ich dir hoch und heilig, dass ich ab heute der bravste und liebste Sommergast bin, den ihr jemals hattet. Ich werde euch fleissig im Stall helfen und sogar helfen das Fohlen Schneewittchen aufzuziehen. Das verspreche ich hiermit hoch und heilig.“


Ein folgenschweres Geständnis

Na das klang ja schonmal ganz gut und Dick war recht zufrieden mit ihrem Sommergast. Die beiden stiegen wieder auf und ein Lächeln zeichnete sich in Dick's Gesicht ab. Dass sie Mirabell wiederfinden würden stand übrigens für Dick fest.... das war ja nicht das erste Mal, dass irgendein Pferd oder Pony durchgegangen war. Und bisher war immer alles gutgegangen. Warum sollte es diesmal denn anders sein?

Und eigentlich ging es ihr ja nur darum diesem Ethelbert mal ein wenig Angst einzujagen. Ausserdem sind Mädels in der Regel viel vernünftiger als Jungs und aus diesem Grund gehören Jungs halt richtig erzogen.... und zwar von den Mädels. Das dachte sich die immer noch lächelnde Dick während die beidem am Dieksee entlangritten und den verschollen geglaubten Hengst Mirabell suchten.

„Du Dickie. Ich muss dir ein Geständnis machen. Das sage ich dir damit du mich auch richtig ernst nimmst. Wir wollten nämlich das Ponyfohlen Schneewittchen entführen. Der Ralf und ich wollten das tun weil ihr uns nicht mehr um uns kümmert“ „Ihr wolltet was?“ rief Dick ziemlich erregt. „Ihr wolltet Schneewittchen entführen? Ein kleines Fohlen braucht stündlich Muttermilch sonst stirbt es. Habt ihr das denn nicht gewusst?“

Dick nahm sofort ihr Handy und rief ihre Schwester Dalli an. „Du Dalli. Der Ethelbert hat mir gerade ein Geständnis gemacht. Stell dir vor die beiden wollten doch tatsächlich Schneewittchen entführen um uns beide zu ärgern. Stell dir sowas doch mal vor. Das Fohlen wär doch glatt eingegangen wenn die das getan hätten.“


Jetzt hab ich dich in der Hand, Bursche!

Nun hatte Dalli den Ralf sozusagen in der Hand. Die beiden Münchener Sommergäste wollten also ein erst wenige Tage altes Fohlen entführen und es somit quasi dem Tode weihen.... und dann hatte dieser Bursche sie, die Dalli, vor wenigen Minuten auch noch abgeknutscht. Und dabei hatte sich Dalli doch heftig gewehrt. Na wenn das nicht ausreicht um jemanden nach Strich und Faden zu erpressen?

„Du ich sag der Oma, dass ihr das Fohlen Schneewittchen entführen wolltet. Was glaubst du was die Oma dann machen wird? Die wird den Besen nehmen und euch beide sofort vom Immenhof verjagen... jawohl das wird sie. Ich kenn meine Oma ja. Da kennt die nichts. Und wenn ich ihr dann auch noch erzähle, dass du mich im Dodauer Forst abgeknutscht hast dann ist es sowieso aus!“.

„Nein das glaub ich nicht“ fuhr es Ralf durch den Kopf. „So ein kleines Biest.“ „Und in die Dickie bist du ja auch verknallt, Ralf. Dickie ist sowieso sauer weil ihr das Fohlen entführen wolltet. Wenn ich der dann auch noch erzähle, dass du mich abgeknutscht hast....“

Jetzt sprang Ralf vom Sattel runter. „Komm mal her Dalli!“ sagte er mit fester Stimme. Das klang nun dermassen streng, dass Dalli sofort gehorchte. Au backe... was würde denn jetzt geschehen? Kaum stand die Dalli da schnappte sich Ralf das kleine Biest, klemmte es sich unter den Arm, setzte sich auf einen Baumstumpf und begann ihr den Hintern zu versohlen. Aber ordentlich und richtig fest!

Dalli zappelte und schrie als würde sie am Spiess gebraten. Doch das half nichts. Dieser Ralf hatte verglichen mit der kleinen Dalli ja geradezu Bärenkräfte und verdrosch sie nach Strich und Faden. Wahrscheinlich war Dalli's Po mittlerweilen so rot wie ihr schönes Cowboy-Kostüm.


ENDE TEIL 17
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Beitrag von Ethelbert© »

Ralf, ein Rindvieh?

Dann liess Ralf endlich von der armen Dalli ab. Die stand auf und hielt sich erstmal den geschundenen Po. Der Ralf hatte ja ganz schön fest zugehauen. Aber wer nun glaubt, dass die Dalli sich durch soetwas beeindrucken liesse, der hat sich geschnitten. So etwas schmeisst ein Immenhof-Mädel doch nicht gleich um.

„Auaaaaaaa.... Ralf du bist ein richtiges Rindvieh. Jetzt kann ich nicht mehr auf Wynona aufsitzen. Ausserdem hätte ich niemandem davon erzählt, dass du mir gerade einen Kuss gegeben hast.“ „Aber ich hab dir keinen richtigen Kuss gege....“ wollte Ralf entgegnen. Allerdings sass Dalli bereits auf der Appaloosa-Stute Wynona, gab der die Schenkel und trabte des Waldweges entlang. Ralf stieg wieder auf die dreijährige Nessy, Jochen's pfeilschneller gescheckter Stute, und ritt der Dalli nach.

Dalli drehte sich rasch rum „Ausserdem entführt man keine Fohlen. Du bist genauso blöd wie Ethelbert“. Dann gab sie Wynona mal ordentlich die Schenkel und schoss im vollen Galopp davon. „Na warte“ dachte sich Ralf und trat mal ordentlich auf das „Pferdegaspedal“ welches sich bekanntlich an den Flanken des Pferdes befindet und mit Hilfe von energischen Schenkeldrücken in besagte Flanken seines reitenden Untersatzes aktiviert wird.


Das Ende aller Hoffnung?

Dick und Ethelbert ritten unterdessen in Richtung des Dodauer Forsthauses. Dick ritt etwa 10 m vor Ethelbert und der studierte seine „Freundin“ Dick ganz genau. Denn das beste Mittel um etwas zu lernen ist nun mal von anderen Leuten abschauen. Den entlaufenen Hengst Mirabell hatte Ethelbert in Gedanken schon abgeschrieben und wahrscheinlich würde er den Rest seines jungen Lebens als Stallknecht bei Jochen verbringen. Jawohl.... so würde er, der Ethelbert, wohl enden... als Stallknecht bei Jochen damit er den Verlust des edlen Hengstes Mirabell über die Jahre abstottern könne.

Und als Stallknecht oder vielleicht später mal als Reitlehrer oder gar Berufsreiter sollte man ja zumindestens eine bestimmte Sache einigermassen gut beherrschen. Nämlich das Reiten. Also beobachtete Ethelbert genau wie Dick sich auf dem Pferd hielt, welche Bewegungen sie machte und er bemühte sich es seiner kleinen Freundin vom Immenhof gleichzutun. Die beiden waren kurz vor dem Forsthaus als Dick vorne plötzlich einen hellen Schrei ausstiess und Ritchie, ihr Reitpony, in einen flotten Galopp versetzte. Dann stiess sie nochmal einen hellen Schrei aus: „Da drüben, Ethelbert! Da drüben ist Mirabell.“

Aber diese Worte klangen viel zu schön als dass ihnen der arme Ethelbert Glauben schenkte. „Da hinten am Gatter steht er, Ethelbert!“ Und tatsächlich.... Ethelbert traute seinen Glubschaugen kaum... da graste Mirabell, der immer noch gesattelt war, friedlich an der Pforte zur Wiese. Der nun folgende freudige Aufschrei von Ethelbert war vermutlich in der ganzen Holsteinischen Schweiz zu hören. Er breschte mit Cinderella heran und sprang sofort von seinem Reitpony herunter. Dick tat das gleiche.


The lucky one

Die beiden beäugten zunächst einmal Mirabell, Jochen's wahrscheinlich unbezahlbaren Dressurhengst. Ob der sich vielleicht verletzt hatte? Dick, die erfahrene Pferde- und Ponyfachfrau, ging im Kreise um Mirabell herum und schaute sich die Flanken und danach die Läufe des edlen Oldenburger Hengstes an. Aber Mirabell schien ganz in Ordnung zu sein und genoss das frische grüne Gras, die gleissende Sommersonne und die Streicheleinheiten, welche ihm von Dick verabreicht wurden.

Ethelbert musste vor Aufregung erstmal Wasser lassen. Soviel Aufregung schlägt halt auf die Blase. Aber dann ging der Freudentaumel los. Hach was war das schön... dem Ethelbert schien nicht nur ein Stein vom Herzen gefallen zu sein sondern gleich der Mount Everest. Oder zumindestens doch ein beträchtlicher Teil des Bungsberges, welcher bekanntlich der höchste Berg Schleswig-Holsteins ist. Obwohl die Bezeichnung „Berg“ eine erhebliche Übertreibung dieses Sachverhaltes darstellt.... wie der alpenerfahrene Hobby-Gebirgswanderer Ethelbert Gravenhorst erst gestern abend gegenüber der Frau Jantzen geäussert hatte.

Dick und Ethelbert umarmten sich lachend, sprangen um Mirabell herum und klopften dem Hengst auf beide Hinterbacken, auf die Flanken und auf seinen schön geschwungenen Pferdehals. Dann umarmte Ethelbert die Dickie noch einmal.... denn die erste Umarmung war dem freudig erregten Ethelbert viel zu wenig gewesen. Ausserdem war es keinesfalls unangenehm Dick zu umarmen. Die hatte ja nur ein Bikini-Oberteil über ihrer Jeans... und die Tatsache Mirabell wiedergefunden zu haben war gewiss ein guter Grund ein junges Mädel vom Immenhof zu umarmen.

In der Zwischenzeit näherten sich zwei weitere Reiter und das mussten wohl Dalli und Ralf sein. Die beiden hatten schon aus der Ferne mitbekommen, dass sich am Forsthaus Dodau höchst freudige Ereignisse zutrugen. Und der Anblick eines Pferdes, um welches zwei Gestalten tanzten, liess Rückschlüsse zu was gerade am am Forsthaus geschah. „Du Ralf. Die haben Mirabell gefunden“ rief Dalli nach hinten. „So ein Mist. Ich hätte es dem Ethelbert doch so gegönnt wenn er noch ein paar Stunden nach Mirabell suchen müsste“ fügte sie bei. „Oder ein paar Tage. Das würde dem Mistbock von Ethelbert nicht schaden.“


Die Meisterküsser

Dalli war mittlerweilen bei Ethelbert und Dick angekommen und sprang sofort vom Sattel. Wie man in ihrem strahlenden Gesicht ablesen konnte war jedoch auch sie hochzufrieden, dass alles gut ausgegangen sei.

Natürlich wäre es besser gewesen wenn der Ethelbert noch ein paar Stunden in der Ungewissheit gelebt hätte. Und wenn er sich fürchterlich gequält hätte... und mit verweinten Augen in der Gegend rum laufen würde. Aber besser ein lebendiges, gesundes Pferd als ein Ethelbert in Ungewissheit und in Tränen... oder so.... das dachte sich wohl die Dalli.... falls sie in diesem Augenblick überhaupt grossartig nachdachte.

„Hach ich könnte jetzt jeden umarmen... sogar den Hein Daddel“ ereiferte sich der in höchstem Masse freudig erregte Ethelbert. „Und ich könnte jeden abküssen.“ Ralf, der mittlerweilen ebenfalls abgestiegen war, zog es vor erstmal ein wenig Abstand von Ethelbert zu halten. Denn das Risiko von Ethelbert abgeküsst zu werden schien ihm doch zu hoch. Unterdessen waren die beiden Schwestern dabei Mirabell abzusatteln und ihn nochmal ausführlich zu untersuchen... man weiss ja nie. Und bei einem so kostbaren reitenden Untersatz wie Mirabell..... da weiss man erst recht nie.

„Du Ethelbert? Von wegen jeden umarmen und abknutschen.... versuch es doch mal mit der Dalli.
Gib ihr mal einen ordentlichen Kuss.... aber so richtig mit Schmackes!“ Die beiden Schwestern waren immer noch dabei Mirabell von seinem Sattel zu befreien. „Geh gib der Dalli mal einen ordentlichen Kuss“ feixte Ralf nun. „Aber du traust dich wahrscheinlich ja gar nicht. Feigling! Feigling! Feigling!“

Da Ethelbert jedoch aufgrund des Wiederauftauchens von Mirabell überglücklich war.... aber auch angesichts der beiden Schwestern in ihren Bikinis, den Jeans und den hübschen Haarschleifen.... hielt er kurz inne. „Ich mich nicht trauen? Ach was Ralf.... ich bin heute so gut drauf, dass ich jeden abküssen könnte. Sogar die Ponys von der ollen Jantzen und die Stine... obwohl die nicht ganz meine Altersklasse ist“.

Ethelbert trat beherzt auf die beiden Mädels zu. Dann fasste er Dalli von hinten um die Hüften. Die drehte sich überrascht rum und Ethelbert verpasste ihr einen Kuss, der sich gewaschen hatte.


Besser einen Zungenkuss als einen Lungenschuss

Das dauerte einige Sekunden. Der völlig überraschten Dalli gelang es nach ca. 5 Sekunden sich von dem küssenden Münchener Sommergast zu befreien. Dann fing sie an zu schreien und flüchtete sich in die Arme ihrer Schwester: „IIIiiiiiigittt.... so ein Ferkel. Der hat ja mit seiner Zunge.......“ Ethelbert war richtig stolz auf seine Leistung. „Na Ralf? Hast du das gesehen? Der habe ich einen Zungenkuss verpasst den sie ihren Lebtag lang nicht vergessen wird“ „Du hast was?“ entgegnete Ralf lachend.

„Ethelbert, du Schwein!“ ertönte es aus Richtung der beiden Schwestern und Ralf klopfte sich lachend auf die Schenkel: „Du hast ihr wirklich einen Lungenschuss verpasst...ähhhh.... Zungenkuss? ... Ha Ha Ha... HaaaaHaaaa.....“ Unterdessen waren die beiden Schwestern in höchster Aufregung. „Sowas macht man nicht, du dummes A..rsch..ch“ meinte Dick ziemlich energisch. „Meine Schwester ist doch erst 13½“. Ralf klopfte sich immer noch lachend auf die Schenkel und schien sich nicht mehr einzukriegen.

„Und du hör auf zu lachen“ meinte Dick ebenso energisch zu Ralf. „Ihr Männer seid doch alle gleich. Ihr seid manchmal richtige Monster. Und ausserdem ist dein T-Shirt ganz verschwitzt. Schau mal unter deine Achsel. Du läufst ja rum wie ein Landstreicher!“

Und zu Ethelbert gewandt sagte Dick: „Du hattest versprochen von heute ab ein ganz neuer Mensch zu werden. Erinnerst du dich nicht mehr? Du hast es mir ja sogar geschworen als wir um den Dieksee geritten sind. Du wolltest dich ab heute ausschliesslich um die Stallarbeit und um das Fohlen Schneewittchen kümmern“. Ach Herrjeh.... das hatte Ethelbert im Überschwang seiner Gefühle wohl schon vergessen.

Dalli wischte sich erstmal den Mund ab und spuckte auf den Boden. „Bääähh... so ein Ferkel. Ethelbert du bist ein Dreckschwein.... Bäähhhhh.....“ Ralf näherte sich Dalli und getreu dem Motto „Wer zuletzt lacht der macht das Licht aus“ bzw. „Wer anderen eine Grube gräbt der fällt selbst vom Pferd“ klopfte er der Dalli sanft auf die Schultern. „Du wolltest doch einen Kuss, Dalli? Erinnerst du dich nicht mehr? Ha Ha Ha......“


Pssssttt.... nichts dem Jochen verraten!

Dalli schaute Ralf voller gespielter Verachtung an und Dick grübelte kurz darüber nach was Ralf denn wohl gemeint haben konnte. Die wusste ja schliesslich nicht was sich vorher zwischen Ralf und Dalli am Dieksee so alles abgespielt hatte. Dalli verlangte nun von Dick einen Kaugummi um den wie sie es höflich auszudrücken versuchte „schlechten Ethelbert-Geschmack aus dem Mund zu bekommen“. Ralf brach daraufhin wieder in Lachen aus und klopfte sich auf die Schenkel. Ethelbert sah immer noch aus als hätte er gerade 10 Millionen Euro im Lotto gewonnen. Plötzlich hörten die vier eine Autohupe.

Es war mittlerweilen schon kurz vor drei Uhr nachmittags und Jochen war zusammen mit seiner Verlobten Angela offenbar bereits aus Hamburg zurückgekehrt. Dort hatten die beiden noch einige finanzielle Transaktionen geregelt. Dick schnappte sich kurz Ralf und Ethelbert. „Wir sagen nicht, dass Mirabell durchgegangen ist. Das gibt nur Stress wenn wir Jochen das erzählen. Ausserdem ist Mirabell ja nichts passiert. Versprochen?“

Und ob das versprochen war.... Ralf und Ethelbert taten nichts lieber als der Dickie dies höchst feierlich zu versprechen. Man wollte sich auch nicht unbedingt mit Jochen anlegen, denn dafür schien dieser Bursche viel zu kräftig gebaut zu sein. „Du bist ein Klasse Kumpel, Dickie!“ meinte Ethelbert. „Wird die Dalli auch dicht halten?“ Dalli stand neben den dreien und versuchte anscheinend immer noch den schlechten Ethelbert-Geschmack aus dem Mund zu bekommen. „Ich werde schon nichts verraten. Aber wehe du gibst mir nochmal einen Kuss, du A..rsch..ch!“


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Ach dieser von Roth!

Jochen stieg aus und ging auf die vier Freunde zu. „Na habt ihr Mirabell wieder eingefangen?“ fragte er lachend. Für die nächsten zehn Sekunden herrschte bei den vier Freunden betretenes Schweigen. Sie schauten sich gegenseitig ungläubig an.... und in ihren Augen stand zu lesen: „Nein. Ich habe Jochen nichts verraten. Woher weiss der denn das?“ „Ach dieser von Roth“ flüsterte Ethelbert ganz leise und kickte heimlich einen kleinen Sandstein weg. Das tat er immer wenn er ganz besonders nervös oder angespannt war.

„Warum schaut ihr denn alle so betrübt?“ fragte Jochen nun weiter. „Mirabell ist doch nichts passiert. Der sieht gesünder aus als jemals zuvor.“ Dick ergriff nun das Wort. „Also Jochen.... wie kommst du denn auf die Idee, dass wir Mirabell wieder eingefangen haben? Es ist doch nichts passiert.... weil....“.

Jochen sah Dick mit einem breiten Grinsen an. „Eure Oma hat mich angerufen. Dalli hat ihr doch heute Mittag per Handy mitgeteilt, dass Mirabell dem Ethelbert am Dieksee weggelaufen sei.“ Ach Gott und Herrjeh.... Dalli schaute unter sich und schlug sich dann mit der Hand vor die eigene Stirn. „Die Oma, die Oma.... ich hab ja unsre Oma angerufen und ihr alles erzählt.Hätt ich das doch nur nicht gemacht.... Ach Herrjeh.... Du Jochen? Bist du uns jetzt etwa böse?“


Ein Pferd namens Einstein

„Euch böse sein?“ entgegnete Jochen lächelnd. „Wie kann man euch Rasselbande denn böse sein? Hein hat mich vor einer Viertelstunde angerufen. Mirabell sei ohne Reiter zurückgekehrt. Und weisst du, meine kleine Hexe.... ich kann ja eins und eins zusammenzählen.“ Die Freunde sowie Jochen schauten den Ethelbert vielsagend an und der schaute vielsagend an ihnen vorbei. Das sollte wohl heissen: „Ihr könnt es wohl nicht lassen ständig auf mir herumzutrampeln und mir die Schuld an allem zu geben?“

„Ausserdem ist Mirabell ein intelligentes Tier“ sagte Jochen nun.. Der weiss doch in welchen Stall er gehört und findet den Weg zurück immer ganz alleine. Habt ihr das nicht gewusst? Mirabell ist der klügste Hengst in der Holsteinischen Schweiz“. Wie auf Kommando schüttelte sich Mirabell und wieherte kurz.

Ralf schaute erstaunt zu Mirabell hinüber und schüttelte ungläubig den Kopf: „Versteht das Pferd etwa was du gerade gesagt hast, Jochen? Nein das glaube ich nicht....“ „Und ob, Ralf. Mirabell weiss es wenn man von ihm spricht. Gell das glaubst du nicht?“ entgegnete Jochen im Brustton der Überzeugung. Aber sowas kann eigentlich nicht sein. Ralf schien nicht wirklich davon überzeugt zu sein, dass ein Pferd dermassen intelligent sein könne. Da steckte vermutlich irgendein Taschenspielertrick dahinter.

„Der Gaul hat bestimmt einen Sender eingebaut“ raunte Ethelbert zu Ralf rüber. „Wahrscheinlich hat Mirabell irgendwo einen SMS-Empfänger oder sowas.“ „Ja ja....“ entgegnete Jochen grinsend. „Und auf seinen A..rschbacken hat Mirabell einen Barcode eintätowiert. Und in seinen Ohren habe ich ihm einen RFID-Chip implementiert. Neee Bursche. Der Mirabell ist ein ganz kluger Kerl!“.


Der neue Immenhof-Firmenwagen

„Sooooo und jetzt schaut euch mal den Audi an“ meinte Jochen nun. Jochen und Angela waren nämlich mit Frau Jantzen's Audi Kombi gekommen. Angela stieg aus dem Wagen aus und schloss die Türen. Dann zeigte sie stolz auf die Seiten des Autos. Da stand in grosser bunter Schrift zu lesen. „Ponygestüt Immenhof“ und darunter die Internetadresse. Eine kleine Grafik vom Immenhof war auch zu sehen. „Das sieht aber toll aus, Jochen“ meinte Dick. „Sowas von chic. Jetzt kennt jeder die Adresse vom Immenhof wenn er Oma's Wagen irgendwo sieht“.

„Das haben wir ja extra dafür machen lassen, Dickie“ entgegnete Angela. „Wir müssen soviel Werbung wie möglich machen für unser Ponygestüt. Das braucht man heute. Die Konkurrenz ist gross und hier in der Holsteinischen Schweiz gibt es jede Menge von Freizeiteinrichtungen, die Ponys vermieten und Reitkurse anbieten.“ Angela hatte jetzt einen richtigen Geschäftsfrauen-Blick drauf.... und irgendwie hatte sie auch einen „Ausserdem heiraten Jochen und ich bald“-Blick drauf kombiniert mit einem „Und dann schmeissen wir hier den Laden ganz allein“-Blick.

Mittlerweilen hatte Dick eine Handy-Botschaft von ihrer Oma, der Frau Jantzen, bekommen. „Wo sie denn blieben und Stine hätte das Mittagessen schon längst gemacht und überhaupt....“ hatte Frau Jantzen den Freunden auf einer SMS mitgeteilt. „Komm Dalli. Es ist Zeit zu gehen. Lass die Kerle hier sich amüsieren“ meinte Dick und im Nu sassen die beiden Schwestern auf ihren Ponys und Pferden und noch viel im Nuer waren die beiden verschwunden.

Ralf und Ethelbert blieben wie angepflanzt stehen und blickten den beiden Mädels nach. „Weisst du was, Ralf? Ich glaube Dick und Dalli interessieren sich einen Sch..eiss für uns zwei. Die beiden machen doch einfach was sie wollen und....“ Doch Ralf lief bereits in Richtung von Jochen's VW Golf Pickup, den dieser den beiden ja zur Verfügung gestellt hatte. „Komm Ethelbert. Wir fahren zurück. Wir müssen ja schliesslich auf die beiden aufpassen.“ Dann waren auch Ralf und Ethelbert verschwunden.

Jochen stand noch eine Weile da und schaute der Rasselbande nach. Dann schüttelte er nochmal lächelnd den Kopf und führte Mirabell zurück in den Reitstall. Dort wollte er sich nochmal selbst davon überzeugen, ob Mirabell auch wirklich unbeschadet dem ganzen Immenhof'schen Tohuwabohu entkommen sein.


Die gute Seele vom Immenhof

Ralf und Ethelbert sassen mittlerweilen in der Küche des Immenhofes und harrten der Dinge die da noch zu kommen drohten. Aber vor allem hatten die beiden einen Bärenhunger. Stine, die Hausangestellte von Frau Jantzen, geborene Schwäbin und so ca. Ende 30, war gerade dabei das Mittagessen nochmal in der Mikrowelle zu wärmen.

„Mittach iss färtisch. Ha noi... kummt's ihr zwoa.“ ertönte es nun in schwäbischen Tonfall. Stine, die ja eigentlich Stefanie hiess, hatte sich mit den beiden Münchenern Sommergästen mittlerweilen angefreundet und sie konnte nie genug bekommen von Ralf's Erzählungen über die Münchener Wiesen, das Hofbräuhaus sowie die Promis, welche Ethelbert angeblich kannte.

„Ich kenn Ottfried Fischer ja personlich“ hatte Ethelbert ihr auf die Nase gebunden und da Stine ein grosser Fan von Otti war hatte Ethelbert bei ihr ein Stein im Brett. „Ha noi... den Ottfried seh isch ja so gern' im Fernsehen. Zum Beispiel wenn's er den Pfarrer Braun spielet tut....“ ... die Stine war sehr begeistert über Ottfried Fischer. Und anscheinend war Otti Fischer auch in anderen Dingen Stine's grosses Vorbild, denn von Schlankeitsdiäten schien die gute Seele des Immenhofes überhaupt nichts zu halten.

Als Ethelbert und Ralf am Tisch sassen und assen kam aufeinmal Dalli angerannt. Sie stecke sich ein Brötchen in den Mund, schluckte hastig ein halbes Glas Milch, nahm ein zweites Brötchen in die linke und ihr Handy in die rechte Hand. Während sie das Brötchen ass, telefonierte bzw. handyfonierte sie und entschwand, alles gleichzeitig. Ralf und Ethelbert hatten gerade noch die Worte „Ja ihr könnt alle kommen verstanden“.

Nachdem Ralf und Ethelbert ihre Tellerchen ordentlich leergegessen hatten, sich höflich bei Stine bedankt und ihr gesagt hatten, dass es wahrscheinlich keine begabtere Köchin als Stine gäbe.... verliessen sie die Küche um neuen Taten entgegenzuschreiten. Genau genommen langweilten sich die beiden und wollten wie üblich mal nach den Mädels schauen. Und noch genauer genommen hatte vor allem Ralf nichts anderes im Kopf als andauernd „nach den beiden Mädels zu schauen“.


Die grosse Attraktion

Die beiden strebten zielsicher dem Ponystall entgegen. Aber was war denn da? Eine ganze Meute von jungen Mädels stand da vor dem Ponystall mit Dalli an der Spitze. Dem Alter nach zu schliessen mussten das wohl die Schulfreundinnen von Dalli sein und der Menge nach zu schliessen durfte es sich wohl um die gesamte Schulklasse inkl. kleiner Geschwister und sonstigem Anhang handeln.

„Kommt mit. Schneewittchen steht da hinten“. Laut jubelnd begaben sich die Mädelschwadron in den Stall und Ethelbert stapfte ihnen nach ... was da wohl wieder los war? „Oooooh wie niedlich. Ein so süsses Fohlen hattet ihr ja noch nie auf Immenhof. Neeiiinnnn.... komm mal her... aaachh wie süüüsssss....“ ... dem Ethelbert schwante nichts gutes.

Ohne Zweifel schien das gerade mal zwei Tage alte Fohlen Schneewittchen die grosse Attraktion zu sein. Aber sollte man etwa auf ein Fohlen eifersüchtig sein? „Die spinnen alle“ meinte Ethelbert zu Ralf, der mittlerweilen auch die Scheune betreten hatte und zussammen mit Ethelbert an der Tür stand.
„Die spinnen total. Wegen einem Fohlen so ein Trara zu machen... das gibt's doch nur auf dem Land“.

In diesem Augenblick kam Dick in den Stall gerannt. Sie rannte die beiden fast um, kümmerte sich aber nicht weiter darum sondern lief in Richtung Ponybox wo Dalli und ihre Freundinnen bereits herumstanden und sich voller Bewunderung und Begeisterung über das Ponyfohlen fast nicht einzukriegen schienen. „Hast du das gesehen, Ralf? Die hat uns nicht mal angeschaut, diese doofe Dickie. Die hat uns wahrscheinlich überhaupt nicht gesehen. Nur noch das Ponyfohlen haben die beiden im Kopf, Ralf. Hier muss eindeutig etwas geschehen.“ Dem Ralf war die Sache mittlerweilen auch nicht mehr ganz geheuer... das sah man seiner leicht gerunzelten Stirn und dem kritischen Blick an.

„Und jetzt bringen wir Schneewittchen auf die Weide“ rief Dick und alle Mädels brachen in lauten Jubel aus. „Los wir bringen die Ponys auf die Wiese... kommt alle mit“.


Schneewittchen Superstar

„Und ich habe Dick auch noch hoch und heilig versprochen mich ab heute ausschliesslich um Schneewittchen und die Stallarbeit zu kümmern“ wimmerte Ethelbert. „Den ganzen Tag in diesem doofen stinkigen Stall verbringen und mich auch noch um dieses herumkackende Minipferd zu kümmern.... Pfui Deibel. Ralf, ich bin verloren!“

Ralf überlegte einen Augenblick.... dann noch einen... dann hob der die Hand.... dann überlegte er wieder... hob die Hand.... und begann schliesslich das Resultat seines Brainstormings, was auf deutsch Gedankensturm bedeutet, seinem offensichtlich ziemlich angewiderten und recht deprimierten Kumpel Ethelbert mitzuteilen.

„Ich hab's Barry! „Wir machen Schneewittchen zu einem Star. Ganz einfach!“ „Ganz einfach?“... Ethelbert wunderte sich ganz einfach. „Ja ganz einfach“ fuhr Ralf fort. „Wenn die beiden Schwestern nur noch das Fohlen im Sinn haben machen wir eben mit. Wir werden Schneewittchen zu einer Berühmtheit machen und auf diese Weise haben wir die beiden wieder auf unserer Seite. Pass mal auf, Barry. Die beiden fressen uns noch aus der Hand... genau wie Schneewittchen“

„Aha. Alles klar! Sehr listig. Klingt schonmal recht interessant“ entgegenete Ethelbert. Allerdings war ihm anzusehen, dass er Ralf's anscheinend genialen Plan überhaupt nicht kapiert hatte. Ein Ponyfohlen zum Superstar machen? Wie sollte denn das funktionieren? Sollte das Fohlen etwa bei Dieter Bohlen auf RTL auftreten?

„Ruf mal Mans an und frag ihn wann er denn Zeit habe. Wir brauchen Computer, Software, Internetanschluss und das übliche.“ „Aha, aha...“ meinte Ethelbert, schnappte sich Ralf's Handy und rief mal eben den Mans ein. Dem log er vor, dass Ralf total begeistert von der Rap-Nummer sei, die Mans neulich im Immenhof-Scheunenzirkus zum Besten gegeben hätte.

„So und jetzt hör mal zu Mans.....“


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Beitrag von Ethelbert© »

Der Holstein-Rapper

„Du hast doch die Webseite von Dick und Dalli gemacht?“ Mans bejahte die Frage. Nun nahm Ralf das Handy und unterhielt sich mit Mans. „Wir haben nämlich einen Plan, Mans. Du sollst nämlich für uns einen richtig tollen und guten Rap komponieren. Der muss richtig fetzen“. Am anderen Ende der Leitung schlug Ralf eine geradezu ungestüme Begeisterung entgegen. Auch Ralf geriet daraufhin so richtig in Euphorie und Hochstimmung.... sowas machte ihm nämlich einen Riesenspass. Und dem Mans und dem Ethelbert erst recht!

„Und Ponys und ein kleines Ponyfohlen namens Schneewittchen müssen in deinem Rap auch vorkommen. Und dass die beiden Schwestern richtig scharfe Feger sind muss auch darin vorkommen..... du verstehst? Und dann müssen wir uns bei dir treffen. Wir wollen nämlich die Webseite von Dick und Dalli aufmotzen.“

Mans war ausser sich vor Begeisterung. Ein von ihm selbst geschriebener Rap sollte auf die Webseite von Dick und Dalli? Oder sogar auf die vom Immenhof? Das schien ja zu toll zu sein. Wahrscheinlich war dies der erste Schritt zu einer deutschlandweiten Karriere des Holstein-Rappers Mans aus Bad Malente/Gremsmühlen.

„YOOOOH Brothas and Sistas! YOOOH! Wird gemacht! Ich mach mich gleich ran. YOOOOH!“


Immenhof-Rap featuring Mans und die gequälten Geister

Na wenn das nicht toll war.... und ausserdem würde er noch heute seine Band zusammentrommeln. Die Band bzw. „Gang“ nannte sich übrigens „Mans featuring die gequälten Geister“. Früher nannten sie sich „Catharina Malente featuring die gesetzlosen Holsteiner“ aber irgendwie fand jeder diesen Namen doof und ausserdem hiess niemand „Catharina“ mit Vornamen.

Mans schnappte sich ein Mikrophon, drückte die Aufnahmetaste seines Vierspurstudio- Digital-Universal- Irgendwas- Mixer- Dingsbums-Gerätes und begann wild zu improvisieren. So macht es halt jeder anständige Rapper, der etwas auf sich hält. Und Mans hielt viel auf sich selbst. Ein richtiger Rapper setzt sich nicht etwa ans Piano und komponiert erst langwierig und mühevoll.... Nein! So einer fetzt direkt los. Und zwar möglichst laut, damit es auch jeder der zufälligerweise am Fenster zur Strasse vorbeischlendert, mithören kann.


Oma, Pudlich, Hein und Jochen
kamen aus dem Stall gekrochen.
Hein Daddel der war sturzbesoffen... YOOOH!!
Den Jochen macht's total betroffen.
YOOH! Total, total, total betroffen... YOOOH!!

Dickie kommt mit Schneewittchen
und Dalli ist ein kleines Flittchen... YOOOH!!!!
Sie spannen Ponys an den Wagen
da platzt der Oma gleich der Kragen
und hinten druff noch all die Plagen.


(Mans sang immer schneller... denn als Rapper muss man vor allem eins machen: schnell und rhytmisch sprechen... äh... singen.... oder rappen!)


Das ist der Holstein Rap,
und das geht jetzt ab.
Der bringt dich ins Grabb ... äh ins Grab.
YOOOOH!!

YOOH MAN!
In Malente bleib ich bis zur Rente.
Und ab geht's zur Schwentine
Dalli ist 'ne tolle Biene.
Dickie ist cool genau wie die Stine.
Ethelbert schifft in die Latrine.... YOOOH MAN!...
Mans hat einen langen... ähmmm... Schnabel
und rappt überhaupt ned miserabel
Und Kain erschlug den Abel.
Schneewittchen hat kleine Tittchen... näähh... passt ned. Muss ja anständig sein sonst wird's ja nicht im Radio gesendet. Obwohl die Ami-Rapper ja auch ziemlich dreckige Sachen singen... äh rappen....


Mans war in allerhöchster kreativer Hochform und komponierte den wahrscheinlich nächsten Nummer- 1 Tophit der deutschen All-on-air oder was-auch-immer TOP-Download-Charts von Viva, MTV, Bravo und der NDR-Jugendhitwelle oder zumindestens sowas ähnliches.


Der grossartige Geheimplan

Unterdessen begannen Ralf und Ethelbert damit einen grossartigen Plan zu erstellen. Die Idee hatte Ethelbert, der langsam begriff was sein Freund Ralf überhaupt vorhatte. Schneewittchen, das kleine Ponyfohlen, sollte zu einer Berühmtheit gemacht werden. Die Zeitungen, das Radio und das Fernsehen sollten über Schneewittchen berichten und es filmen. Auf diese Weise hätten die beiden natürlich die beiden Immenhof-Schwestern sozusagen voll auf ihrer Seite. Und nicht nur dass.... Dick und Dalli würden den Ralf und den Ethelbert dann geradezu anbeten.

Dabei betete Dickie den Ralf bereits an... das hatte die kleine Schwester Dalli dem Ralf doch am Dieksee mitgeteilt... aber der Ralf hatte das irgendwie immer noch nicht richtig bemerkt. Ausserdem glaubte Ralf diesem kleinen Biest Dalli sowieso kein Wort. Und irgendwie war Dickie ein wenig zurückhaltend und liess sich nicht so leicht aus der Reserve locken. Sie war eher das Gegenteil ihrer extrovertierten, ständig überdrehten und etwas verrückten kleinen Schwester. Dass zwei Schwestern aber auch so unterschiedlich sein können?

„Du Ralf. Ich hab's! Weisst du was wir mit Dick und Dalli machen werden?“.... Ethelbert's Augen leuchteten, sein Gesicht hatte sich geradezu triumphartig erhellt und er fing an mit den Händen wild zu gestikulieren. Ralf blickte seinen Kumpel neugierig an. Nun fing Ethelbert an seinen grossartigen Plan zu erläutern. „Wir werden ein Musikvideo mit Dick und Dalli drehen. Oder sogar zwei. Pass auf, Ralf. Wir machen das folgendermassen.“


Das Immenhof-Musikvideo!

Nun setzten sich die beiden erstmal auf die bequeme Holzbank, welche neben dem Stall stand. „Wir drehen ein Video mit Dick und Dalli auf ihrer Ponykutsche. Die beiden werden dieses komische Immenhof-Lied singen das sie von ihrer Oma gelernt haben.“

„Ach du meinst dieses «Dideldi Didelda mit der Mundharmonika», Barry?“ „Jawohl, Ralf. Genau das! Und dann drehen wir ein Video mit Dick wie sie in einem Kahn sitzt und ein Liebeslied oder sowas singt und mit ihrer Mundharmonika spielt. Oder so. So was muss richtig romantisch sein. Oder so. Und es müsste Nebel oder sowas sein oder so. Oder wenn die beiden auf der Weide mit Schneewittchen stehen oder so.“

„Oder so. Oder so“... das dachte Ralf sich als er dem Ethelbert zuhörte. „Was der aber auch manchmal für seltsame Ideen hat“. Dann dachte Ralf nochmal einen Augenblick nach und nun erschien ein Lächeln in seinem Gesicht. Die Idee ein Musikvideo mit Dick und Dalli zu drehen schien nun auch dem Ralf sehr zu gefallen. „Grossartige Idee, Barry. Muss ich sagen. Hätte ich dir gar nicht zugetraut. Und wer ist der Regisseur?“

„Ich natürlich“ entgegnete Ethelbert. „Den Regisseur kann nur ich abgeben. Ob du das nötige Durchsetzungsvermögen und die notwendige Fantasie und technische Fachkompetenz für ein solches Unterfangen hast wage ich einmal zu bezweifeln.“ „Wie bitte... ähmmm... was....?“.... doch Ralf kannte ja seinen Kumpel Barry-Ethelbert Gravenhorst aus München, der von manchen Leuten bisweilen auch „Barry das Grossmaul“ genannt wurde. Wenn der nicht die erste Geige spielen durfte und im Mittelpunkt stand fühlte der sich nicht wohl. Also sollte man ihn ab und an die erste Geige spielen lassen.... oder zumindestens ihm das Gefühl geben dies zu tun.


Meisterregisseur Ethelbert

„OK Barry. Du machst den Regisseur. Du kannst das... ich weiss das“ entgegnete Ralf toternst. Dabei wusste Ralf doch genau, dass am Ende wieder einmal alles an ihm hängen bleiben würde. „Du Barry... diese Videoclips werden gigantomanisch fantastisch.... das spüre ich. Wo Talent ist da ist halt Talent.“
Ethelbert strahlte nun wie ein Putzeimer. Er war sich sicher, dass mit ihm als Videoclip-Regisseur das ganz eigentlich nicht schief gehen könne. Jetzt stellte sich allerdings ein neues Problem.

„Ralf, ich brauch eine Regisseursmütze, einen Regie-Stuhl, ein Klappe auf der Einstellung 10 oder so draufsteht.... und dann brauch ich ein Megaphon oder sowas um meine Regie-Kommandos durch zu geben. Und ich brauch eine Schirmkappe und eine schwarze Sonnenbrille.“ „Zuerst brauchen wir mal ein Drehbuch, Barry“ meinte Ralf nun. „Und wir müssen einen Drehtermin festlegen. Und wir müssen Dick und Dalli überzeugen in dem Musikvideo mitzuspielen.“

„Du Barry, ich glaub ich hab da eine Idee.... hör mal zu.“ Ralf und Ethelbert unterhielten sich einige Minuten und dann begaben sie sich in Richtung Scheune. Und zwar genau dorthin wo die Ponykutsche von Dick und Dalli stand. Etwa 10 Minuten später stand die Ponykutsche mitten auf dem Hof und Ethelbert begab sich in den Ponystall. Wenig später kam er mit zwei Ponys wieder aus dem Stall zurück. Die beiden Ponys wurden nun vor die Ponykutsche gestellt. Ralf sprang unterdessen vor der Ponykutsche auf und ab und hielt dabei Ethelbert's Videokamera in der Hand. Er machte eine Probeaufnahme und prüfte ob das Mikrophon auch ordnungsgemäss arbeitete.


Generalprobe

Dann stellte Ralf die Kamera auf einen Campingstuhl, der als Stativ diente, und drückte den Selbstauslöser. Flott sprang er zu Ethelbert auf die Ponykutsche und setzte sich neben ihn. Dann begannen Ralf und Ethelbert zu singen:


Dideldi Didelda mit einer Mundharmonika
Dideldum Dideldi - Tralala und Tralali
Mit dem rechten Bein und dem linken Bein


Das klang entsetzlich falsch und unmelodisch. Ausserdem stimmte der Text ja überhaupt nicht. Aber das war ja nur die Probe für das wahrscheinlich grösste und beste Musikvideo aller Zeiten. Zum Glück waren die Mädels bei den Ponys auf der Weide und zum Glück war es um die Zeit auf dem Immenhof ziemlich ruhig... wie könnte man denn auch sonst so ein tolles Probe-Musikvideo drehen?

„So fertig. Probe beendet, Ralf“ rief Ethelbert begeistert. „Jetzt werden wir Dick und Dalli unser Musikvideo einmal vorführen. Wenn sie es erstmal gesehen haben werden sie vor Begeisterung bestimmt umfallen! Und die werden dann einwilligen mit uns das richtige Musikvideo zu drehen. Da bin ich mir absolut sicher, Ralf!“

„Ja die zwei werden umfallen.... aber vor Begeisterung?“.... dem Ralf schwante wohl nichts gutes.


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Beitrag von Ethelbert© »

Der grosse Schlachtplan

Ralf und Ethelbert berieten sich noch eine kurze Weile. Sie stellten eine Art Schlachtplan auf, um die die beiden Schwestern dazu zu bewegen in ihrem grosssartigen Musikvideo mitzuwirken. Dann begaben sie sich noch einige Zeit in ihre Gemächer und dann war auch schon Abendessenzeit. Und das war ja schliesslich neben der Frühstücks-, der Mittagessen- sowie der Nachmittagskaffeetrinkenzeit die wichtigste Zeit überhaupt!

Dick und Dalli hatten die Ponys in der Zwischenzeit von der Weide gebracht und sassen bereits im Wohnzimmer wo die mittlerweilen stark angewachsene Immenhof-Familie ihre Mahlzeiten einzunehmen pflegte. Ralf und Ethelbert waren heute merkwürdig ruhig und gesittet. Die beiden sprachen kaum ein Wort und bedankten sich mehrmals freundlich bei Frau Jantzen und der Hausangestellten Stine.

Sie sassen da wie die perfekten, wohlerzogenen Kavaliere. Ob die zwei gerade einen Benimmkurs im Internet gelesen hatten? „So kenn ich die zwei ja gar nicht, Dalli“ flüsterte Dick ihrer Schwester heimlich ins Ohr. Dalli war das natürlich ebenfalls aufgefallen, denn vor allem der Ethelbert pflegte beim Essen wie ein Wasserfall zu reden... und das auch noch mit vollem Mund. Und meistens benähme er sich total daneben... das glaubte auf jeden Fall die Dalli.

Die Dalli tat zwar meistens genau das gleiche wie der Ethelbert... aber bei dem Ethelbert fiele das halt viel mehr auf. „Du Dickie. So nett und ruhig sind die zwei vor allem der Ethelbert eigentlich nie. Da steckt bestimmt was dahinter. Die haben vermutlich ein schlechtes Gewissen weil nämlich....“.


Die grosse TV-Überraschung

In diesem Augenblick ergriff Ethelbert höchst feierlich das Wort. „Meine Damen und Herren“... Ethelbert stand auf. „Darf ich ihnen allen zum Abschluss dieses höchst delikaten und vollmundigen Abendessens....“ ... der Stine gingen vor Begeisterung fast die Augen über. „Fei was sie ned saget, Herr Ethelbert. Ha noi dösch is awwa nett.“ Ethelbert setzte seine Ansprache fort: „Wie gesagt, Ralf und meine Wenigkeit möchten ihnen etwas präsentieren. Wir haben nämlich heute auf dem Immenhof unser allererstes Musikvideo gedreht.“

„Ha noi, henn se dat?“ rief Stine begeistert. „Häh? Was?“ ertönte es aus Richtung der beiden Schwestern. „Ihr habt ein Musikvideo gedreht? Ein Video wie auf Viva?“ Dalli blickte recht interessiert, Dick runzelte die Stirn und Ralf sprang schnell in Richtung des Fernsehgerätes, wo die Videokamera mit dem fantastischen Immenhof-Musikvideo drauf bereits lag.

„Das ist natürlich nur ein Probevideo“ ergänzte Ethelbert. „Wir haben nämlich vor mit euch beiden, Dick und Dalli, ein Musikvideo zu drehen“. „Nicht über meine Leiche“ entgegnete Dick während sie sich ein Stück Apfeltorte in den Mund spachtelte. „Ethelbert du bist wirklich bekloppt“ meinte ihre Schwester und tat genau das gleiche.

Ethelbert lächelte seinem Freund Ralf zu und gab Zeichen das grossartige Musikvideo abzuspielen. Auf dem TV-Bildschirm erschien das Bild der Ponykutsche, allerdings in einem etwas seltsam schrägen Winkel gefilmt. Ralf und Ethelbert begannen nun ebenso schräg zu singen. Dalli's Mund war weit aufgerissen.... dann flog ihr ein Stück Torte ca. 2 m weit aus dem Mund. So musste sie nämlich lachen. Und ihre Schwester tat das gleiche. Die Frau Jantzen sass schweigend da und starrte gebannt in Richtung Fernsehgerät. „Singt ihr etwa unser Immenhof-Lied?“ fragte Frau Jantzen den Ralf.

„Das nennst du singen?“... Dalli's Stimme war einem lauten kieksenden Lachen gewichen und sie rang bereits nach Luft. Die beiden Schwestern fassten sich kurz an die Hand und schon begannen die Tränen zu fliessen.... so mussten die beiden Lachen. Auf Frau Jantzen's Gesicht war mittlerweilen ebenfalls etwas ähnliches wie ein Lächeln erschienen und Stine wippte rhythmisch mit den Hüften und hielt dabei die Suppenterrine über ihren Kopf.


Die Münchener Meistersinger

„Ihr kennt unser schönes Immenhof-Lied, Ethelbert?“ fragte Frau Jantzen erstaunt. „Schönes Immenhof-Lied hat die Oma gesagt... hast du das gehört, Dickie?“ Die beiden Schwestern waren offenbar kurz davor abzuheben und wegzufliegen... wenigstens im Geiste. Sie schüttelten sich vor Lachen und umarmten sich. Denn so schlecht wie die beiden Münchener Sommergäste sangen.... das konnte es ja eigentlich gar nicht geben. „Wo habt ihr denn singen gelernt? Auf der Herrentoilette?“

Das mit der Herrentoilette schien Ethelbert überhaupt nicht zu gefallen. „Ihr seid zwei Gänse. Ihr könnt ja selber nicht singen. Ihr seid ja doof.... und überhaupt.....“. „Besser wie ihr können wir allemal singen“ entgegnete Dalli. „Besser wie ihr kann ja überhaupt jeder singen“. Ralf stiess Ethelbert in die:Seite und machte eine Kopfbewegung. Das sollte heissen: „Lass mich mal machen, Ethelbert!“. „Letztes Mal beim Immenhof-Scheunenzirkus habt ihr ziemlich miserabel gesungen, Dick und Dalli“

„Was haben wir? Miserabel gesungen?“... Dalli hob drohend die Faust in Richtung Ralf und in Dick's Gesicht stand die reine Empörung zu lesen. „Ralf, du frecher Kerl! Neulich hast du uns noch gesagt wir hätten schön gesungen. Wir können doch schön singen? Nicht wahr, Omi? Du hast uns doch immer gesagt dass wir schöne Stimmen hätten?“ „Aber klar, Dick“ entgegnete Frau Jantzen. „Ihr beide habt sehr hübsche Stimmchen“. „Und ob wir das haben“ meinte Dalli und spiesste mit ihrer Gabel demonstrativ und machtvoll den Rest des Apfeltortenstückchens auf ihrem Teller auf. Währendessen begann Dick das Immenhof-Lied bereits anzusummen.


Eine tief gerührte Oma

„Hach Kinder“... die Frau Jantzen war ganz gerührt und schaute wie gebannt in Richtung des Fernsehgerätes wo sich das „grottenschlechte“ Immenhof-Musikvideo von Ethelbert und Ralf daherzog. Denn Ethelbert spielte es in einer Schleife andauernd ab.... immer wieder dieser quäkende unf falsche Gesang... aber der Frau Jantzen gefiel dies anscheinend recht gut. Und schliesslich war dieses Musikvideo von Meisterregisseur Ethelbert ja auch nur ein Probevideo. „Dass ihr unser schönes Immenhof-Lied kennt, Ethelbert und Ralf.“ Die Frau Jantzen wischte sich klammheimlich ein Tränchen aus den Augen.

„Das ist doch wunderschön, Dick und Dalli. Nicht wahr?“ „Überhaupt ned“ ertönte es wiederum aus Richtung der beiden Schwestern, die mittlerweilen die „Protestschnute“ aufgezogen hatten. Diese „Protestschnute“, welche aus angespitzen Lippen, hochgezogenen Augenbrauen und aufgeplusterten Backen bestand, sollte ungefähr folgendes bedeuten: „so gut wie diese zwei Dilettanten sind Dick und Dalli hundertmal“.

„Hach Kinder. Könnt ihr eurer alten Oma nicht mal eine Freude machen? Könnt ihr das Immenhof-Lied nicht ebenfalls singen? Vielleicht während ihr auf der Kutsche sitzt?“ Ralf stiess Ethelbert in die Rippen. In seinem Gesicht zeigte sich so etwas ähnliches wie wenn Bayern München 3:0 gegen den HSV gewonnen hatte.... also der reine Triumph und die pure Lebensfreude. „Die iss klasse, die Jantzen“ raunte Ralf seinem Kumpel zu. „Die kriegt die Mädels dazu das Video zu drehen. Wirst mal sehen.“

Dick, die ihre Oma ja geradezu vergötterte, setzte sich sofort neben diese. „Ach Omi. Wir machen dir doch gerne eine Freude. Das machen wir doch, Dalli?“ Die nickte heftig und setzte sich zu Dick und ihrer Oma. „Für dich singen wir das Lied. Und wir lassen uns sogar von Ethelbert und Ralf filmen. Ja... wir drehen ein richtiges Immenhof-Musikvideo.“ Ralf und Ethelbert schlugen gegenseitig triumphierend die Fäuste zusammen.... eben genau als wäre Bayern München gerade deutscher Meister geworden und als hätte Ethelbert 3 Elfmeter gehalten und Ralf das Siegestor geschossen.... oder so.


Der erste Drehtag

Am nächsten Morgen so gegen 9 Uhr begann das grosse Spektakel. Ralf hatte Dick und Dalli bereits am frühen Morgen während der Stallarbeit mitgeteilt was die beiden Meisterregisseure aus München mit den beiden eher ungleichen Immenhof-Schwestern so vor hatten.

Die Schwestern trugen wie am Vortag Bikinis mit Jeanshosen. Und Ralf schien das ganz besonders zu gefallen... vor allem bei Dick. In deren Richtung schaute Ralf nämlich verdächtig oft.... aber wo der wohl hin starrte? Bei Dalli gab es noch nicht viel zum hinstarren... und gerade das empörte Dalli jetzt ganz besonders! Denn dass Ralf nur immer ihre Schwester anstarrte fand sie nun auch nicht so toll cool.

Schliesslich trat Dalli dem Ralf wütend in den Hintern und schnauzte ihn an, dass er nicht andauernd ihre Schwester bzw. deren Bikini anstarren sollte. Allerdings war Dalli nicht gerade ein Herkules und so war ein Tritt in den Achtern leicht zu verschmerzen. Davon abgesehen hatte Dalli natürlich recht. Man starrt man jungen Damen nicht in den Bikini-Ausschnitt... und vor allem nicht der Schwester von der anderen Schwester! Und vor allem nicht wenn die auch noch dabei ist.

Die Szene wurde dann von Meisterregisseur Ethelbert unterbrochen, der die beiden Schwestern ins Haus zum Umziehen und Schminken schickte: „Wenn ihr beide grosse Popstars werden wollt dann müsst ihr auch dafür arbeiten!“ Eigentlich wollten Ralf und Ethelbert ja ursprünglich das Ponyfohlen Schneewittchen zum grossen Megastar machen... aber irgendwie hatte sich die Sache mittlerweilen verlaufen.

Das machte aber nichts. Denn die beiden Immenhof-Schwestern würden wahrscheinlich auch keine allzu schlechten Megastars abgeben. „Wenn Paris Hilton, die doofe Pute, ein Megastar ist dann ist Dickie auch ein Megastar“ meinte Ralf dazu. Und dem war eigentlich nichts hinzuzufügen... obwohl Ethelbert das natürlich anders sah. Denn wenn schon Megastar dann doch eher er selbst.... aber das war jetzt nicht wirklich wichtig und relevant.


Dideldum

Die beiden Schwestern erschienen am Drehort, der sich im grossen Innenhof des Ponygestütes befand. Dalli hatte sich ein gelbes Hemd und eine hellblaue Jeansjacke angezogen. Dick trug eine braune Wildlederjacke über einem weissen Seidenhemd und eine braune flache Mütze, die ihre Oma früher beim Reiten immer getragen hatte. Damals war so etwas sehr schick und modisch.

Und Dick liebte diesen 50er Jahre-Retrolook ja ganz besonders. Erst neulich hatte sie sich mit ihrer Freundin Vero Original-Pettycoats aus den 50er Jahren zugelegt. Damit waren die beiden dann sogar in die Schule gegangen und waren sehr bestaunt worden. Denn wer trägt heutzutage noch Pettycoats? Und eine Retro-Boutique in Malente wollten Dick und Vero vielleicht irgendwann mal aufmachen.... allerdings nur wenn Frau Jantzen als gnädige Geldgeberin dafür auftreten würde.

Die Ponykutsche mit insgesamt vier Shettys stand bereit.... dafür hatte die Frau Jantzen übrigens höchst persönlich gesorgt. Die beiden Schwestern sassen vorne auf dem Kutschbock und Dalli hielt die Zügel in der Hand. Nun konnte der grösste Videodreh in der Geschichte der Holsteinischen Schweiz losgehen. „Los ihr zwei“ kommandierte Ethelbert, der auf einem Handwagen mit der Videokamera in der rechten Hand stand. „Ralf, du ziehst jetzt den Handwagen und ihr zwei folgt mir. Wir machen eine Probeaufnahme vom Video“.


Didelda

Ralf fing mühevoll an den Handwagen mit „Regisseur“ Ethelbert zu ziehen... und Dalli zog die Zügel der Ponykutsche an. Das seltsame Gespann bewegte sich im Kreis um den grossen Innenhof des Ponygestütes Immenhof. Irgendwie sah das ganze ja recht komisch aus. Das dachten sich mit Sicherheit die Zuschauer dieses grossartigsten Videodrehs aller Zeiten in der Holsteinischen Schweiz.

Denn Zuschauer gab es mittlerweilen. Hannes der Stallknecht, Stine, die Frau Jantzen und leicht versteckt hinter Frau Jantzen die älteste Immenhof-Schwester Angela. Und Jochen stand am Torhaus ohne dass er von unseren vier Freunden bemerkt wurde.... Angela hatte ihn nämlich benachrichtigt was Ethelbert, Ralf und die beiden Mädels vorhatten. Und eine bunte Ponykutsche näherte sich gerade aus Südwesten... wer das wohl sein könnte?

Auf dem Rücksitz von Dick und Dalli's Ponykutsche befand sich Ethelbert's Superwumme. Das war diese furchtbar laute tragbare Stereoanlage... auch iPod-Ghettoblaster genannt. Und aus der Superwumme ertönte die notwendige Backgroundmusik zum Immenhof-Lied. Und dann stimmten die beiden Schwestern besagtes Immenhof-Lied an. Und sie taten das mit der gehörigen Lautstärke und Inbrunst:

~~~~~~~~~~~~
Dideldum Didelda auf der Mundharmonika
Dideldum Dideldi - so geht die Melodie
Dideldum Didelda auf der Mundharmonika
Dideldum Dideldu - tripp trapp im Takt dazu
Rechtes Bein und linkes Bein
Über Stock und über Stein
Zuckel, Zuckel, Zuckeltrab - bergauf, bergab
Dideldum Didelda auf der Mundharmonika
Dideldum Dideldi - so geht die Melodie
~~~~~~~~~~~~

Frau Jantzen klatschte mehrmals begeistert die Hände zusammen und rief ziemlich laut „Ach wie schön. Ach wie ist das schön“ aus. Und Stine lachte hell und sehr laut: „Ha noi is dess scheen, Frau Jantzen. Ha noi iss dess scheen!“. Allerdings sollte man bei einem Videodreh nicht in der Gegend rumrufen oder gar schreien.... das stört doch nur. Aber geistesgegenwärtig, wie Ethelbert heute war, lichtete er natürlich auch Frau Jantzen und Stine passend zu Dick und Dalli's Gesang ab. Sowas gehört zum Ambiente eines Videoclips dachte sich der Münchener Meisterregisseur: „Das gibt dem ganzen eine Art Live-Charakter und kommt wahrheinlich beim jungen Viva-Publikum extrem gut an....“


... mit der Mundharmonika

Dick nahm nun ihre Mundharmonika und fing an fachgerecht die Immenhof-Melodie zu intonieren. Im gleichen Augenblick schlich sich Jochen von Roth heimlich hinter Ralf und sagte laut: „Buuuuh!!!“ Daraufhin erschrak dieser und verlenkte den Handwagen gründlich.... woraufhin der Münchener Meisterregisseur und Fassbinder-Schüler Ethelbert das Gleichgewicht verlor, mit beiden Armen wild in der Gegend herumruderte und....


ENDE TEIL 21
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Beitrag von Ethelbert© »

Rettung im letzten Augenblick

... verzweifelt versuchte das Gleichgewicht zu halten. Ralf war geistesgegenwärtig genug die Videokamera vom herunterfallenden Ethelbert zu ergreifen und vor dem sicheren Kamera-Tod zu bewahren. Ein gebrochenes Bein kann man ja schienen... wozu hat man denn einen Tierarzt quasi in der eigenen Familie? Aber eine zerbrochene Videokamera? Allerdings gelang es Jochen von Roth gerade noch den Ethelbert abzustützen sodass glücklicherweise nicht allzuviel passierte

Aber das Gesicht von Ethelbert hätte man jetzt einmal sehen müssen! Sein Gesicht war kreideweiss und die Augen waren weit aufgerissen. Der sah ja aus wie Luzifer höchstpersönlich oder wie Nosferatu, der furchtbare Vampir. Und da der berühmte gruselige Stummfilm „Nosferatu“ bekanntlich in den zwanziger Jahren in Lübeck gedreht wurde lag das ja auch irgendwie nahe. Und zwar nur wenige Kilometer vom Immenhof entfernt.

„Jochen“ schrie Ethelbert empört. „Also weisst du was du bist?.... Also Also....“ „Also es ist ja nichts passiert, Ethelbert“ meinte Jochen nun. „Tut mir leid. Ich wollte die Atmosphäre ein wenig auflockern. Deswegen mein kleiner Schabernack von eben.“ Da Ethelbert immer noch recht böse aus der Wäsche bzw. aus seinen komischen Münchener Designerklamotten schaute fügte Jochen noch folgendes an: „Mit Mirabell hast du mir ja auch einen ganz schönen Schabernack gespielt. Wenn der nämlich....“ Und schon war Ethelbert wieder friedlich und lächelte sogar ziemlich freundlich den Jochen an.


Das Ende einer Regie-Karriere

„Ihr dreht hier also ein Video mit Dick und Dalli? Das ist aber nett von euch. Also mir gefällt es ja was ihr hier macht....“ fuhr Jochen fort. „Aber wenn ihr mich fragt solltet ihr das Video ganz anders drehen. Und zwar sollten Dick und Dalli mit dem Ponywagen durch das Tor vom Immenhof fahren in Richtung Strasse und wir fahren mit einem Auto vor ihnen her. Vom Auto aus filmen wir die zwei dann.“

Na das klang doch gar nicht schlecht. Der grosse Regisseur Ethelbert wollte gerade in Richtung des VW Golf Pickups laufen als Jochen laut „Stop“ rief. „Gib mir mal die Videokamera, Ethelbert!“ Der gab Jochen seine Videokamera, Jochen nahm diese in die Hand und schaute sie sich an.... und damit war die Regisseurslaufbahn von Ethelbert Gravenhorst leider bereits beendet.

„Wenn ihr nichts dagegen habt, Ralf und Ethelbert, dann filme ich die beiden Mädels. Sowas habe ich schon desöfteren gemacht. Nicht wahr, Angela?“ Die Angesprochene nickte heftig und beeilte sich Jochen's Ausführungen zu ergänzen: „Der Jochen kann ja so toll fotographien und filmen. Ihr müsste mal das Video sehen, wo ich im Boot auf dem See rudere... ihr wisst schon... da unten wo die Seerosen sind. Wie ein Gedicht sieht das aus... sowas von schön.“ Angela lächelte ihrem Dodauer Helden zu, ihre Grübchen waren wiedermal zum reinbeissen und Jochen nickte ein wenig selbstgefällig.


Neue Besen kehren besser

Jochen fuhr fort: “Ethelbert und Ralf.... ihr zwei lenkt den Golf und ich stelle mich auf die Ladepritsche. Die Anweisungen gebe ich euch. Ihr lasst die Fenster weit geöffnet und Ethelbert wird mir assistieren“. Da dies natürlich ein Angebot war, das niemand abschlagen konnte, willigten Ethelbert und Ralf ein. Dabei hatte sich Ethelbert in seinen Gedanken doch schon als Gewinner des grossen Videoclip-Regie-Awards gesehen... falls es sowas überhaupt gäbe. Aber Jochen von Roth war jetzt der Regisseur.... und damit fertig aus... keine Diskussion... schöner Mist!

„Das ist übrigens eine grossartige Idee so einen Videoclip zu drehen. Wer hatte denn die Idee dazu?“ fragte Jochen. Sowohl Ralf als auch Ethelbert riefen nun laut „Ich“, schauten sich daraufhin entrüstet gegenseitig an und Dick rief vom Kutschbock runter: „Natürlich Dalli und ich, Jochen. Jungs kommen doch nicht auf so gute Ideen.“ „Das war die Idee von Frau Jantzen“ meinte Ethelbert nun geistesgegenwärtig und alle stimmten zu. Die Idee einen Videoclip zu drehen war zwar ursprünglich Ethelbert's Idee gewesen..... aber um des lieben Friedens willen muss man manchmal halt diplomatisch sein.

„Wisst ihr was, Leute? Ich finde diese Idee einfach genial“ meinte Jochen nun. „Einfach grossartig“ ... Jochen stellte sich nun neben Frau Jantzen und seine Verlobte Angela. „Wir werden die Webseite vom Ponygestüt Immenhof gründlich umkrempeln. Wir werden die beiden Mädels.....“.... Angela schaute Jochen daraufhin etwas kritisch an.... „also die drei Immenhof-Schwestern direkt vorne auf der Webseite abbilden. So drei reizende Persönchen gehören da einfach hin. Und hübsche junge Damen sind immer noch das beste Verkaufsargument“


Die tollste Webseite von ganz Schlewsig-Holstein?

Die drei reizenden Persönchen strahlten. Und wie die strahlten! „Au fein!“ rief Dalli. „Und dann machen wir ein grosses Immenhof-Poster mit uns dreien und hängen es überall auf“. Jochen fuhr nun mit seinen Ausführungen fort: „Den Videoclip mit Dick und Dalli machen wir ebenfalls vorne auf die Webseite, sodass ihn jeder anschauen kann. Das wird die tollste Webseite in ganz Schleswig-Holstein, findet ihr nicht?“

Und ob das jeder fand.... vor allem fanden Dick und Dalli dies absolut sensationell. „Ralf, du bist doch ein gelernter Grafiker und Webdesigner. Du kannst das doch für uns machen. Dafür kriegst du auch freie Kost und Logis auf Immenhof und bei uns im Reiterparadies Dodau.“ Ralf Schüller nickte begeistert dem Jochen zu, blicke kurz in Richtung Dick, sah dass die ebenfalls begeistert nickte und da beschloss Ralf nochmal zu nicken... und diesmal noch begeisterter als zuvor. Auch Ethelbert nickte.... allerdings eher halbbegeistert. Er hatte sich wohl immer noch nicht nicht damit abgefunden zum Regiesassistenten degradiert worden zu sein.


Der neue PR-Chef vom Immenhof

„Ja und ich?“ meinte Ethelbert nun. „Hast du für mich keine Aufgabe, Jochen? Regieassistent ist nicht genug. Ich fühle mich zu Höherem berufen“. „Aber Ethelbert. Du spielt natürlich die Hauptrolle bei der Sache. Du wirst nämlich der Propagandachef vom Ponygestüt.“ „Propagandachef? Wie klingt denn das? Du meinst wohl ich soll den Public-Relation-Manager abgeben?“ sprach Ethelbert woraufhin Jochen heftig nickte. „Aber klar, Jochen. Ich mach die PR und organisiere alles. Sowas kann ich ziemlich gut. Gell, Ralf?“

Das stimmte in der Tat. Ethelbert galt in seiner Heimatstadt als ausgesprochenes PR-Talent... vor allem in eigener Sache. Er hatte ja angeblich die tollste Webseite von ganz München und angeblich jeden Tag tausende von Besuchern von denen ca. 90% weiblich seien. Das hatte er auf jeden Fall der Stine erzählt und die war über soviel Talent und Berühmtheit ganz begeistert. Und natürlich kannte Ethelbert alle Prominenten von ganz München bis runter nach Freilassing. Und sein Friseur sei natürlich niemand anderes als der berühmte Udo Walz. Das war natürlich alles glatt gelogen aber Stine glaubte dem Ethelbert aufs Wort.

„Also los, auffi goat's“ rief Jochen und das gerade neu zusammengestellte Drehteam machte sich an die Arbeit. Jochen stellte sich auf die Ladepritsche des Golf Pickups, Ralf steuerte den Golf und Ethelbert gab durch das geöffnete Seitenfenster Jochen's Anweisungen an Ralf weiter. Das Drehteam fuhr in mittlerem Ponygalopp-Tempo in Richtung des Torhauses und Jochen filmte die beiden Mädels: „Lächeln, meine Damen. Zeigen sie ihre Zähne. Ja so ist gut.“


Blockade

Dann hörte man plötzlich ein zweifaches Hupen und der VW Pickup des Immenhof-Drehteams hielt abrupt an. Kurz vor der Einmündung des Zugangswegs auf die Landstrasse fand nämlich etwas ähnliches wie eine Blockade statt. Da hatte sich doch tatsächlich eine bunte Kutsche quergestellt und blockierte jeglichen Verkehr in und aus dem Immenhof heraus. Auf der Kutsche stand ein älterer Herr mit Schnurrbart, randloser Nickelbrille und blauer Latzhose. Der hielt ebenfalls eine Videokamera in der Hand und filmte den Videodreh des Immenhof-Drehteam. Sollte das etwa eine Art „Making-Off“ werden?

„Dr. Pudlich, verschwinden sie!“ rief Regieassistent Ethelbert aus dem geöffneten Seitenfenster heraus. „Sie halten hier nur den Betrieb auf“. Doch der Angesprochene reagierte nicht und hielt munter mit seiner Videokamera drauf. „Ja watt macht ihr denn da, Jongs? Macht ihr een Film mit Dick unn Dalli? HiHiHi... awwa bitte anständig.... HiHiHi... kann ich och mitspiele?“ Jochen drehte sich daraufhin um und filmte den Dr. Pudlich, welcher das Drehteam filmte. „Seit 5 Uhr 30 wird zuröckkkgeschossen... äh gefilmt“ meinte Ralf nun, sprang aus dem Golf und filmte den Dr. Pudlich, der wiederum Jochen, Ethelbert und die beiden Mädels filmte während Jochen wiederum den Dr. Pudlich filmte.

Die Situation schien äusserst verfahren zu sein. Da standen also drei Herren mit Videokameras in der Hand und filmten sich gegenseitig. Bzw. sie filmten jemanden, der ein Amateur-Drehteam filmt welches gerade eine Art Amateur-Videoclip filmt. Sollte das etwa eine Neuauflage des berühmten Revolverduells am Coral Creek werden? Wer würde als Sieger aus diesem Duell hervorgehen? Oder würde man sich solange filmen bis der letzte Blutstropfen geflossen bzw. das letzte Akku leer sei?

Der Dalli wurde das nun zu bunt. Sie sprang vom Kutschbock herunter und lief in Richtung von Dr. Pudlich. „Also Pudlich“... begann Dalli und das klang leicht erzürnt.. „Och sach Onkel zu mir, min Dallilein“ entgegnete dieser, näherte sich bis auf Handbreite Dalli's Gesicht und filmte sie in Ultra-Grossaufnahme.


Eine verdiente Drehpause

Daraufhin packte diese beherzt zu und lief höhnisch lachend mit Dr. Pudlich's Videokamera davon. „Dat iss awwa nid nett, Dallilein“ meinte dieser ziemlich trocken. „Ich will ja och filme. Ich mach dat ja so jern.“ In diesem Augenblick kam Stine angelaufen. Sie hielt mehrere Brötchen in der Hand. Offenbar war es wohl schon Zeit für eine Drehpause. Wie aus dem Nichts zauberte Dr. Paul Pudlich nun zwei Flaschen Mineralwasser und eine leider bereits halbleere Flasche Rheinwein Spätauslese aus dem „Kofferraum“ seines knallig poppig bunten Einspänners... Barbarossa hatte sogar rote und blaue Strähnen verpasst bekommen.

Das Immenhof-Filmteam setzte sich nun auf die Wiese vor dem Immenhof. Während man sich Stine's
leckere Landwurstwecken munden liess und nachdem Dr. Pudlich den Rheinwein mit einem einzigen Zug ausgetrunken hatte, beratschlagte man den weiteren Ablauf des grossartigen Videodrehs. Dass Dr. Pudlich eine Hauptrolle in dem Video spielen sollte war leider nicht abzuwenden.

„Wenn ihr mich nid mitmache lasst dann jibbet och keen Riesling morjen...“ Au backe.... eine solche Drohung war äusserst erst zu nehmen. Aber was sollte man nur mit dem alten Knacker machen? Welche Rolle sollte Dr. Paul Pudlich denn in Dick und Dalli's Immenhof-Videoclip spielen? Ethelbert erhob schliesslich seine Stimme und tönte:„Herr Dr. Pudlich. Ich hab's. Sie werden.....


ENDE TEIL 22
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Beitrag von Ethelbert© »

Dummer August...

... den dummen August spielen. Hoho...HaHa... das passt zu ihnen, Herr Dr. Pudlich. Sie sehen ja aus wie Peter Lustig und dann sollten sie auch den dummen August spielen.“ Dr. Paul Pudlich zwirbelte seinen Schnurrbart: „Ich soll een dummen Aujust spiele, min Ethelbertchen? Wo ich doch so intellijent bin?.... Neee Ethelbertchen. Dat passt nid zu mir.“

Doch Dalli schien von dieser Idee begeistert zu sein: „Au fein, Doc. Du gibt einen tollen Clown ab. Bitte, bitte Onkel Pudlich.... mach's doch für uns. Wir könnten einen dummen August in unserem Videoclip gut brauchen.“ Wiederum zwirbelte Dr. Pudlich seinen Schnurrbart. „Wir müssen dich aber vorher richtig schminken, Paul“ sprach Dick. „Du sollst aussehen wie ein richtiger Clown. Das passt doch zu dir, Paul. Du bist doch sooooo lustig. Und wir sollten uns noch ein wenig nachschminken, Dalli. Findest du nicht?“

Und ob die das fand.... jubelnd und jauchzend liefen die beiden Schwestern durch das Torhaus und es war unschwer zu erraten, dass die beiden in Kürze mit all ihren Schminkutensilien zurückkehren würden. Und Schminkutensilien hatten Dick und Dalli ja jede Menge... welches Mädel hat sowas nicht? Aber halt! Eigentlich hatten die beiden gar nicht so viele Schminkutensilien... aber seid Ralf und Ethelbert aufgetaucht waren hatten die beiden auf einmal wie durch ein Wunder jede Menge Schminkutensilien auf dem Tisch vor dem Spiegel herumstehen. Woran das wohl lag?

„Das mit dem dummen August ist übrigens eine hervorragende Idee, Ethelbert. Ich glaube du taugst etwas als Regieassistent“ sagte Jochen von Roth nun. „Aber wisst ihr was, Jungs? Wir haben eigentlich kein richtiges Drehbuch.“ Das stimmte allerdings. An ein Drehbuch hatte man gar nicht gedacht sondern hatte alles einfach nur improvisiert. Also machte man sich dran eine Art Drehbuch oder Drehplan zu entwickeln.


Das Drehbuch

„Die Szene mit der Ponykutsche drehen wir hinten am Bahndamm“ meinte Jochen und wies in Richtung des Gremsühlener Bahndammes. „Apropos Bahndamm“ sprach Ralf nun. „Gibt es hier in Malente nicht eine stillgelegte Eisenbahnstrecke auf der man Draisine fahren kann?“ „Tolle Idee, Ralf“ meinte Jochen, dem seine Rolle als Video-Regisseur sichtlich Spass machte. „Wir drehen einen Teil des Videos am Bahndamm und einen anderen Teil auf der Draisine. Und die Draisine steuert dann der dumme Pudlich... äh... unser dummer August der Herr Dr. Pudlich. Das ist natürlich eine der Hauptrollen.“

„Dat jibbet ja nid, Jongs? Ich soll de Hauptroll' spiele?“ fragte Dr. Pudlich und rieb sich sichtlich erfreut und sichtlich zufrieden die Hände. Das Immenhof-Drehteam beschnackte noch einige Minuten lang die Einzelheiten des grossartigen Videodrehs, Jochen erklärte sich bereit die Kosten für die Draisinenfahrt zu übernehmen.... und da waren Dick und Dalli bereits zurückgekommen. In den Händen hatten die beiden Mädels ihre Schminkköfferchen und schon begannen die beiden sich selbst bzw. den Pudlich fach- und filmgerecht zu schminken.

Sowas gehört ja schliesslich zu einem richtigen Filmdreh und Dalli spekulierte schon darüber ob eine Karriere als Visagistin oder Maskenbildnerin für sie eventuell in Frage käme. Natürlich sollte das beim Film sein und natürlich würde sie vorwiegend grosse Stars wie Tom Cruise oder Uwe Ochsenknecht filmreif schminken. Wieso es ausgerechnet Uwe Ochsenknecht sein sollte liess sich nicht weiter ergründen.... aber das war man bei Dalli ja gewohnt. Die kam immer auf die ausgefallensten Ideen.


Die harte Realität

Nach ca. 10 Minuten hatte Dick es tatsächlich geschafft den Dr. Pudlich in einen „dummen August“ zu verwandeln. Dr. Pudlich schien der geborene Clown zu sein und er freute sich darüber wie ein Schneekönig. Natürlich wollte der „dumme August Pudlich“ nun fachgerecht abgelichtet und für die Ewigkeit in Form von Szenefotos festgehalten werden. Knips, Knips.... Ethelbert schoss Fotos vom gesamten Drehteam und Jochen rief zum Aufbruch: „Los Jungs und Mädels, auf geht's zum Bahndamm. Dort drehen wir Dick und Dalli auf der Ponykutsche. Dann geht's ab zur Draisinenfahrt in Malente.“

Die nächsten anderthalb Stunden bestand nun aus allerhärtester Knochenarbeit, welche alle Kräfte von unseren Freunden verlangte. Im Schweisse des Angesichts und unter Aufbietung aller Kräfte drehte man den Videoclip. Ethelbert, der Regieassistent, lief fast einen Marathon... hin zur Kutsche mit Dick und Dalli und wieder zurück zum Auto auf dem Jochen stand. Hin zum Kasten Sprudel, den Ralf klugerweise vorher noch schnell organisiert hatte... und wieder zurück zum ständig durstigen Drehteam.

Regieassistent zu sein war halt ein ausgesprochener Knochenjob... aber es machte Spass. Und Ethelbert gehorchte sogar den Anweisungen des Regisseurs Jochen von Roth aufs Wort und das auch noch ohne zu murren. Kaum zu glauben...


Zickenalarm!

Das Drehteam war mittlerweilen ganz schön verschwitzt, denn die Sonne knallte gnadenlos auf die Holsteinische Schweiz. Jochen liess die Szene in der Dick und Dalli ihr Immenhof-Lied sangen ca. 7 Mal nachdrehen weil er nie zufrieden war. Dalli begann bereits zu meckern weil Jochen nicht fertig würde, sie ausserdem mal dringend für kleine Mädchen müsse, der Ethelbert andauernd vor der Kamera rumliefe und dieser daraufhin zu Dalli sagte, dass sie eine dumme Zicke sei.

Dann verkündete er lautstark Zickenalarm, weil nämlich Dick begann ihre Schwester ebenso lautstark zu verteidigen. „Ihr seid zwei doofe Zicken und habt an der Stelle wo andere Leute ein Hirn haben zwei Strohballen“ rutschte es dem reichlich erhitzten und überarbeiteten Ethelbert dann noch heraus. Und dass die beiden gefälligst ihre freche und vorlaute Schnauze halten sollten... denn schliesslich hätten sich die Schauspieler dem Regisseur unterzuordnen... worauf Dalli dem Ethelbert die Zunge raus streckte... und ihm mitteilte, dass er sie doch... genau an dem... lecken solle.

Daraufhin wies Regisseur Jochen von Roth sowohl die Dalli als auch den Ethelbert zurecht und teilte ihnen mit, dass sie demnächst durch Stine und Angela ersetzt würde... wenn die beiden noch einmal motzen würde... woraufhin Dalli dem Regisseur so etwas ähnliches wie das Götz-von-Berlichingen Zitat übermittelte... woraufhin der Regisseur eine kurze Drehpause befahl... und kurz danach die Dreharbeiten am Bahndamm für erledigt erklärte. Aber eigentlich sah der Regisseur selbst schon recht erledigt aus.


Auf der Draisine

Eine halbe Stunde später befand sich das gesamte Drehteam, welches mittlerweilen eine beachtliche Grössenordnung erreicht hatte, an der Draisinenstrecke in Malente. Dr. Pudlich mit seiner knallbunt-poppigen Kutsche, die beiden Mädels mit ihrem dreispännigen Ponywagen, die drei Männer im Golf Pickup und Angela, die sich dem Tross mit dem Immenhof-Audi angeschlossen hatte und die notwendige Marsch- und Filmverpflegung transportierte.

Das war aber noch lange nicht alles. Denn anscheinend hatte halb Gremsühlen und der Rest von Malente mittlerweilen mitbekommen, dass die beiden süssen Mädels vom Immenhof einen Videoclip drehten und so herrschte mittlerweilen Hochbetrieb an der stillgelegten Eisenbahnstrecke. Mans hatte sich in der Zwischenzeit ebenfalls eingefunden denn schliesslich sollte er ja seinen gerade frisch komponierten und gedichteten Immenhof-Rap performen. Und die Band von Mans „Mans featuring die gequälten Geister“ war natürlich auch mit von der Party.

Der Dreh wurde zu einem richtigen Abenteuer, denn Jochen und Ralf liefen vor den Draisinen auf den Eisenbahnschienen vorne weg und filmten die Mädels, welche vorne auf der Draisine sassen und lautstark die Lippen bewegten. Ethelbert und der „dumme August Pudlich“ sassen tretend, schwitzend und Draisine-strampelnd hinter den beiden Mädels. Die beiden Mädels sassen vorne und performten... ähh... sangen ihr hübsches Immenhof-Lied. Dann sprang Mans von links in die Szene, stolperte fast dabei und fing an furchterregend loszurappen... und das klang noch schräger als die quietschenden Draisinen welche langsam und beschaulich über die Eisenbahnstecke zuckelten.

Schliesslich stiess Jochen von Roth einen Freudenschrei aus: „JAUUUU! Schluss aus! Klappe! Es ist vollbracht... wir haben das Ding im Kasten. Jungs und Mädels.... ich bin richtig stolz auf euch.“ Diese Ankündigung wurde mit Minuten andauerndem Szeneapplaus begrüsste und Jochen verneigte sich artig nach links und rechts sowie vorne und hinten.


Save your kisses for me... save all your kisses for me

„Und jetzt gibt es Küsschen!“ rief Jochen von Roth, der nun richtig gut aufgelegt war. „Alle Immenhof-Mädels bekommen jetzt ein Küsschen von mir“. Jochen drückte seiner Verlobten Angela zunächst mal ein Küsschen auf die Wange und ebenso tat er es bei Dick und Dalli, die beide von diesen langwierigen Filmaufnahmen doch ziemlich erschöpft wirkten. Dann rutschte dem Jochen allerdings noch ein sehr folgenschwerer Satz von den Lippen: „Ihr dürft alle einmal unsere Immenhof-Mädels abküssen wenn ihr wollt! Die haben das ja sowas von toll gemacht.“ Das „die Immenhof-Mädels abküssen“ hatte Jochen natürlich eher im Scherze gemeint.

Was Jochen allerdings nicht beachtet hatte war dieses: in Folge seiner Ankündigung bildete sich im Nu eine regelrechte Menschentraube, die vorwiegend aus etws jüngen Herren bestand. Und die versammelten Jungs und Herren wollten sich allem Anschein nach ebenfalls ein Küsschen von den drei süssen Immenhof-Schwestern abholen. Solche Chancen lässt man im Allgemeinen nicht ungenutzt.

Natürlich schloss sich Dr. Paul Pudlich dieser Menschentraube an, was natürlich den Altersdurchschnitt der kusswilligen Herren beachtlich nach oben drückte. Die Angestellten der Malenter Draisinenbahn schlossen sich daraufhin ebenfalls der kusswilligen Menschentraube an. Und zwei Rentner, die den ganzen Videodreh amüsiert beobachtet hatten, nahmen ebenfalls ihre Chance wahr die drei Mädels bzw. jungen Damen im Alter von 13½, 15 sowie 21 Jahre mal so richtig zu knuddeln. Frischfleisch schmeckt halt wesentlich besser als das schon ein wenig abgestandene Räucher- und Hausfleisch welches man eventuell zu Hause hat. Oder so...

Da die Anzahl der kusswilligen Herren mittlerweilen auf ein gutes Dutzend angewachsen war stellte sich bei Dalli so etwas ähnliches wie Unruhe an. Und das teilte sie sogleich ihren beiden Schwestern mit. Von soviel Kerlen abgeknu... also ein Küsschen zu bekommen? War das nicht ein wenig viel? Und wie die wohl rochen? Oder eher stanken? Vielleicht nach Schnaps oder Rasierwasser? Und die wollten die Dalli doch nicht etwa auf den Mund küssen? Und ob die sich überhaupt die Zähne geputzt hätten?


Arme Dalli

Dalli wurde zusehends nervöser während Angela fleissig ihre Wange hinhielt... denn mehr war nicht drin und ausserdem stand Jochen von Roth als Anstandsdame bzw. Anstandsherr direkt neben den Schwestern sozusagen Spalier. Jochen würde schon aufpassen, dass niemand über die Stränge schlüge. Mehr als ein Küsschen auf die Wangen würde es garantiert nicht geben. Allzuviel passieren konnte da eigentlich nicht..... aber die Anwesenheit von Jochen schien Dalli nicht zu beruhigen.

„Du Dickie. Die doofen Macker sollen sich doch selber küssen... geh weg, Ethelbert. Ich will nicht von dir abgeknutscht werden. Hau ab, du geiler Bock, du!“ Aber es war schon zu spät denn wie ein Blitz aus heiterem Himmel...


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Die Boxweltmeisterin

... sprang Ethelbert auf Dalli zu, hielt ihr beide Hände fest und knutschte die zappelnde und strampelnde Dalli dermassen ab, dass selbst eine kussbegabte Hollywood-Schauspielerin wie Kim Basinger vor Schreck ihr Handtäschchen hätte fallen lassen.

Nun herrschte allerdings Kriegszustand auf dem Draisinengelände in Malente! Dalli prügelte mit beiden Fäusten auf Ethelbert ein, der sich schützend die Arme vor den Kopf hielt. Da Dalli richtig fest zuschlug und vor Wut wahrscheinlich sogar die Weltmeisterin im Frauenboxen Regina Halmich glatt KO geschlagen hätte.... hielt ihr Jochen kurzentschlossen beide Arme fest. Die war ja so wütend, dass sie glatt alle Draisinen kurz und klein geschlagen hätte sowie die gesamte teure Videoausrüstung. Und wahrscheinlich wäre von diesem schönen Freizeitgelände nicht mehr viel übriggeblieben... so wütend war Dalli!

„Ethelbert, ich sagte ihr dürft den Mädels ein Küsschen geben. Weil sie so schön gesungen haben. Wer hat denn was von abknutschen gesagt?“ rief Jochen und Ethelbert fasste sich erstmal ans linke Auge, wo Dalli anscheinend einen Volltreffer gelandet hatte. Und einen Volltreffer hatte auch Ralf direkt daneben gelandet. Denn als er Angela gerade ein Küsschen auf die Wange geben sollte sah er Ethelbert's doch sehr gewagte Aktion nämlich besagte Dalli-Abknutsch-Aktion.


Ralf, ein Intrigant?

Und da hatte Ralf eine zündende und ziemlich geniale Idee. Er gab Angela noch ein zweites Küsschen und dann gab er Angela noch ein Küsschen mitten auf den Mund. Und zwar mindestens ein oder zwei Sekunden zu lange um dies als Freundschaftsküsslein durchgehen zu lassen.... „Na na Herr Schüller. Sie sind aber ein stürmischer junger Mann“ meinte Angela lächelnd. Sie schien dem Ralf dies allerdings nicht weiter übel zu nehmen. Und Jochen war ja gerade damit beschäftigt sich um Dalli und Ethelbert, die ewigen Streithähne, zu kümmern.

Allerdings hatte Dick natürlich bemerkt, dass Ralf ihre ältere Schwester anscheinend recht gerne zu mögen schien.... während der Ralf ihr, der Dick, nur ein flüchtiges Küsschen auf die Wange gedrückt hatte. Genaugenommen war in Dick's Gesicht ein gewisser Anflug von Eifersucht zu erkennen.

Wollte Ralf etwa mit Dick's älterer Schwester Angela herumflirten? Wo die doch mit Jochen verlobt war? Und was sei mit ihr, der Dickie? Warum hatte er ihr denn keinen Kuss gegeben so wie er es gerade bei Angela getan hatte? All diese Fragen standen ziemlich offen in Dick's Gesicht zu lesen... und Ralf schielte mit den Augenwinkeln in ihre Richtung. War das etwa Ralf's Absicht gewesen? Wollte er Dick eifersüchtig machen? War Ralf etwa ein hinterhältiger gemeiner Intrigant?

Doch keine Zeit zum Nachdenken.... die kussbeflissenen Herren der Schöpfung, die immer noch in der Immenhof- Mädel- Abküss- Wartschleife standen, pochten natürlich auf ihr Recht jeder der drei Schwestern ein Küsschen zu geben. Dick und Angela liessen sich freundlich abküssen aber an Dalli traute sich niemand mehr ran. Die war ja so wütend und fluchte wie ein Rohrspatz. Aber die Situation wurde noch verfahrener.

Denn mittlerweilen hatte sich auch einige junge Mädels zu der Szene gesellt. Und was wollten die? Die wollten natürlich den Ralf und den Ethelbert abküssen. Ob Ethelbert ein paar Gratisküsslein von diesen Mädels bekam war Dickie eigentlich ziemlich egal. Aber da war ja noch Ralf.... und irgendwie sahen diese Hetären aus als wollten sie Ralf bei lebendigem Leib verschlingen. Am schlimmsten war jedoch folgendes: dem Ralf schien das zu gefallen und er hielt besagten jungen Mädchen bereitwillig beide Wangen hin.


Arme Dickie

Und nun hätte man mal Dick's Gesicht sehen müssen! Dagegen war die Szene von eben ja das reinste Zuckerschlecken und direkt harmlos. Als mittlerweilen schon der dritte weibliche Teenager sich um Ralf's Hals geworfen hatte... anders konnte man das ja wohl nicht mehr bezeichnen... und als dann auch noch zwei Frauen im Alter von mindestens... wenn nicht älter... dem Ralf ein Küsschen gaben.... war es mit Dick's Geduld zu Ende!

„Du Mistkerl Ralf!“ rief sie und lief weinend davon. Da spielte natürlich der stressige Videodreh auch eine Rolle.... anscheinend lagen Dick's Nerven jetzt ziemlich blank. Dalli lief ihrer Schwester sofort nach und begann aus schwesterlicher Solidarität ebenfalls zu heulen. Das hätte sie eben als Ethelbert sie abgeknutscht hatte eigentlich auch schon tun sollen. Da war es ihr aber nicht auf Anhieb eingefallen.

Also weinte Dalli mit ihrer Schwester Dick während die beiden davon rannten. Allerdings wusste Dalli überhaupt nicht warum Dick eigentlich weinte. Die beiden Schwestern rannten auf die Strasse und blieben dort heulend und schluchzend stehen: „Du Dickie. Warum weinen wir denn eigentlich?“ „Ach Dalli. Es ist doch alles zum heulen“. „Recht hast du, Dickie.“ Und schon heulten die beiden Schwestern weiter. Die eine mit und die andere eher ohne triftigen Grund.

Unterdessen hatten sich die Damen und Herren auf dem Malenter Freizeitgelände wohl genügend amüsiert und die übriggebliebene Immenhof-Schwester Angela hatte höflich ihre Wangen zwecks diverser Freundschaftsküsslein hingehalten. Wie Dalli bereits befürchtet hatte rochen einige der Herren nach Rasierwasser, Schnaps, Bier, Zigaretten, Kau- und Schnupftabak, Heringen und einige sogar nach nicht geputzten Zähnen.


Eine verzwickte Situation

„Aber was muss man als Frau nicht so alles über sich ergehen lassen“ sagte sich Angela leise und dachte daran, dass man als zukünftige Ostholsteiner Freizeitunternehmerin schliesslich in der Öffentlichkeit stünde. Halt genau wie Politiker auch in der Öffentlichkeit stehen... und diese armen Politiker müssen ja auch allen möglichen Leuten die Hände schütteln, andauernd doof lächeln oder sich sogar in aller Öffentlichkeit abküssen lassen.

Jochen sondierte nun die Lage. Irgendwie schien er nicht ganz begriffen zu haben welche unglaublichen Szenen sich jetzt abgespielt haben. „Na dad war ja prima...“ sagte Dr. Pudlich und klopfte dem Jochen auf die Schultern. „Ich henn dat alles mit miner Videokamera abjefilmt.“ Dr. Pudlich zeigte stolz auf seine eigene Videokamera: „Da is alles druff, Jochen. Ich hann dat Dalli jefilmt wie et den Ethelbertchen mal tüchtig verhaue hat.... unn dat Dickie hann ich och jefilmt wie et abjehauen iss.“

„Aha“ sagte Jochen und ordnete sich erstmal sein mittlerweilen doch recht wirres Haar. „Was war denn da eigentlich los, Pudlich? Das mit der Dalli habe ich ja beobachtet. Der Ethelbert, dieser Schelm, hat sie einfach abgeknutscht. Sowas macht man ja nicht.“ „Dat hann ich früher ja och immer jemacht, Jochen“ entgegnete Dr. Paul Pudlich. „Wat gloobste watt die Frauensleid uff mich jeflogen sinn... die waren ja all verrückt nach mir. Unn watt hann ich rumjeknutscht. Wie een Casanova, Jochen!“

„Warum ist Dick denn fortgelaufen?“ fragte Jochen. „Ja weeste, min Jochen. Dat Dickie iss halt eifersüchtig. Dat siehste doch. Die iss doch in den Ralf verknallt bis über beede Ohre. Dat sieht ma doch, Jochen. Unn die Henriette-Marie hat dat doch och schon jemerkt“. „Ach so, ach so, ach so....“ sprach Jochen nun und kratzte sich sowohl am Hinterkopf als auch am mittlerweilen unrasiert wirkenden Kinn. „Was für eine verzwickte Situation. Eifersuchtsszenen spielen sich hier anscheinend ab. Na das musste ja so kommen. Wahrscheinlich bin ich an allem Schuld, Pudlich. Auf die Idee mit dem Mädels-Abküssen bin ich ja gekommen.“


Diplomatischer Dienst

„Du Angela, komm mal her. Ich glaube wir beide müssen...“ ... doch Angela ging bereits auf Jochen zu. „Hast du das gesehen, Jochen? Die beiden Kücken sind ja ganz schön in Rage. Dick ist weggelaufen weil sie eifersüchtig ist... sowohl auf mich als auch auf die anderen Mädchen. Die ist doch total verknallt in den Ralf.“ Also hatte Angela, die ältere Schwester, auch schon begriffen was sich hier gerade abgespielt hätte. Und wahrscheinlich war Jochen der einzige, der von nichts etwas wusste.

„Hier hilft nur noch Diplomatie und weibliches Einfühlungsvermögen“ sprach Jochen nun. Angela hatte wohl verstanden was Jochen meinte. Sie, die ältere Schwester, sollte versuchen beruhigend auf ihre beiden jüngeren Schwestern Dick und Dalli einzuwirken. Es ging nun darum die Wogen zu glätten und wieder für gutes Wetter an der Immenhof-Gefühlsfront zu sorgen.

„Nun dann...“ sprach Angela und...


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Beitrag von Ethelbert© »

Feste feiern wie sie fallen

... wollte sich gerade auf den Weg machen um ihre beiden Schwestern zu trösten. Da hielt Jochen sie jedoch zurück. „Du Angela. Wir könnten doch unseren Reiterball vorverlegen. Vielleicht morgen statt nächster Woche? Eigentlich müssen wir das tun, da wir am nächsten Wochenende auswärts sein werden.“ Angela nickte und schien mit diesem Vorschlag einverstanden zu sein. Jochen's Reiterball bzw. Sommerfest war ein alljährliches Ereignis, welches im Reiterparadies Dodau am alten Forsthaus stattfand. Dort trafen sich Jochen's Schüler sowie andere Reitbegeisterte aus Ostholstein zum Tanzen bzw. zum allgemeinen Amüsement.

Jochen's alljährlicher Reiterball war innerhalb von nur zwei Jahren sogar zu einer Art Event geworden. Die Gastfreundschaft von Jochen und Angela, die den Ball gemeinsam organisierten, hatte sich rumgesprochen. Und wer auch immer etwas von Pferden verstand und mitreden wollte der kam auf den Reiterball bzw. das Sommerfest nach Dodau. Der Ostholsteiner Reiterverband führte Jochen's Reiterball sogar in seiner offiziellen Terminliste.

Angela ahnte schon was Jochen vorhatte. So ein Ball mit Tanz, Musik, Wein, Schaumwein, Diätcola, heissen Bockwürsten, vielen Holsten-Bierchen sowie natürlich jeder Menge guter Laune würde sich vortrefflich eignen um die jungen Leute zusammenzubringen. „Nicht etwa dass wir Kuppler spielen wollen...“ meinte Jochen zu Angela lächelnd. „Aber manchmal muss man verschiedenen Dingen halt etwas nachhelfen.“ Und mit diesen „verschiedenen Dingen“ meinte Jochen natürlich die Beziehungsprobleme und Missverständnisse unter denen die jungen Bewohner und Gäste des Immenhofes im Augenblick wohl zu leiden schienen.


Sister Act.... featuring Sister Angela

„Mit Ethelbert und Dalli kann das so nicht weitergehen“ sagte Angela. „Die beiden sind ja wirklich wie Hund und Katze.“ „Was sich neckt das....“ ergänzte Jochen. Er sprach aber den Rest des Satzes nicht aus. Angela wusste schon was er meinte. „Dalli ist ja noch recht jung. Eigentlich viel zu jung. Aber wart mal in ein oder zwei Jahren... und Ethelbert wird wiederkommen. Darauf kannst du Gift nehmen“ meinte Angela vielsagend.

„Ältere Schwestern sind halt klug und vorausschauend...“ sagte Jochen. „Und wo du Recht hat da hast du auch Recht. Eigentlich hast du ja fast immer recht“. Und das stimmte: eigentlich hatte Angela ja die Hosen auf Dodau und auf dem Immenhof an und sie war die treibende Kraft, welche Jochen motivierte und vorantrieb. Aber das würde sie Jochen gegenüber niemals allzusehr heraushängen lassen. Angela war halt eine nicht nur bildhübsche sondern auch sehr kluge junge Dame, die genau wusste was sie wollte.

Und was Angela jetzt wollte war es ihre beiden jüngeren Schwestern wieder auf den Boden der Realität zurückzuholen und... wer weiss... vielleicht etwas „vermittelnd“ in das Gefühlsleben der beiden eingreifen. Unterdessen hatten sich Dick und Dalli ein wenig beruhigt und gingen zurück in Richtung Eisenbahngelände.


Filous, doofe Macker und ein Tritt in die Weichteile

„Wenn der Typ mich nochmal vor allen Leuten abknutscht... dann trete ich ihm in die Weichteile“ meinte Dalli ziemlich entschlossen. „Die Jungs glauben doch sie könnten sich gegenüber uns Mädels alles herausnehmen.“ „Recht hast du, Dalli“ antwortete ihre Schwester. „Und ich hätte nicht gedacht, dass Ralf so ein Filou ist.“ Nun fing Dick fast wieder an zu weinen.

„Ach lass doch, Dickie. Die Kerle verdienen uns gar nicht. Ralf ist ein Freund von Ethelbert. Kein Wunder, dass der so ein Filou ist.“ Jetzt schien Dalli zunächst einmal darüber nachzudenken was denn eigentlich ein Filou sei... aber egal... das schien auf jeden Fall etwas ziemlich schlechtes zu sein. „Und weisst du was... wenn wir....“... aber weiter kam Dalli nicht mehr mit ihren Ausführungen. Denn in diesem Augenblick kam ihnen Angela winkend entgegengelaufen: „Huhu... Huhu... Barbara und Brigitte ... Huhuuu...“

Wenn Angela anstatt „Dick und Dalli“ die beiden Schwestern „Barbara und Brigitte“ rief hatte das wohl eine Bedeutung. Denn auch Frau Jantzen pflegte ihre Enkelinnen beim richtigen Vornamen zu nennen wenn irgendeine besondere Ankündigung bevorstand. „Gut dass ihr noch hier seid“ sagte Angela. „Stellt euch vor. Jochen und ich müssen den Reiterball in Dodau auf morgen vorverlegen. Nächste Woche haben wir einen dringenden Termin. Ich brauch jetzt dringend eure Hilfe.“

Auf die Beziehungskiste zwischen Dick und Ralf bzw. den Mädels und den beiden Sommergästen aus München ging Angela diplomatischerweise gar nicht erst ein. Sie tat so als wäre überhaupt nichts vorgefallen. „Ihr zwei müsst uns unbedingt helfen. Ohne euch sind Jochen und ich glatt aufgeschmissen.“ Nun begann Angela ihren beiden jüngeren Schwestern zu erklären was nun zu tun sei. „Ihr müsst uns helfen die Gäste zu benachrichtigen. Am besten ihr ruft alle zum Sommerfest eingeladenen Gäste an, damit auch garantiert niemand das Sommerfest morgen versäumt. Und dann könnt ihr SMS'se verschicken.“


Alles hat ein Ende doch die Wurst hat zwei

„Au fein. Das machen wir“ entgegnete Dick. „Wir drucken uns die Gästeliste aus und rufen dann jeden Gast einzeln an. Das machen wir aber auf der Weide. Wir müssen uns noch um Schneewittchen kümmern.“ „Und die blöden Macker sind dann nicht da...“ ergänzte Dalli ihre Schwester Dick und gerade darüber schien sich Dalli nun diebisch zu freuen.

Die drei Schwestern stiegen in den Immenhof-Audi mit der neuen Immenhof-Reklamebeschriftung und fuhren zurück in Richtung Kellersee. Die Ponykutsche liessen sie stehen aber zuvor heftete Dick noch einen Zettel vorne an den Kutschbock: „Ihr bringt die Kutsche zurück, Ralf und Ethelbert. Aber nur wenn ihr das könnt. Wahrscheinlich seid ihr ja viel zu blöd seid um so eine Kutsche zu fahren. Viele Grüsse, Dickie“.

Unterdessen amüsierten sich Jochen, Ralf, Ethelbert, Mans und der Rest der anwesenden Leute blendend. Sie waren richtig stolz auf ihren erfolgreichen Videodreh und Mans schlug spontan vor den Videoclip bei ihm zu Hause zu bearbeiten und dann auf eine Webseite zu posten. „Dann bin ich auf youtube. Juhuu. Juheii“ meinte Mans. „Vielleicht sieht ja ein Produzent meinen Holstein-Rap und dann...“... „Und dann werden wir mal einen gemeinsamen Umdrunk nehmen“ schlug Jochen ebenso spontan vor und jubilierend begab sich die ganze Blase in Richtung der fahrenden Untersätze.

Jochen entdeckte den Zettel an der Ponykutsche und bat die beiden Münchener Sommergäste einzusteigen... allerdings nur „wenn ihr nicht zu blöd zu seid um eine Ponykutsche zu fahren“. „Auf geht's. Jungs. Ich lade euch zu einem Bierchen und Räucheraal ein.“ „Alles hat ein Ende doch die Wurst hat zwei“ begann das Immenhof-Drehteam zu singen denn dieser Einladung folgte jeder gerne. Dick und Dalli's Ponykutsche war dann schnell mit weiteren Gästen besetzt.


Das beste Immenhof-Video aller Zeiten

Ab ging's nun in Richtung Dorfkrug und dann sofort weiter weil jemand angeblich eine noch viel bessere Kneipe kennen würde und die zufällig seinem Schwiegervater gehöre aber es gäbe garantiert zwei oder drei Lagen Freibier, Apfelkorn oder heissen Rum direkt aus Jamaika importiert aus garantiert unverzollten Schwarzbeständen und das ganze auch noch mit Live-Bluesmusik garniert....oder so...

Nur wenig später sassen Jochen und der Rest des Drehteams in besagter Kneipe, welche sich als efeubewachsene ehemalige Windmühle herausstellte. Dort beschnackten sie den Rest ihrer immens erfolgreichen Videoproduktion. Denn in diesem Punkt waren sich alle einig: dieser Videoclip war wahrscheinlich das beste was seit Jahrzehnten in der Holsteinischen Schweiz gedreht worden war.

Ausserdem war diese Videoproduktion ja längst noch nicht abgeschlossen. Das Immenhof-Video musste ja noch geschnitten werden. Und dieser Vorgang zog sich dann inklusive langer Diskussionen über die Webseitengestaltung des Ponygestütes Immenhof sowie des Reiterparadieses Dodau bis spät in die Nacht hin. Dass Jochen am nächsten Tag sein Sommerfest bzw. den Reiterball auf Dodau veranstalten würde hatte er natürlich bereits verkündigt. Natürlich waren alle zeitweiligen und ständigen Bewohner vom Immenhof eingeladen. Wär ja auch komisch gewesen wenn nicht....

„Wär nett wenn ihr morgen abend mal richtig nett und höflich zu den beiden Mädels wäret, Ralf und Ethelbert. Nicht dass ich meine ihr wäret unhöflich...“ meinte Jochen noch und tat dabei so als sei das nur ein beiläufige Bemerkung. „Und jetzt Herzass....“... Jochen knallte die Karten auf den Tisch. Unsere Freunde waren gerade dabei einen zünftigen Skat zu klopfen als plötzlich unvermittelt...


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Beitrag von Ethelbert© »

Und in die Stille fällt ein Schuss....

... ein Schrei von aussen erklang und danach ein Schuss zu hören war. Ralf und Mans waren gerade dabei das Video zu schneiden während Jochen, Ethelbert und Jan-Jonas dabei waren sich skatspielend zu amüsieren bzw. gerade dabei waren einen grossen Pokerabend zu planen. Jan-Jonas war ein Freund von Mans und Bandmitglied der Holstein-weit bekannten Combo „Mans und die gequälten Geister“,

Alle Mann standen auf und rannten zum Fenster. Die Freunde befanden sich in der alten Schmiede, dem Fachgeschäft von Mans' Vater. Es war schon weit nach Mitternacht und die Bürgersteige waren in Malente bereits herausgeklappt worden..... somit herrschte Grabesstille in der Ostholsteinischen Provinz. Dann erklang noch ein Schuss und der klang absolut grauenvoll. Hier musste es sich um eine ziemlich schwere Waffe handeln. Wahrscheinlich eine Art Elefantenbüchse oder eine besonders grosskalibrige Waffe aus alten Armeebeständen... auf jeden Fall meinte Jochen das.

Unsere Freunde stürzten sich nach draussen um nachzusehen welches entsetzliche Verbrechen sich hier möglicherweise unter ihren Augen abgespielt haben könnte. „Ei Klabauddermannnn.... Mast'n Schootbruchhh... verdammet nochmal....“ hörte man es fluchen und dann sahen sie Hein Daddel, der auf dem Bürgersteig stand und ein ziemlich merkwürdig aussehendes Fahrzeug nach allen Regeln der Kunst verfluchte und verdammte.


Hell's angels?

„Ei ei Käptn. Dat Ding hau ick jätz kaputt. Mast'n Schootbruchhh... verdamm mich!“ Die Freunde betrachteten sich den Grund des Daddel'schen Wutausbruches näher und Jochen begann zu erklären, was sich hier vor wenigen Augenblicken abgespielt hatte. Vor den Freunden stand nämlich ein ziemlich betagtes Motorradgespann und davor stand ein laut fluchender Hein Daddel. „Das ist eine alte Triumph mit Beiwagen. Die stammt noch aus den Sechzigern“ erklärte Jochen. „Das Ding steht bei uns im Stall und ist überhaupt nicht angemeldet. Ja Hein... warum fährst du denn mit dem alten Ding in der Gegend rum?“

„Dat war dat Dallichen, Käptn. Dat Dallichen hat g'sagt dat ick zu fett unn zu dumm bin sei um den Bock zu fahren.“ Hein klopfte sich mit der rechten Hand vor seinen ziemlich weit heraussragenden Vorbau, der in seinen jüngeren Seemannszeiten wahrscheinlich einmal ein drahtiger, kräftiger und schlanker Waschbrettbauch gewesen war. Mittlerweilen zeigte besagter Körperteil jedoch deutliche Spuren von überhöhtem Bier- und Rumgenuss.

„Ick soll fett sein? Hein Daddel doch nich. Dat sint alles Muskeln“. Wiederum klopfte Hein Daddel sich vor den Bauch. „Und da wolltest du nachts wenn dich niemand sieht mal eine Spriztour unternehmen, Hein“ fragte Jochen spitzbübisch und Hein nickte: „Och Käptn. Du kennst doch den ollen Hein. Aussadem war ick ja mal 'n Höllenengel.“ „Du meinst wohl ein Hell's Angel?“ spottete Jochen „So siehst du auch aus, Hein.“


Der gefährlichste Rocker von Schleswig-Holstein

Hein begann nun zu erzählen, dass er in früheren Zeiten einmal Mitglied der weltberühmten und brandgefährlichen Rockergang die „Hells Angels“ gewesen sei. Er sei mit einer extra für ihn angefertigten Harley-Davidson mit einer ca. 10 m langen Vorderradgabel regelmässig durch St. Pauli gefahren und hätte dort die Reeperbahn unsicher gemacht. Aber irgendwie schien niemandem dem Seemanns- bzw. Rockergarn von Hein zu glauben geschweige denn überhaupt zuzuhören.

Anstatt dessen zogen Ethelbert, Ralf und Mans es vor das vor ihnen stehende Motorrad-Gespann zu bestaunen. „Mann obercool“ ereiferte sich Mans. „Das ist ja obercool. Du Jochen.... trittste mir das Ding eventuell ab?“ Ethelbert hatte mittlerweilen bereits im Beiwagen Platz genommen während Mans vorne auf dem Fahrersattel sass und mit dem Gaspedal des alten Motorrades spielten. Jochen überlegte kurz. „Von mir aus, Mans. Eigentlich wollte ich das Ding ja an ein Motorradmuseum geben oder über Ebay verscheuern. Aber wenn du dich dafür interessierst können wir durchaus darüber sprechen“

„Yes Yes Yes....“ rief Mans und hoppelte auf dem Fahrersattel auf und ab. „Dat Ding sprrrrringt nich mehr an, Käptn. Watt mache man nuuuuu?“ meinte Hein Daddel und Jochen begann die Rettungsaktion zu organisieren. Das alte Gespann wurde mit einem Abschleppseil hinten am Golf Pickup angebunden, Mans setzte sich an den Lenker und Ethelbert weigerte sich den Beiwagen zu verlassen.


Das Ende eines aufregenden Tages

Dann schmiss Mans noch schnell sein BMX-Rad auf die Ladefläche des Golf Pickups und schon ging es los in Richtung Dodau. Alle Mann stiessen einen Stoss-Seufzer aus als man unbeschadet und unkontrolliert dort angekommen war. Die Verkehrspolizei hatte an diesem Abend wohl wichtigere Dinge zu tun als auf der Landstrasse zu patrouillieren oder arme, unschuldige Kneipenbesucher eventuell um ihren sauer verdienten Führerschein zu bringen.

„Was war das für ein aufregender Tag, Jochen“ sprach Ralf nun und Ethelbert pflichtete seinem Kumpel bei. „Und da reisen die Leute nach Kenia oder in die Karibik um was zu erleben. Wo es hier im Norden doch abgeht wie im Wilden Westen. Nicht wahr, Barry du Oberknutscher?“ „Apropos Wilder Westen, Ralf. Die Karl-May-Festspiele in Bad Segeberg stehen ebenfalls auf meinem Holstein-Ferien-Programm. Da müssen wir hin und wir werden Dick und Dalli notfalls mit Gewalt mitschleppen“ ergänzte der sichtlich gut aufgelegte und blendend gelaunte Ethelbert. „Und du kommst mit Angela und Hein auch mit, Jochen. Versprich es oder ich werde dich keines Blickes mehr würdigen“.

Das Versprechen gab Jochen tatsächlich... er sah aber auch keinen Grund warum Angela und er nicht einmal zu besagten Bad Segeberger Karl-May-Festspielen fahren sollten. Schliesslich hatten sich die beiden dort doch.... aber das war jetzt eine andere Geschichte. Und mit der ganzen Blase vom Immenhof im Schlepptau würde das ein äusserst unterhaltsamer Samstag oder Sonntag werden. Aber zuvor stand ja noch das morgige Sommerfest bzw. der Dodauer Reiterball auf dem Plan. Und das musste bis morgen abend organisiert sein.


Denk ich an Ethelbert in der Nacht...

Nun war es Zeit Abschied zu nehmen. Was war das für ein aufregender Tag gewesen.... alle Mann und Frau waren sichtlich zufrieden. Mans schwang sich auf sein BMX-Rad während Ralf und Ethelbert in den Golf Pickup stiegen um in Richtung Immenhof zu entschwinden. Jochen und Angela zogen sich ebenfalls in ihre Dodauer Gemächer zurück.

Auf Immenhof konnten Dick und Dalli nicht einschlafen. Es war schon nach zwei Uhr in der Nacht. Doch die beiden standen in ihre Nachthemden gehüllt am Fenster der oberen Etage. Sie schauten sich die hell leuchtende Mondsichel an und versuchten den höchst abenteuerlichen Tag nochmal aufzuarbeiten. Dalli schien es immer noch nicht überwunden zu haben ohne Vorwarnung von diesem komischen Münchener Sommergast abgeknutscht worden zu sein... und dass noch vor allen Leuten. Und Dick war wohl immer noch eifersüchtig auf Ralf, diesen Weiberhelden und Unhold und überhaupt.

Da sahen die beiden die Lichter eines Wagens vor dem Torhaus auftauchen. Das konnten wohl nur Ralf und Ethelbert in Jochen's altem VW Golf Pickup sein. Die beiden hatten wohl endlich den Nachhauseweg gefunden. „Igittt da kommt Ethelbert, der Knutscher!“ rief Dalli entsetzt und versteckte sich instinktiv hinter ihrer Schwester. „Nix wie weg. Die zwei sollen uns hier nicht sehen....“ Und im Nu waren die beiden Schwestern nach unten entschwunden und verrammelten sich in ihrem provisorischen Schlafzimmer welches sich direkt neben der Schlafkemenate von Frau Jantzen befand.

„Wenn der Typ unsere Schwelle betritt dann nehme ich mir das Leben“ gluckste Dalli höchst dramatisch. Die Angst wieder von Ethelbert abgeknutscht zu werden hatte sich mittlerweilen offenbar zu einer Dalli'schen Wahnvorstellung gesteigert. „Du spinnst doch Dalli“ ermahnte Dick ihre jüngere Schwester. „Tritt dem Kerl doch einfach in die E... wenn er wieder frech wird. Die Kerle mögen es überhaupt nicht wenn man ihnen fest in die... auweiha... tritt“. So weit war es also gekommen. Die Anwesenheit der beiden männlichen Münchener Sommergäste hatte anscheinend zu einer Brutalisierung der beiden netten, lieben und freundlichen Immenhof-Schwestern geführt.


... dann bin ich um den Schlaf gebracht

Die Tür des Immenhofes ging quietschenderweise auf und der Lärm der von aussen in Dick und Dalli's provisorische Schlafkemenate drang liess schlimmste Befürchtungen in den beiden Mädels aufkommen. Wahrscheinlich waren Ralf und Ethelbert stockbesoffen... und dann würden die beiden in das Zimmer von Dick und Dalli eindringen... und dann würden die beiden..... „Wenn die zwei hier reinkommen dann dann dannn...“ flüsterte Dalli sichtbar verzweifelt ihrer Schwester zu. Die beeilte sich die Tür abzuschliessen und einen Stuhl unter den Türgriff zu klemmen.

„Hä Hö Hööööö“ erklang es aus Richtung Flur. „Wo sind denn die Geschwister Voss? Höhöööö.... Huhuuuu wo seid ihr denn? Du Ralf... wir werden mal die Lage sondieren.“ Nun hörten Dick und Dalli Schritte vor ihrem Zimmer, die bedrohlich näher kamen. „Hö Hö... wo seid ihr denn? Wollen wir noch eine Runde Pony reiten gehen... auf dem Hof vielleicht?“ Dick und Dalli standen an der Tür und schauten sich ängstlich gegenseitig an.


Granny-Power macht Sommergäste sauer

„Denen ist alles zuzutrauen... wenn nämlich....“ Doch weiter kam Dick nicht. Denn aus dem Zimmer von Frau Jantzen, Dick und Dalli's Oma, erklang plötzlich ein lautes und unüberhörbares „RUUUHHHEEE!!! Wenn hier nicht sofort Ruhe ist lass ich den Hund los!“ Das klang so gefährlich, dass Dick und Dalli geradezu reflexartig in Richtung ihrer Betten sprangen und sich tief in den Bettfedern verbargen. Ralf und Ethelbert hatten unterdessen ebenso reflexartig die Flucht nach oben ergriffen und verbargen sich so schnell sie konnten ebenfalls in besagten Bettfedern.

Vor der Frau Jantzen hatte sie halt alle Respekt. Und da sage jemand, dass „alte Omas“ sich nicht durchsetzen könnten....


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Dick und Dalli's Ferienfreuden

... und das konnte die Frau Jantzen mit Sicherheit! Am nächsten Morgen warf sie die beiden Schwestern, welche im Zimmer neben ihr schliefen, eher unsanft aus ihren Betten. Dick und Dalli mussten schon früh am Morgen ran... an Frühgymnastik und ein gemütliches Frühstück war erst gar nicht zu denken.

„Ihr kümmert euch zunächst mal um die Ponys. Schaut mal wie es Schneewittchen geht. Dann klopft ihr die Betten aus und dann helft ihr Stine die Küche zu putzen. Danach geht es sofort mit Angela rüber nach Dodau. Ihr werdet Angela und Hein bei den Vorbereitungen zum Reiterball helfen. Und dann...“

„.. und dann und dann“ jammerte Dalli. „Und dann haben wir noch Ferien, Oma. Das hier ist ja die reinste Ausbeutung. Wie im Kinder-KZ. Ich werden unserem Sozialkundelehrer Herrn Lindholm mal davon erzählen wie hier auf Immenhof Kinder ausgebeutet werden... und dann...“ ... und dann kam Dalli nicht mehr weiter, denn sie musste sich heftig ducken um der Schlagrichtung von Frau Jantzen's rechter Hand noch zeitig auszuweichen.


Ein Kinder-KZ?

„Was hast du da gesagt, du kleines Biest?“ schrie die Frau Jantzen erbost. „Ein Kinder-KZ? Na warte, Dalli....“ Zwar war die „Haue“, die Frau Jantzen bisweilen vor allem der kleinen, frechen und ihrer Meinung nach manchmal ziemlich rotzigen und trotzigen Dalli gab, niemals richtig ernst gemeint... aber man weiss nie. Auch wenn jemand nur so tut als würde er Haue austeilen könnte er ja doch mal einen Volltreffer landen. Und das mit dem „Kinder-KZ“ war nun wirklich leicht übertrieben... da konnte einem durchaus mal die Hand ausrutschen.

Die beiden Schwestern liefen in die Küche und stopften sich die Taschen voll mit Süssigkeiten und Gebäck. Dann schlangen sie noch rasch Stine's frischgeschmierte Wecken runter. Danach ging es raus zu den Ponys. „Und demnächst müssen wir hier noch Stäflingskleidung tragen“ rief Dalli noch in Richtung der offenstehenden Tür wo sie ihre Oma vermutete. Aber was für ein Glück, dass Frau Jantzen diese Bemerkung überhaupt nicht gehört hatte.

Die war nämlich gerade dabei mit Dr. Pudlich zu telefonieren. „Du Paul. Mit meinen beiden Enkelinnen wird es immer schwerer. Die Dalli ist voll in der Pubertät und tut was sie will. Und wie frech die ist! Sie hat gerade zu mir gesagt, dass der Immenhof ein Kinder-KZ sei. Kannst du dir sowas vorstellen? Wo schnappen die so ein Zeug auf? Und bei Dick glaube ich, dass die nur noch die Jungs im Kopf hat. Wie die diesen Ralf immer anschaut... also nein, Paul. Was soll ich nur machen? Was für ein Glück, dass Ethelbert gerade bei uns ist. Der ist ja sowas von wohlerzogen und höflich.... Hach Paul... wenn die beiden Mädels sich doch mal ein Beispiel an Ethelbert nehmen würden und...“

Dr. Pudlich atmete am anderen Ende der Leitung zunächst mal heftig durch. Das klang leicht asthmatisch aber Frau Jantzen war das von Dr. Pudlich gewohnt. Der klang irgendwie nie sehr gesund obwohl er trotz seiner keineswegs gesunden Lebensweise einen durchaus gesunden Eindruck machte.


Just another Heiratsantrag...

„Watt se mache sollte, jeehrte Frau Henriette, datt hann ich ihne ja schun imma jesacht. Sie sollten mich heiraten. Unn dann würde ma die zwo zusammen hüten. Awwa sie wolle mich ja ned in den Hafen der Ehe jeleiten, liebste Henriette“. „Ach Paul. Manchmal glaube ich ja sie haben Recht. Aber wissen sie... eine Ehe in unserem Alter? Mein Mann Eberhard.... Gott hab ihn seelig.... würde mir sicherlich zuraten... aber wissen sie... ich weiss ja nicht ob.....“

„Dat werdet ma alles heut abend bespreche, liebste Frau Henriette“ flötete Dr. Pudlich in die Telefonmuschel. Er befand sich gerade in seiner Praxis in Malente. Dann legte er auf. „Hi Hi.... dat Henriettchen werd ich schunn noch rumkriege. Ich wees ja wie man sowat macht. Da wär ja nid die erst Frau die da Dr. Pudlich rumjekriecht hat... Hi Hi Hi....“

Also hatte Dr. Pudlich der Frau Jantzen zum wiederholten mal einen anscheinend vergeblichen Heiratsantrag gemacht. Frau Petra Pawlek, seit einigen Wochen die neue Praxishelferin von Dr. Pudlich, schüttelte wiedermal den Kopf. Denn dieses Szene kannte sie mittlerweilen auswendig. „Ach Herr Doktor. Wenn ich die Frau Jantzen wäre würde ich ja sofort ja sagen. Nur bin ich ja schon verheiratet. So einen Mann wie sie bekommt man doch nicht alle Tage.“ Dr. Pudlich lächelte verschmitzt.

„Unn jetz mache ma weiter. Petralein, ruff doch mall die Frau mit dem dicke Puddel rinn in de Behandlungsraum.... watt hadd die een fette Puddel. Der iss ja fetter wie die Frau... als ob et sowat jibben tät... näääää.... watt die Leut ihr Viechzeuchs verwöhne tue... näää kann ma da nur noch sage.“
Frau Petra Pawlek, die Assistentin von Dr. Pudlich, eine Mitvierzigerin mit eigentlich viel zu blonden, hochtupierten Haaren und einer ausgesprochenen gross ausgefallenen weissberahmten Brille, tat wie befohlen. Sie bat die Dame mit dem fetten schwarzen Pudel in den Behandlungsraum.


Festvorbereitungen

Unterdessen hatten Dick und Dalli in Rekordzeit ihre anstehenden Stallarbeiten erledigt. Das Ausklopfen der Betten und die Reinigung des Küchenbodens gingen ebenfalls blitzschnell wenn auch etwas oberflächlich. Dann ging es ab mit der Ponykutsche hinauf bzw. hinunter nach Dodau zu Jochen, wo die Vorbereitungen von Jochen's Reiterball bzw. Sommerfest bereits auf vollen Touren liefen. Dick, Dalli und Angela hatten bereits am Vortag die eingeladenen Ballgäste von der Vorverlegung des Festes informiert und fast alle versprachen zu kommen.

Als Dick und Dalli auf den Hof von Jochen fuhren kamen ihnen Ralf und Ethelbert im VW Golf Pickup entgegen. Ethelbert winkte den beiden Schwestern aus dem Fenster zu und rief etwas. Das war aber kaum zu verstehen, da Ralf die Stereoanlage des Autos voll aufgedreht hatte. Ausserdem klopfte er rhythmisch auf das Lenkrad.

Dalli machte Ethelbert eine lange Nase und rief den beiden zu, dass sie doch dahin fahren sollten wo der Pfeffer wächst. Die Szene von gestern als Ethelbert völlig überraschend die arme Dalli vor versammelten Publikum abgeknutscht hatte war allem Anschein nach immer noch nicht verziehen. Ganz zu schweigen von Dick, die „ihren“ Ralf immer noch für einen wüsten Casanova und leichtsinnigen Frauenhelden hielt.

Ralf und Ethelbert brausten mit Höchstgeschwindigkeit zur nächsten grösseren Einkaufsmeile. Jochen hatte die beiden beauftragt noch einige Fressalien, Saufalien sowie natürlich etliche Lampions zu besorgen... und natürlich sollten die beiden für die grosse Überraschung sorgen die am Abend während des Balles bei Jochen stattfinden sollte. Was das wohl für eine Überraschung war?


Die Klabautermänner

Die Auflösung des Rätsels ergab sich recht schnell. Denn der Golf fuhr hin zur alten Schmiede, wo im Elektroladen von Man's Vater sich mehrere Leute ein Stelldichein gaben. Es waren Mans mit seiner eigenen Kapelle und da waren da noch drei mittelalte Herren. „Das sind Johnny und die Klabautermänner“ meinte Mans. „Das ist unsere beste Tanzmusikkapelle hier in Malente-Gremsmühlen.“ Wie auf Kommando griff ein Herr mit Kapitänsmütze und -Jacke, der offenbar „Johnny“ der Chef des Trios war, in die Orgeltasten und es erklang ein Tusch mit Geigenklang aus den Lautsprechern.

„Was?“ meinte Ethelbert. „Wie bitte? Die sollen Jochen's tolles Fest vollorgeln? Also weisst du Mans, manchmal glaube ich ja dass du....“ Doch viel weiter kam Ethelbert nicht denn Johnny und die Klabautermänner begannen nun etliche Shanties und Schlagermelodien zum Besten zu geben. Und das in einer durchaus respektablen Lautstärke. Offenbar waren Ralf und Ethelbert gerade in die Sommerball-Übungsstunde der grossartigen Tanzkapelle hereingeplatzt.

Und wie diese drei Klabautermänner aussahen... der Drummer sah aus als könnte er selbst Hein Daddel unter den Tisch saufen. Der Gitarrist sah aus wie Keith Richards von den Rolling Stones als Seeungeheuer verkleidet... obwohl sowas ja gar nicht notwendig ist wenn man wie Keith Richard aussieht. Und Johnny, der Chef der Tanzkapelle, sah auch nicht wie ein Weichei aus. Der hatte sein von einem Doppelkinn bzw. eher Dreifachkinn umrandetes knallrotes Gesicht mit Sicherheit nicht von der Höhensonne.

Als Johnny dann auch noch eine Hans-Albers-Parodie zum Besten geben wollte, ergriffen unsere drei Freunde vorsichtshalber die Flucht ins obere Geschoss. Mans öffnete ein Tür und wies mit der Hand hinein. Dort stand ein Fernsehprojektor vor einer grossen Leinwand. Wozu er das Ding wohl brauchte? „Du willst doch keine Urlaubsfilme aufführen, Mans?“ fragte Ralf ein wenig kritisch. Mans lächelte überlegen. Er liess sich noch nicht in die Karten schauen und erklärte nicht was er eigentlich vorhatte.

„Ha ich weiss....!“ rief Ethelbert. „Du willst bestimmt....


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Denglisch

„Psssst“ machte Mans und hielt sich den Finger vor den Mund. „Pssssttt... das ist ein obergeheimes Secret. Aber maybe du hast ja erraten was es ist... aber Pssstttt... strengstes Secret“. Mans, der olle Provinzrapper, sprach mittlerweilen nur noch Denglisch. Also jene fürchterliche Mischung aus Deutsch und einigen modischen angelsächsischen Ausdrücken mit denen die deutsche Sprache ja seit einigen Jahren regelrecht verseucht war.

„Und unser Meeting hier ist auch streng secret. Wie findste denn das Outfit von Johnny und den Klabautermännern? Also wenn das nicht megacool abgefahren ist dann flipp ich hier noch completely aus. Aber maybe könnt ihr mir helfen das TV-Set in den Truck zu hieven?“ „Maybe ja...“ meinte Ralf trocken und packte zusammen mit Ethelbert an. Sie trugen den grossen Fernsehprojektor hinaus aus dem Computer- und Elektroladen von Mans' Vater und legten ihn in den Golf Pickup. Mans stellte sich nun vor den VW Golf und verschränkte seine Arme.

„Du Ralfie. Einen tollen SjUWeeee habt ihr da. Den könnte man aber mal painten. Übrigens war unser Shop in den Fifties und Sixties mal eine Forgestation. Und mein Granddaddy war ja der Blacksmith von Malente“. Das hiess auf deutsch: „Unser Laden war früher mal eine Schmiede umd mein Opa war der Schmied von Malente. Ausserdem habt ihr einen tollen Kleintransporter. Der muss allerdings mal dringend frisch gestrichen werden.“ Dann setzten sich die drei in den Wagen und brausten ab in Richtung Dodau. Der Golf war mit allem möglichen Kram vollbeladen, welcher für Jochen's am Abend stattfindenden Reiterball vorgesehen war.


Jochen's Reiterball

Schliesslich war es gegen 17 Uhr und Jochen's Reiterball in Dodau begann sich langsam mit Menschen zu füllen. Natürlich waren viele Leute aus Malente da sowie viele Reiter und einige Funktionäre des Ostholsteinischen Reitverbandes. Man sass bequem draussen wo Jochen, Angela und Hein Daddel etliche Stühle und Tische hingestellt hatten. Eine Tanzfläche war natürlich auch vorhanden und so sollte einem guten Ablauf des Festes eigentlich nichts entgegenstehen... es sei denn Ethelbert und die beiden Schwestern würden sich mal wieder wegen überhaupt nichts zanken.

Frau Jantzen und ihre beiden Enkelinnen waren mittlerweilen ebenfalls auf der Bildfläche erschienen. Was hatten die sich fein in Schale geworfen! Die Oma trug ein grünes Kleid sowie eine Art Trachtenjacke und sah fast ein wenig wie die Försterliesel aus. Dick trug ihr „kleines schwarzes“, eine wirklich sehr elegante Robe mit einem zwar leicht ausladenden aber immer noch züchtigen Decolté. Und Dalli sah irgendwie aus wie Pippi Langstrumpf im Disneyland denn sie hatte sich einen Zopf zusammengeflochten und trug ein kurzes Kleidchen mit einem Micky-Maus-Kopf vorne und hinten.

Ein verführerischer Geruch von frisch gegrilltem Fleisch zog sich über den Reiterball und Dalli beeilte sich gemeinsam mit Angela fleissig jedem Hungrigen ein Hackstückchen zu geben. Und hungrig waren fast alle... ausser Dr. Pudlich, der mit einem Glas Wein einsam und alleine an seinem Tisch sass und heftig grübelte. Dabei sah er aus als sei ihm gleich ein ganzes Lausgeschwader über die Leber gelaufen.


Ein Helfer in der Not

Ethelbert setzte sich neben Dr. Paul Pudlich. „Irgendetwas bedrückt sie doch, Herr Doktor?“ fragte Ethelbert und Dr. Pudlich begann wenn auch zögerlich sein Herz ausszuschütten. „Ja weisste, Ethelbertchen, dat Henriettchen und ich täten ja so jern heirate. Aber dat Henriettchen traut sich halt nid. Unn ich wees auch nid wie ich das machen soll. Ich dacht ich kriech jede Frau rum abba da beiss ich auf Granit.“ Dr. Pudlich nippte kurz an seinem Weinglas. „Ja ja, Ethelbertchen. So iss dat“.

Der angesprochene nickte kurz und wollte sich gerade von Dr. Pudlich verabschieden. Ralf und Mans waren mittlerweilen dabei den Fernsehprojektor und die grosse Leinwand anzuschliessen. Wahrscheinlich hatten die beiden eine Art Attentat auf die Festgesellschaft vor. Doch gerade als sich Ethelbert erhoben hatte kam ihm anscheinend eine zündende Idee. Er setzte sich wieder zu Dr. Pudlich. „Doc, hören sie mal genau zu. Also ich glaube, dass...“

Nun unterhielten sich Dr. Pudlich und Ethelbert sehr angeregt. Kurz danach winkte Dr. Pudlich Jochen von Roth zum Tisch. Dieser setzte sich und man begann weiter zu diskutieren. Dann winkte Jochen seine Verlobte Angela an den Tisch und nur zwei Minuten später kamen auch noch Dick und Dalli hinzu. Auch Hein Daddel hatte sich mittlerweilen zu dieser kleinen feinen Gesellschaft hinzugesellt.

„Was da wohl los ist?“ sagte Frau Jantzen und blickte in Richtung des Tisches wo Dr. Pudlich und all die anderen sassen. Hein Daddel gestikulierte wild mit den Händen und erzählte irgendetwas. Daraufhin begann Dalli schrill zu lachen. „Aha!“ rief die Frau Jantzen. „Ich weiss was da los ist. Hein Daddel erzählt mal wieder unanständige Witze. Und die Kinder hören zu. Das geht ja wohl nicht....“.


Schweinische Witze?

Dann ging Frau Jantzen hin zum Tisch. Beim Anblick von Frau Jantzen hörte die Konversation plötzlich schlagartig auf. „Na ich kann mir schon denken warum ihr aufeinmal so ruhig seid“ rief Frau Jantzen der kleinen Tischgesellschaft zu. „Paul und Hein erzählen mal wieder schmutzige Witze. Wo doch die Kinder dabei sind.“ Sie zog zuerst Dalli vom Tisch weg und dann zog sie Dick ebenfalls hinter sich her. Da half kein Protest der beiden Schwestern. Denn unanständige Witze zu erzählen... „sowat jehört sich nid“ hätte der Dr. Pudlich gesagt wenn er nüchtern gewesen wäre und nicht selbst unanständige Witze erzählen würde.

Nachdem Dick und Dalli mit ihrer Oma verschwunden waren ging das Gespräch an Dr.Pudlich's Tisch fröhlich weiter. Aber ob da wirklich unanständige Witze erzählt wurden war nicht ganz klar. Vielleicht ging es ja um etwas ganz anderes. Und wer weiss... vielleicht heckte Dr. Pudlich's Tischgesellschaft gerade einen Streich aus.

Mittlerweilen hatte sich die Tanzkappelle eingefunden, sich warm gespielt und wahrscheinlich auch warm getrunken. Denn Johnny, der Organist der Tanzkappelle „Johnny und die Klabautermänner“, griff beherzt in die Orgeltasten und spielte einen grossen Hit aus dem Bereich der Volksmusik. „Und jetzt der neuste Hit der Klostertaler““ sprach Johnny ins Mikrophon und die Festgäste begannen rhythmisch zu klatschen. „Und jetzt gibt es ein Pferdelied“ ertönte es und die Tanzkappelle begann einen schönen alten Schlager anzustimmen.


“Es hängt ein Pferdehalfter an der Wand“

Zwecks dieser Untat sang Johnny, der Frontmann der Tanzkappelle „Johnny und die Klabautermänner“ nun ganz tief und dunkel, halt sowie „Ronny“ der Sänger des Liedes, der früher in den Sechzigern einmal ein beliebter deutscher Schlagerstar gewesen war. „Dat ist een Lied von Ronny“ meinte Hein Daddel und wurde auf einmal ganz sentimental. „Dat heest Et hängt een Pferdehalfter an da Wand“.

Die beiden Schwestern vom Immenhof standen links vorne neben der Tanzkapelle und begannen spontan gemeinsam zum Pferdehalfter-Lied zu tanzen. Aber Ethelbert blickte eher skeptisch aus der Wäsche. „Ronny? Nie gehört... so jemanden kennen wahrscheinlich nur alte Säcke wie du und Pudlich“. „Na du frrrrrecher Kärl...“ meinte Hein Daddel und hob die Hand als würde er zuschlagen. Das war aber nur im Scherz gemeint.

Da Dick und Dalli gerade dabei waren gemeinsam zu tanzen meinte Jochen, dass es nun Zeit sei den Tanz des Reiterballes mit seiner Verlobten Angela zu eröffnen.Nachdem Jochen und Angela den Tanz eröffnet hatten fanden sich schnell die ersten Tanzpärchen ein. „Und jetzt gibt es Shanties und Seemannslieder“ rief Johnny ins Mikrophon und schon begann er einen berühmten englischen Shanty zu singen. „There's a ship in the ocean... tomorrow for old England bla bla bla... you are so beautiful...“. Das Lied kannte natürlich jeder denn es war ja ein grosser Hit von Roger Whitacker gewesen.


Der krönende Höhepunkt

Ethelbert forderte recht höflich die Micky-Maus-Dalli mit dem Pippi-Langstrumpf-Zopf zum Tanze auf und die protestierte überhaupt nicht. Ralf tanzte zunächst mit Frau Jantzen, dann mit Angela und schliesslich sogar mit Dick. Obwohl die doch immer noch sauer auf Ralf war... von wegen der Szene auf dem Draisinengelände in Malente... aber die beiden unterhielten sich sehr angeregt. Anscheinend war da ein kleines Wunder geschehen... aber welches Wunder hier geschehen war liess sich nicht erahnen.

Während sich die Festgesellschaft des Reiterballes auf der Tanzfläche blendend und tanzend amüsierte hatte Mans mittlerweilen seinen Fernsehprojektor und den mitgebrachten Videoabspieler zum Laufen gebracht. Auf der Leinwand erschien der fantastische Immenhof-Videoclip, der doch erst neulich in Malente und Umgebung gedreht worden war. Alle Mann und alle Frau drehten sich rum und blickten auf die Leinwand. Dort sah man die beiden Schwestern singen... einmal auf der Ponykutsche und einmal auf der Malenter Draisine.

„Mehr mehr..“ erklang es aus vielen Dutzend Hälsen. „Live. Wir wollen die beiden Live hören“ ertönte es aus der rechten hinteren Ecke, wo der grosse Festtisch für die Verbandsfunktionäre des Ostholsteiner Reiterverbandes stand. „Traut ihr euch?“ fragte Jochen die beiden Immenhof-Schwestern. Die schauten sich gegenseitig an und nickten schliesslich. Dann stelle einer der Musiker rasch ein Mikrophon auf und die beiden Schwestern begannen begleitet von der Tanzkapelle ein wunderschönes Lied zu singen.

Meine Wiege stand im Westen
Und ein Cowboy zog mich auf
Und er legte mir ein Lasso
In die Wiege mit hinein

Mit dem Lasso in der Wiege
Nahm das Schicksal seinen Lauf
Und es hängt meine Mami
Meine Windeln daran auf

Und ein Cowboy braucht ein Mädel
Braucht ein Mädel treu wie Gold
Darum hab' ich mit dem Lasso
Mir die schönste Braut geholt

Bin ich oben bei den Sternen
Nahm ein Mustang mich ins Grab
Lass ich mich an meinem Lasso
Auf die Erde schnell hinab


Das gab einen donnernden Applaus und einige Küsschen woraufhin Dalli geradezu blitzartig die Flucht ergriff und es vorzog sich hinter dem breiten Rücken von Johnny, dem Orgelspieler der Tanzkappelle, zu verschanzen. „Wenn dir eena wat tut, Kleene, dann hau ich ihn zu Brei“ meinte Johnny, der von seiner Dalli-Beschützerrolle anscheinend ganz gerührt war.

Und dann war auch dieser wunderschöne Reiterball von Jochen und Angela beendet... und wenn sie nicht unterwegs gestorben sind dann haben auch alle den Rückweg nach Hause gefunden.


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Ein überraschender Anruf

Schon ziemlich früh am nächsten Morgen bekam der Immenhof einen Telefonanruf. Dick sprang sofort hin zum Telefonapparat. „Du Oma! Es ist Jochen. Er sagt, dass es furchtbar dringend sei“. Frau Jantzen ergriff den Telefonhörer und lauschte was Jochen ihr zu sagen hatte. Dalli kam gelaufen und hielt ihr Ohr neugierig an den Telefonhörer. Dick tat das gleiche obwohl die Oma ihre beiden Enkelinnen mit dem Ellbogen abzuwehren versuchte.

„Oma hör mal genau zu.... Paul Schockemöhle ist zusammen mit Isabell Werth überraschend nach Malente gekommen. Und andere Reitprominenz und unsere Verbandsfunktionäre sind ebenfalls hier. Der Teufelsreiter aus Husum, Tjark Nagel, steht gerade neben mir. Und ich unterhielt mich gerade mit Janne-Friederike Meyer, der jungen Reiterin aus Hamburg. Die ist doch eine von Dick und Dalli's Idolen... und Psssttt.... Meredith und ihr Mann Markus Beeerbaum sind ebenfalls angekündigt.“

„Kreisch..“ ertönte es ziemlich laut. „Kommen Christian Ahlmann und Lutger auch?“ gluckste Dalli und konnte ihre Begeisterung kaum bremsen. „Pssstt, Dalli“ sagte Frau Jantzen, die wegen sovieler Prominenz natürlich ganz Ohr war. Jochen begann am anderen Ende der Leitung weiter zu erzählen:

“Und stell dir vor....der Bundestrainer für den Bereich Springreiten ist auch hier. Die wollen im Raum Holsteinische Schweiz etwas ganz Grossartiges aufziehen. Ich darf es dir hier am Telefon nicht sagen... du verstehst. Wegen der Geheimhaltung. Aber es geht um viel Geld, Oma. Sogar um sehr viel Geld. Und wenn wir Glück haben ist der Immenhof bei diesem Projekt mit dabei. Zieh dir was feines an, Oma. Und dann komm so schnell es geht nach Malente. Wir treffen uns im Büro der Reitvereinigung.“

Dick stand neben ihrer Oma und hatte das Gespräch mitangehört. „Worauf wartest du noch Oma? Da müssen wir sofort hin.“ „Jawohl, Dick. Das machen wir. Ich werfe mich sofort in Schale und dann fahren wir los. Hier ist keine Zeit zu verlieren. Und Dalli du kommst auch mit. Einen Paul Schockemöhle trifft man nicht alle Tage“. „Kreisch...“ ertönte es wiederum denn Dalli war ganz ausser sich da man ja in Kürze Meredith, Markus, Lutger, Janne-Friederike und die anderen Stars der Springreit- und Dressurszene treffen würde.

Im Nu hatte sich die kleine Immenhof-Patchwork-Familie in feinste Sonntag-Ausgehkleidung gehüllt und begab sich eiligen Schrittes hin zum Audi Kombi von Frau Jantzen. Oma startete den Wagen und ab ging es in Richtung Malente. Die drei stiegen aus dem Wagen und begaben sich in Richtung des Treffpunktes. Plötzlich hielt Dick an und hielt sich die Magengrube. Dabei stöhnte sie vor Schmerzen. „Was ist denn mit dir los, Dick?“ fragte Frau Jantzen etwas besorgt.


Was ist mit Dick?

„Wie? Ist dir etwa schon wieder schlecht?“ fragte Dalli neugierig und schaute ihre ältere Schwester ebenso besorgt an. „Heute morgen war es dir doch auch schon schlecht“. „Och das ist nichts. Wahrscheinlich habe ich mir gestern beim Sommerfest etwas den Magen verdorben“. „Ja das kann mal passieren“ meinte Frau Jantzen. „Ihr habt aber auch kräftig beim Essen zugelangt. Und dem Fisch, den Hein Daddel serviert hat, habe ich sowieso nicht getraut“.

Die drei gingen weiter. Aber wiederum hielt Dick an und hielt sich ein zweites Mal die Magengegend. „Vorgestern war dir auch schon schlecht, Dickie. Und das war noch vor dem Reiterball bei Jochen“ meinte Dalli mit sorgenvollem Antlitz. Nun beugte sich Dick nach vorne und kniete sich mit schmerzverkrümmten Gesicht auf den Boden. Frau Jantzen war nun in höchster Besorgnis. „Dickie, wie of ist dir denn schlecht? Komm steh mal auf. Jetzt schau mich mal an. Wie oft ist dir schlecht?“

Dick stand auf, wagte es aber nicht ihrer Oma ins Gesicht zu schauen. Nun schüttelte Frau Jantzen die Schultern ihrer Enkelin. „Dick, Dick... wenn es einer Frau häufiger schlecht wird dann hat das was zu bedeuten. Jetzt schau mich endlich an, Dick“. Doch die schaute an ihrer Oma vorbei und biss sich auf die Lippen.

„Um Himmelswillen. Sag mir das das nicht wahr ist. Du bekommst doch nicht etwa....“... doch Frau Janzten's Worte wurden durch einen plötzlichen Tränenausbruch von Dick unterbrochen. „Aber wieso denn... das ist doch nicht möglich....“... stotterte Frau Jantzen und sie klang ganz entsetzt. „Das ist schon möglich, Oma. Wenn nämlich ein Mann und eine Frau oder ein Junge und ein Mädchen zusammen...“ meinte Dalli altklug. Aber weiter kam sie nicht. „Willst du mich etwa aufklären, Dalli?“ schrie Frau Jantzen leicht erbost. „Mir ist so schlecht, Oma“ flüsterte Dick mit tränenerstickter Stimme. „So schlecht war mir ja noch nie“.


Eine unverhergesehene Schwangerschaft?

„Komm schnell, Oma. Wir bringen Dick in die Rotkreuzstation eh sie hier noch umkippt“ rief Dalli und Frau Jantzen packte mit an. Zusammen brachten die beiden Dick in das Gebäude vor dem sie gerade standen bzw. vor dem die wimmernde und weinende Dickie kniete. „Seit wann ist denn hier eine Rotkreuzstation?“ fragte Frau Jantzen. „War hier nicht immer das Standesamt, Dalli?“ „Die Rotkreuzstation ist erst seit kurzem hier. Die sind gerade umgezogen, Oma. Komm wir bringen Dick in den ersten Stock“.

Hoch ging es in den ersten Stock und vorbei an einem Schild auf dem „Rotes Kreuz Malente. Notaufnahme“ stand. Dann standen sie vor der Tür der Notaufnahme. Ein grosses rotes Kreuz war an der Tür angeklebt... also war man richtig. Frau Jantzen hämmerte mit der rechten Faust gegen die Tür, öffnete sie dann und zusammen mit Dalli schleppte sie Dick in das Zimmer hinein.

„Bitte helfen sie....“ wollte Frau Jantzen gerade sagen. Da hielt sie jedoch inne und machte den Mund weit auf. Sie stand nämlich vor einem grossen Schreibtisch hinter dem Herr Lennartz, der Standesbeamte der Stadt Bad Malente-Gremsmühlen, sass und sie anlächelte. Ein Herr stand mit dem Rücken zu Frau Jantzen gewandt ebenfalls vor dem Schreibtisch.

Besagter Herr, der einen feinen schwarzen Anzug trug, drehte sich mit einem Schlag um. Frau Jantzen fiel daraufhin fast in Ohnmacht. Denn es war niemand anderes als Dr. Paul Pudlich, ihr unermüdlicher Kavalier und Dauervereher, der einen grossen Straus roter Rosen in seinen Händen hielt und die Frau Jantzen anlächelte. Dabei sah er aus sei wie der Weihnachtsmann höchstpersönlich. Das machten wohl die roten Bäckchen. „Fein dat de jekommen bist, Henriettchen“ sprach Dr. Paul Pudlich.


Lass dich übeRRRRRaschen....

Da fing Dick auf einmal laut an zu jubeln und fiel ihrer Oma um den Hals. Das gleiche tat Dalli. Die umarmte ihre Oma von hinterrücks. „Du bist nicht schwanger, Dick?“ fragte Frau Jantzen nach einigen Sekunden. So lange hatte sie gebraucht um ihre Fassung wiederzufinden. „Du bist wirklich nicht schwanger, Dick? Dir war doch so schlecht?“. „Aber nein Oma. Das war nur eine Trick. Genau wie der Anruf von Jochen. Mir war überhaupt nicht schlecht und ich bekomme mit Sicherheit kein Kind. Das weiss ich ganz genau. Wir wollten dich doch nur hier herlocken. Hierher ins Standesamt...“ sprach Dick und ihre Stimme schlug vor Freude fast über.

„Endlich endlich, Oma. Endlich haben wir dich da wo wir dich schon immer haben wollten“ rief Dick. „Jawohl Oma. Jetzt wird geheiratet! Aber dalli, dalli.... du heiratest jetzt den Paul“ entgegnete Dalli ebenso begeistert und ihre Stimme klang spitz und fast befehlsartig... so als wäre Dalli ein Feldwebel der Bundeswehr, der seine Rekruten mal ordentlich zusammensch..eisst.

„Aber aber aber....“ erklang es aus Frau Jantzen's Mund. Da öffnete sich die Tür des Büros. Ein weiterer Herr betrat das Zimmer des Standesbeamten. Der Herr war ebenfalls in feine Schale gehüllt und hielt einen grossen Blumenstrauss in Händen. Frau Jantzen erkannte natürlich sofort, dass es sich bei besagtem Herren um niemand anderes als Bad Malente's Bürgermeister Michael Koch handelte.

Bürgermeister Koch schritt beherzt auf Frau Jantzen zu, überreichte ihr die Blumen und umarmte dann die Frau Jantzen kurz und freundschaftlich. „Sehr geehrte Frau Jantzen, dass sie und der Herr Doktor Pudlich endlich gemeinsam den Bund der Ehe eingehen ist mir eine ganz besondere Freude. Und es ehrt mich ihr Trauzeuge sein zu dürfen“. „Trauzeuge... wie bitte? Was ist?“ entgegnete Frau Jantzen und ihre Stimme klang gleichermassen erstaunt, ungläubig, entsetzt, schockiert und irritiert. Aber so geht es wohl jedem der völlig unverhofft auf äusserst raffinierte und trickreiche Weise verheiratet werden soll...und eigentlich überhaupt nicht darauf vorbereitet ist.


Die Lage spitzt sich zu...

Dann ging die Tür nocheinmal auf und hinhein marschierte Frau Jantzen's Grossneffe Ethelbert. Der strahlte wie ein Leuchtturm, fletschte die Zähne und überreichte seiner Grosstante Henriette-Marie Jantzen ebenfalls einen Blumenstrauss. „Herzlichen Glückwunsch, Grosstante. Wie ich mich für dich freue...“ „Wie was?“ entgegenete Frau Jantzen. „Wieso und warum... was ist denn...“.

Doch da ging die Tür wieder auf und diesmal stolzierten Arm in Arm Jochen von Roth und Frau Jantzen's älteste Enkelin Angela in das Büro des Standesbeamten. Die beiden waren ebenfalls fein angezogen. „Herzlichen Glückwunsch, Oma. Das ist der schönste Tag meines Lebens“ sprach Jochen. „Dass Angelau und ich gemeinsam mit dir und Dr. Pudlich den Bund des Lebens schliessen ist einfach wunderbar“.

Schliesslich ging die Tür wieder auf und diesmal waren es Stine und Hannes, die beiden Angestellten des Ponygestütes Immenhofes. Die beiden gingen auf Frau Jantzen zu und gratulierten. „Ha noi, Frau Jantzen. Dösch iss ja sooooo scheeeennn....“ meinte Stine und Hannes nickte eifrig seiner Herrin und Gebieterin zu. Hannes war Frau Jantzen nämlich treu ergeben und glaubte wahrscheinlich insgeheim, dass Deutschland noch von einem Kaiser regiert würde.

Aber die arme Frau Jantzen schien mittlerweilen nicht mehr zu begreifen was sich hier ereignete. Jochen und Angela wollten heute heiraten? Und der Dr. Pudlich und sie, die Frau Jantzen, sollten ebenfalls heiraten? Sie schaute sich misstrauisch rechts und links um ob da nicht irgendwo eine Art versteckter Kamera angebracht sei. Und vielleicht würde ja gleich ein bekannter Showmaster ins Zimmer eintreten...


Alles echt!

Jochen schien allerdings die Gedanken von Frau Jantzen zu erraten. „Da ist kein Netz und doppelter Boden, Oma. Heute wird garantiert geheiratet. Ob du willst oder nicht....“ rief Jochen laut lachend und der Rest der Anwesenden stimmte in Jochen's Lachen mit ein. Am lautesten lachten jedoch der Standesbeamte Herr Lennartz und Dr. Paul Pudlich, der Herrn Lennartz gut kannte. Denn nur darum war es möglich gewesen diese spontane Blitzheirat überhaupt zu organisieren. „Die Urkunden sind hier, Grosstante!“ rief Ethelbert stolz und zeigte auf eine braune Ledertasche, welche er unter seinem Arm hielt.

Dann ging die Tür nocheinmal auf und vor der Tür stand eine elektronische Orgel. Dahinter stand Johnny, der Organist der Tanzkapelle „Johnny und die Klabautermänner“ und daneben stand Ralf mit einer Klarinette in der Hand. Ralf gab 1,2,3 vor... und dann fingen die beiden an zu spielen. Sie spielten den Hochzeitsmarsch. „TA TA Tarata ta taa ta taaa...“ Dann gab es noch zwei, drei Blitzlichter. Ein Reporter des Malenter Stadtanzeigers oder einer anderen lokalen Postille hatte sich ebenfalls in diese teils freiwillige und teils unfreiwillige Hochzeitsgesellschaft eingereiht.

Nachdem Johnny und Ralf den Hochzeitsmarsch beendet hatten herrschte aufeinmal Stille im Büro des Standesamtes. Das Büro war mittlerweilen gerammelt voll. Alle Anwesenden schauten gespannt auf die Frau Jantzen und erwarteten eine Reaktion. Doch Frau Jantzen, die Oma von Dick, Dalli und Angela, stand nur da und schaute fassungslos und betreten im Raum herum. Sie schien immer noch nicht ganz zu begreifen was sich hier abspielte. Dann verengten sich ihre Augen und etwas Ähnliches wie Wut und Zorn schien die arme Oma zu ergreifen.


Wenn wir Dickie nicht hätten....

Im Standesamt herrschte nun eisernes Schweigen und Grabesstille... Frau Jantzen blickte wütend um sich und jeder erwartete wohl einen Wutausbruch der allerschlimmsten Art. Denn die Kunst wütend zu werden beherrschte Frau Jantzen ohne Zweifel... und dafür war sie in den politischen Zirkeln in und um Malente sogar bekannt. Da ertönte plötzlich ein Schlucksen aus der linken Ecke. Das kam eindeutig von Dick. Die fing nämlich halblaut aber durchaus vernehmbar an zu weinen. Dann stürzte sich Dick in die Arme ihrer Oma und die Tränen begannen in Strömen zu fliessen.

„Ach Oma. Dalli, Angela und ich sind ja so froh. Wir sind so froh für dich. Bitte heirate den Doc. Bitte, Bitte, Bitte... du bist doch unsere allerbeste und allerliebste.“ Frau Jantzen umarmte ihre Enkelin heftig und ihre Augen wurden ebenfalls feucht. Nun war Frau Henriette-Marie Jantzen auf einmal weich wie Butter. Das Eis war anscheinend gebrochen. Der Vermählung von Jochen und Angela und natürlich derjenigen von Dr. Pudlich und Frau Henriette-Marie Jantzen stand nun wohl nichts mehr entgegen.

Das hatte der Standesamte, Herr Lennartz, natürlich sofort erkannt. „Dann wollen wir zu Amte schreiten“ meinte Herr Lennartz laut und vernehmlich. „Frau Jantzen und Herr Pudlich. Nun ist es soweit. Herr Dr. Paul Pudlich... wollen sie die hier anwesende Frau Henriette-Marie Jantzen zu ihrer angetrauten......“


Hochzeit auf Immenhof?

Eine halbe Stunde später öffnete sich Tür des Standesamtes und heraus schlenderten die beiden frisch verheirateten Paare Arm in Arm. Dick hing hinten am Rücken von Dr. Pudlich, ihrem neuen „Opa“. Frau Henriette-Marie Jantzen hatte ein ganz rotes Gesicht und immer noch feuchte Augen.

Ethelbert und Dalli liefen als Brautjungfern vor den frisch Verheirateten her und schmissen mit Luftschlangen und Konfetti in der Gegend rum. Ralf half Johnny die Orgel nach unten zu tragen. Vor der Tür des Standesamtes kündigte Jochen nun an, dass man noch kurz ins Restaurant zum Goldenen Hahn gehen würde. Und auf dem Immenhof würde dann so richtig Hochzeit gefeiert.

„Schaut mal nach links“ sprach Jochen. Von links kamen die festlich geschmückte Kutsche von Dr. Pudlich mit seinem geliebten Barbarossa des Weges und dahinter zwei weitere Kutschen vom hiesigen Kutschenverleih. Ponys waren vor den Kutschen angespannt und Mans hatte zeitweilig das Lenkrad bzw. den Zügel von Dr. Pudlich's knallbunter Luxus-Edel-Rennkutsche übernommen.

Aus einer der Kutschen sprang nun eine etwas behäbig wirkende Gestalt mit weissen Haaren. Das war niemand anderes als Baron Pankratz von Reibach-Hallgarten, der ebenfalls den Weg nach Bad Malente-Gremsmühlen gefunden hatte. Der wurde natürlich freudig begrüsst... am lautesten vom Doc, denn der Baron winkte mit einer Flasche Edelrieslings der allerhöchsten Weinqualitätsstufe und mindestens 130 Oktan bzw. Öchsle in der Gegend herum.


Ethelbert's gute Tat

„Diese Hochzeit auf Immenhof hab ich eingefädelt“ meinte Ethelbert, der stolz wie Oskar war. „Gestern beim Fest als du glaubtest wir würden schmutzige Witze erzählen habe ich meinen Plan erläutert“ ergänzte Ethelbert mit sichtlichem Stolz und schaute seine frisch verheiratete Grosstante ebenso stolz und zufrieden an. Und stolz konnte Ethelbert ja auch sein. Jochen klopfte ihm zweimal kräfig auf die Schultern.

„Das war ja wirklich seine Idee gewesen den Doktor und seine Grosstante durch diesen Trick zu verheiraten. Das hast du dir gut ausgedacht, Junge“ sprach Jochen und klopfte dem Münchener Sommergast auf die Schulter. „Wer weiss ob der Doktor und unsere allerliebste Oma und Grosstante jemals den Weg zueinander gefunden hätten.“ „Ich sag nichts mehr, Paul. Also ich sag nichts mehr...“ sprach Frau Jantzen und schaute ihren neuen Ehegatten Dr. Paul Pudlich an. „Da sag ich nichts mehr...“

„Das glaubt doch kein Mensch, dass du nichts mehr sagst, Oma“ meinte Dalli lachend und machte einen Freudensprung. „Neh min Henriettchen, du hast das Sagen uff'm Immenhof. Unn ich hann jetz nix mehr zu sage....“ meinte Dr. Paul Pudlich, der frisch verheiratete Tierarzt von Malente. Und ein zufriedenes Lächeln stand in seinem Gesicht.

„Mein Gott“ seufzte Dick laut und vernehmlich. „Jetzt heisst unsere Oma auf einmal Oma Pudlich. Daran werde ich mich ja nie gewöhnen“. Daraufhin lachten alle und am lautesten lachte Hein, der es sich nicht nehmen liess jedem einzelnen einen kräftigen aber freundschaftlichen Knuff in die Seite zu versetzen. „Und unser Opa Pudlich hört sofort mit dem Saufen auf sonst setzt es was!“ rief Dalli zur Freude der versammelten Hochzeitsgesellschaft ihrem neuen Opa zu woraufhin dieser....


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Ethelbert©
Immenhof-Kaiser
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Nie wieder Alkohol?

... drohend den Zeigefinger erhob. „Dein Opa Pudlich soll wohl in'd Trockendock? Neee min Dallilein. Dat mag dein Opa awwa gar ned jern....“ „Na das werden wir mal sehen“ meinte die neue Frau Pudlich und hob ebenfalls drohend ihren Zeigefinger. „Au fein“ rief Dick. „Wir werden unseren neuen Opa trockenlegen... so wie man ein Baby trocken legt... und dann....“.

Jetzt griff Jochen in den aufkommenden Familienstreit ein, der vorerst natürlich nur scherzhaft gemeint war. Dass die Frau Jantzen bzw. die neue „Frau Pudlich“ andere Seiten aufziehen würde war Jochen schon klar. Und vermutlich wusste der Doktor das ja selbst. Auf den armen aber endlich verheirateten Dr. Pudlich kamen wohl harte, karge und wahrscheinlich weitgehend alkoholfreie Zeiten zu und mit dem lockeren Junggesellendasein würde wohl bald Schluss sein.

Jochen legte seiner Angela den Arm um die Schultern und verkündete, dass heute noch niemand trockengelegt würde sondern im Gegenteil Bier, Sekt und Selters in Strömen fliessen dürfe. Denn schliesslich sei das ja der schönste Tag, den man auf Immenhof oder auf Dodau jemals erlebt hätte.

Baron Pankratz von Reibach-Hallgarten steckte die Finger in den Mund und ein schriller Pfiff ertönte. Dann sah man eine schwere britische Luxuslimousine mit einem Chauffeur um die Ecke biegen. „Jakob, du fährst hinter den Kutschen her und hupst fleissig. Wir werden die ganze holsteinische Schweiz aufwecken!“ Den Baron hatte man beim Sommerfest des Grafen von Brokdorff auf Gut Kletcamp kennengelernt und Dr. Pudlich hatte sich schnell mit dem Baron Pankratz angefreundet. Schliesslich besass der ja ein Weingut in Eltville am Rhein und sowas hat ja auch nicht gerade jeder.


Hochzeitskutschen unterwegs

Und schon ging die Fahrt ab in Richtung Restaurant Goldener Hahn, wo ein Sektfrühstück vorbereitet war. Dann ging es kurz in Richtung Hochzeitskirche Malente, wo der Pfarrer schon vor der Kirchenpforte stand und die Hochzeitsgesellschaft segnete. Für eine richtige kirchliche Trauung war halt keine Zeit gewesen aber Jochen versicherte, dass man das schnellstens nachholen würde. So eine schnelle und überraschende Heirat kann man halt nur auf dem Standesamt durchführen und auch nur dann wenn man den Standesamten persönlich kennt.

Von der Kirche ging es dann mit den Kutschen in Richtung Immenhof und das ganze wurde zu einer richtigen Triumphfahrt. Es hatte sich wie ein Lauffeuer in Bad Malente-Gremsmühlen verbreitet, dass Dr. Pudlich und die Besitzerin des Ponygestütes Immenhofes in den Hafen der Ehe eingelaufen waren. Das war natürlich für viele Leute Anlass dem „jungen“ Paar zu applaudieren.

Aber um der Wahrheit genüge zu tun: Jakob, der Chauffeur von Baron Pankratz, hupte und hupte und hupte... und so erregte man natürlich die Aufmerksamkeit der ganzen Bevölkerung und sogar der Dorfpolizei. Die war jedoch gnädig gestimmt, schloss sich dem Hochzeitstreck an und der Dorfpolizist liess sogar ab und an Blaulicht und Sirene erklingen was ja eigentlich überhaupt nicht regelkonform war... aber was soll's.

Auf dem Immenhof hatte der Partyservice von Fleischermeister Plötzke bereits das kalte Büffet direkt auf dem Rasen vor dem Hauptgebäude vorbereitet. Der grosse Hof des Ponygestütes war mit Autos vollgeparkt. Und das hatte seinen Grund. Alle Honoratioren von Bad Malente gaben sich nämlich ein Stelldichein um den beiden Hochzeitspaaren auf das allerherzlichste zu gratulieren. Das Ehepaar Pudlich, welches sich vor Gratulanten kaum retten konnte, liess sich schliesslich bequem nieder und war rasch von den Honoratioren aus Malente umringt. Und nun begann man zu erzählen und zu erzählen und zu erzählen.... und prostete sich fleissig zu.


Der gütige Onkel Pankratz

Baron Pankratz von Reibach-Hallgarten stand umringt von Dick und Dalli im Hof und schaute sich mit gerecktem Hals die grosszügige Bebauung des Ponygestütes an. „Donnerwetter, das ist ja viel grösser als ich mir vorgestellt habe. Jetzt zeigt mir doch mal die Pferde, ihr beide.“ Das liessen sich Dick und Dalli nicht zweimal sagen. Innerhalb weniger Minuten hatten sie Ponys gesattelt und natürlich die beiden Top-Pferde im Immenhof-Stall... nämlich die Apaloosa-Stute Wynona und den bulligen und kräftigen Quarterhorse-Hengst Buffalo Bill, Dalli's Westernreitpferd.

„Na dann mal los“ rief der Baron. „Jetzt führt mir mal eine Reitsportnummer vor.“ Die beiden Schwestern ritten los und zeigten dem Baron stolz ihr Repertoire. „Donnerwetter, Donnerwetter“ erklang es immerwieder vom „Onkel Pankratz“. Der Baron hatte es Dalli und ihrer Schwester grosszügig erlaubt ihn so zu nennen. „Du hast wohl Kaugummi im Rücken, kleine Dalli?“ meinte der Baron denn Dalli war dabei einige akrobatische Kunststückchen vorzuführen. „Und sie, junge Dame, ihre Reithaltung ist ja wirklich tadellos. Sie sitzen wohl seit frühester Kindheit im Sattel?“ Dick, der dieses schöne Kompliment galt, nickte lächelnd mit dem Kopf.


Die grosse Karriere

Dick und Dalli stiegen vom Sattel und begaben sich zu Onkel Pankratz. „Sagen sie mal, junge Dame...“ „Och sie können ruhig Dickie zu mir sagen. Und sie können mich ruhig dutzen, Onkel... äh... Baron Pankratz....“ entgegnete die Angesprochene. „Ja sag mal, Dickie. Wie du im Sattel sitzt... das ist ja fast perfekt. Ich habe selten jemand mit einer so schönen und perfekten Reithaltung gesehen und ich habe viele Reiter gesehen, junges Fräulein.“

„Ja sagt mal ihr zwei.... hättet ihr Lust das ganze beruflich zu machen?“ fügte Baron Pankratz bei. Dick und Dalli schauten sich erstaunt gegenseitig an. Sowas hörte man natürlich gerne. Konkrete Berufspläne hatten die beiden ja eigentlich noch nicht. Aber irgendetwas mit Pferden und Ponys sollte es durchaus sein. Schliesslich waren die beiden Schwestern ja auf einem Gestüt aufgewachsen.

Baron Pankratz fuhr fort: „Ja Fräulein Dickie. Sie als die ältere.... könnten sie sich vorstellen Berufsreiterin zu werden? Könnten sie sich vielleicht vorstellen eine Bereiter-Lehre zu machen? Vielleicht in eimem grösseren Gestüt? Vielleicht nicht weit von hier bei einem bekannten....“ Dick und Dalli jauchzten laut auf. Natürlich wollten die beiden das. „Ja Fräulein Dickie. Ich werde mich in Kürze bei ihrer Frau Grossmutter melden. Ich hätte da nämlich eine Idee. Ausserdem würde ich ihren Schwager Herrn von Roth und dessen Gattin ebenfalls gerne sprechen. Rein geschäftlich natürlich. Dieses Gestüt scheint mir ein hoch interessantes Anlageobjekt zu sein.“

„Prima Dickie. Jetzt werden wir ganz gross Karriere machen.“ meinte Dalli zu ihrer Schwester. „Den Baron wickeln wir beide doch um unsere Finger. Und eine Bereiter-Lehre wäre natürlich toll.“ Die Schwestern gingen zurück zur Hochzeitsgesellschaft und dort wurde noch bis spät in die Nacht ordentlich gefeiert und ordentlich gebechert.


Ein folgenschwerer Anruf

Der nächste Morgen war angebrochen und gemeinsam wollte man das Frühstück geniessen. Doch plötzlich ging das Telefon. „Ethelbert, deine Mutter ist am Telefon.“ rief Frau Jantzen und Ethelbert stürzte sich in Richtung besagten Telefon-Apparates, der unten an der Treppe auf einem altmodisch-aussehenden Sekretär stand. Er hörte zu was seine Mutter am anderen Ende der Leitung zu sagen hatte. Und das waren anscheinend nicht die besten Nachrichten. Denn Ethelbert wurde aufeinmal kreideweiss im Gesicht und ziemlich still. „Ja Mama. Ist in Ordnung. Ich fliege so schnell es geht zurück nach München...“

Dick und ihre Oma hatten die Szene natürlich mitbekommen. „Mein Vater liegt im Klinikum an der Isar, Tante. Anscheinend Herzinfarkt. Sogar ein schwerer Herzinfarkt hat der Oberarzt gesagt. Man hat ihm zwei Bypässe gelegt.... er ist noch am Leben aber es geht ihm nicht gut. Ich muss jetzt zurück nach München. Wenn nämlich wirklich was passiert dann....“

Frau Jantzen, mittlerweilen allerdings zur Frau Pudlich geworden, klopfte Ethelbert sanft und tröstend auf die Schultern. Dick schaute ihre Oma an und wusste genau was in deren Kopf jetzt vorging. Eberhard Jantzen, der Besitzer des Ponygestütes Immenhofes und erster Ehemann von Henriette-Marie Jantzen war nämlich vor 5 Jahren das gleiche zugestossen. Mitten auf dem Hof war er zusammengebrochen und dann wurde er sofort in die Klinik gebracht. Er lebte aber nur noch zwei Tage... und liess die Frau Jantzen mitsamt den drei Enkeltöchtern und dem riesigen Holsteiner Gestüt ganz alleine zurück.


Rückkehr nach München

Angela, die mittlerweilen ebenfalls gekommen war, versprach für Ethelbert sofort einen Rückflug nach München zu buchen und sie würde ihn dann auch zum Flughafen bringen. Ralf kam angelaufen und teilte mit, dass er seinen Freund natürlich zurück nach München begleiten werde. Denn man sollte seinen besten Freund nicht mit seinen Sorgen alleine lassen.

Dabei blickte er Dick zwei- oder dreimal entgegen und man sah Ralf durchaus an, dass ihm der Entschluss nach München zurückzufliegen nicht gerade einfach fiel. Anscheinend waren sich Ralf und Dickie beim gestrigen Hochzeitsfest ziemlich nahe gekommen. Auf jeden Fall hatten die beiden mehr als einmal miteinander getanzt und sich ziemlich lange und ausführlich unterhalten.

Eine Stunde später war bereits der Aufbruch. Angela hatte es geschafft zwei Sitze in einer Maschine nach Frankfurt mit Anschlussflug nach München zu organisieren. Jochen und Dr. Pudlich waren anwesend, sagten jedoch nicht viel. Stumm gaben sich alle die Hand und Dr. Pudlich wünschte Ethelbert viel Glück. Nur Ralf und Dick waren nicht zu sehen. Die waren dabei sich zu verabschieden und dabei flossen die Tränen in Strömen. Dick lief danach sofort in ihr Zimmer und stürzte sich weinend auf das Bett. Das Weinen galt wohl sowohl Ethelbert, als auch Ethelbert's Vater aber vermutlich galt es am meisten Ralf.

Die beiden Münchener Sommergäste stiegen in den Audi, der von Angela gelenkt wurde. Ralf winkte aus dem Fenster: „Wir kommen wieder. Versprochen. Wir können euch hier oben ja nicht alleine machen. Sonst stellt ihr zuviel Unsinn an.“ Dann entschwand der Audi in Richtung Hauptstrasse.


** ENDE DER GESCHICHTE**
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