Abenteuer auf Immenhof

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Ethelbert©
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Abenteuer auf Immenhof

Beitrag von Ethelbert© »

Abenteuer auf Immenhof

Eine Immenhof-Geschichte von Fans für Fans

Die Geschichte spielt an oder um Pfingsten 1956 (so genau weiss man das nicht). Auf jeden Fall spielt die Geschichte ein Jahr nach Ethelbert's erstem Besuch auf dem Immenhof. Das weiss man sogar mit Sicherheit. Und die Geschichte ist wahr! Dafür verbürgen sich die Autoren.


Autoren:

Andrea1984
Ethelbert©
Rasputin



Musterschülerinnen

Ostern war nun schon einige Zeit vorüber und auch bei Dick und Dalli war leider der verflixte Alltag wieder eingekehrt, da die beiden ja wieder in die Hauptschule in Malente gehen mussten. Ein Glück nur, daß die Schwestern nicht in die gleiche Klasse gingen weil sie ja ein Jahr Altersunterschied hatten.

Auch bei den Lehrern waren die beiden Immenhof-Mädels gut bekannt. Dick galt als eine Perfektionistin, aber wenn's mal nicht so gut bei ihr lief war sie meistens sofort eingeschnappt. Dalli war immer ziemlich schnell mit der Zunge. Dafür bekam sie dann meistens auch mehr Strafaufgaben.

Aber beide Mädels waren auf der Schule beliebt wegen ihrer Hilsbereitschaft und Ehrlichkeit. Auch der erste Schultag nach den Ferien ging einmal zu Ende. Vor allem hatten die beiden heute nicht viel zu tun, weil auch die Lehrer alles erst einmal auf die Reihe bringen mussten.

Nach der Schule hatten es Dick und Dalli ziemlich eilig wieder zurück auf den Immenhof zu kommen, so als wären sie schon Jahre nicht mehr da gewesen. Dick und Dalli ohne ihre Ponys, ohne den Immenhof und ohne die nette Oma und alles was zum Immenhof gehört... einfach nicht vorstellbar.

Auf dem Immenhof angekommen fielen die Mädels gleich der Oma um den Hals. „Liebe Omi, was gibt's denn Leckeres zum Mittag?“ „Heute habe ich euer Lieblingsessen gekocht weil ihr heute Morgen nicht verschlafen habt und brav in die Schule gegangen seid.“ „Au ja toll...ähmmm.... was ist eigentlich unser Lieblingsessen?“ fragte Dalli verdutzt. „Natürlich der berümte Immenhof-Eintopf“ erwiderte Oma mit einem gewissen sehr deutlichen Akzent. „Aus unserem eigenem Garten. Frisch, gesund und vitaminreich.“

Dick und Dalli schauten sich an als wären sie von einem Zug angefahren worden. „Wisst ihr Mädels, ihr braucht gar nicht erst so zu schauen. Denn ihr braucht jetzt was Gesundes um zu wachsen und zu gedeihen. Bald seid ihr erwachsen und dann müsst ihr selber für euch sorgen.“ Die Schwestern schauten sich noch etwas komischer als vorhin an. „Da stimmt doch was nicht“ flüsterte Dalli ihrer Schwester Dick sich ins Ohr. „Oma" sagte Dick. „Was ist denn los? Stimmt etwas nicht?“

Die Oma konnte es einfach nicht mehr verbergen. „Seht ihr so einfach kann man euch durcheinander bringen. Da müsst ihr noch viel dazu lernen. Jochen und Hein sind im Stall und haben mir gesagt, dass ihr nach dem Essen einmal reinschauen solltet. Es gibt eine Überaschung....“


Ein Neuankömmling

Dick und Dalli schlangen das Mittagessen nur so runter. Ihnen wurde fast ein wenig übel vor lauter Aufregung und Vorfreude. „Was kann das nur sein?“ grübelten die beiden. Nach dem Essen sprangen die Schwestern auf und rannten aus dem Haus.

„Omi" schrien sie. „wir räumen später auf und waschen auch noch ab.“ Die beiden rannten sofort in den Stall zu Hein und Jochen. „Na ihr zwei?“ sagte Jochen. „Schaut euch das mal an.“ Jochen zeigte auf das kleine putzige vierbeinige Etwas welches da im Stroh lag und verzweifelt aufzustehen versuchte. Es war ein Fohlen von jener Stute, die man erst vor zwei Wochen in Lübeck gekauft hatte. Die Pony-Stute wurde einfach „Dickerchen“ genannt, weil sie halt einen ziemlich dicken Bauch hatte. Und niemand hatte vermutet, dass „Dickerchen“ trächtig war... selbst nicht eine erfahrene Ponyzüchterin wie Oma Jantzen.

„Da haben wir ein gutes Geschäft gemacht“ meinte Jochen. „Zwei Fliegen mit einer Klappe“ entgegnete Hein. Dick und Dalli waren völlig aus dem Häuschen. „So klein, so süß, so putzig, das schönste Fohlen der ganzen Welt.“ Es war ein schönes, kleines, geflecktes, braun-weißes Hengstfohlen.

„Wer wohl der Papa ist?“ überlegten sich die Mädels. „Und ausserdem müssen wir uns gleich einen Namen ausdenken.“ „Wie wär's mit Rasputin?“ fragte Dick. „Ach nö“ entgegnete Dalli. „Das ist zu langweilig. Wir brauchen einen Namen ähmmm... wie.. wie....“ „Ich hab's“ meinte Dick. „Wir nennen es Berti, das kommt von Ethelbert. Was meinst du Dalli?“

„Au ja toll. Da bin mal gespannt wenn Ethelbert wieder kommt und seinen Namenskollegen das erste mal sieht.“ In der Zwischenzeit war auch Oma Jansen in den Stall gekommen. Sie hatte mitdrei Gläsern Sekt und zwei Gläser Brause mitgebracht, um auf das neue Immenhof-Pony anzustoßen. „Auf das schöne Hengstfohlen stoßen wir an. Auf viel Glück und Gesundheit.“

„Ja wie soll es denn heißen?“ fragte Oma die Mädels. „Wir haben schon einen Namen“ entgegneten die Mädels stolz. „Es soll Berti heissen. Was meinst du dazu Oma?“ „Ach du meine Güte, wie seid ihr denn da drauf gekommen?“ „Überleg doch mal. Ethelbert... Berti... Ethelbert... Berti... Ethelbert...“ Oma, Jochen und Hein mussten herzlich lachen und eine Weile lang blieben Sie noch im Stall und begutachteten das Fohlen. In der Zwischenzeit kam der Postbote angefahren. Er hatte einen Brief für die beiden Schwestern dabei.


Überraschung!

Dalli schnappte sich neugierig den Brief. Irgendwie schien sie etwas zu ahnen. Die beiden Schwestern schauten auf die Rückseite des Briefes und lasen die Adresse. Der Brief kam von Peter Zander, dem Fotographen, welcher Dick, Dalli, Ethelbert und die Rasselbande während der Osterferien fotographiert hatte.

„Na mach schon, Schwesterherz“ ermahnte Dick ihre Schwester. „Reiss den Brief endlich auf.“. Dalli öffnete den Brief etwas ungeschickt, da sie ziemlich aufgeregt war. Die beiden lasen nun was Peter ihnen geschrieben hatte. Dann schauten sie sich kurz an, lasen zur Sicherheit noch einmal den Brief, schauten sich noch einmal an..... und sprangen jubelnd in die Höhe.

Dalli führte einen wilden Kriegstanz auf und schrie und quiekte wie ein Ferkel, welches man gerade vom Fresstrog entfernt hatte. Dick umarmte währenddessen die Oma und Jochen, fiel Hein dann von hinten um den Hals und strampelte mit den Beinen.

„Ja was habt ihr denn, ihr beiden Wildkatzen?“ erkundigte sich Jochen neugierig. „Jochen, Hein... das ist zu schön. Juhuuuu. Juheiii...“ Dalli antwortete erst gar nicht sondern tanzte weiter laut jubilierend in der Gegend herum. „Jetzt macht es doch nicht spannend“ ermahnte Jochen nun Dick. Die konnte kaum antworten - so freute sie sich. „Jochen, stell dir vor... wir zwei sind auf der Titelseite vom St. Georg“.

„Was? Ihr beiden im St. Georg. Das glaub ich ja nicht“ antwortete Jochen und klopfte sich lachend auf die Schenkel. Zuerst das kleine Pony und dann diese Neuigkeit... das schien wirklich unglaublich. Oma und Hein sagten zunächst einmmal überhaupt nichts. Die Oma hatte sich von der Geburt des kleinen Fohlens noch nicht ganz erholt und ausserdem hatte sie den Mund sperrangelweit aufgerissen weil ihre beiden Enkelinnen sich wiedermal aufführten wie zwei Zirkuspferde. Hein wusste überhaupt nicht um was es eigentlich ging.


Die Mädels von der Titelseite

Doch nach einigen Augenblicken fiel auch bei Hein der Groschen. „Iss dat nich die Pferdezeitung datt sie imma lesen, Käptn?“ meinte Hein nun und kratzte sich am Hinterkopf. „Aber ja, Hein“ antwortete Jochen. „St. Georg ist die berühmteste deutsche Reiterzeitschrift. Die Zeitschrift gibt es schon ewig und im St. Georg erwähnt zu werden ist fast wie Adelstitel. Davon träumt doch jeder Reiter“.

Nun fing auch Oma an zu lachen und klatschte die Hände gegeneinander. Es hatte wie gewöhnlich etwas gedauert bis Oma begriffen hatte was eigentlich los war. Dick und Dalli fielen unterdessen jedem um den Hals, der sich in Reichweite befand und dann fielen sich die beiden selbst um den Hals. „Also Kinder“ meinte nun Jochen. „Das wird gefeiert. Zuerst bekommen wir ein neues Fohlen und dann das. Also ich glaub es ja fast nicht“

„Au ja. Das müssen wir richtig feiern. Aber nicht mit Oma's Immenhof-Eintopf“ meinte Dalli laut lachend und Dickie, die das kleine Fohlen gerade streichelte nickte, heftig.

„Wisst ihr was, Kinder“ sagte Jochen nun. „Wir feiern hier heute abend ein kleines Fest. Essen und Trinken werden Hein und ich organisieren. Und dann lassen wir es uns richtig gut gehen.“ Dalli war inzwischen dabei die beiden Ponys Mohrrübe und Napoleon vor die kleine Ponykutsche zu spannen. „Komm Dickie. Wir fahren zu Mans und den anderen. Das muss jeder wissen.“ „Au fein“ antwortete ihre Schwester und. lief aus dem Stall zurück ins Haus um sich schnell umzuziehen und etwas zurecht zu machen.

„Juli 1956, Dalli und ich werden auf der Titelseite vom St. Georg sein...“ sagte sie sich. „Heute haben wir den 8. Juni, also noch ein paar Wochen. Hach wie ich mich freue.“ Da kam auch schon Dalli hinterher gehetzt. Im Nu hatten sich die beiden Schwestern in Schale geschmissen.


Triumphzug

„Du Dickie, ich habe eine Idee. Wie wäre es denn wir die Kutsche schmücken und einen Triumphzug veranstalten?“ meinte nun Dalli. „Och ich weiss nicht... wenn Oma....“ wollte Dick einwenden aber Dalli liess keine Einwände zu. „Komm mit hoch auf den Dachboden. Da muss noch allerlei Zeug von unserem Opa und von der Oma rumliegen. Da finden wir bestimmt Sachen mit denen wir unsere Kutsche schmücken können“. Auf ging's nach oben auf den grossen Dachboden des Immenhofes. Da standen diverse Truhen und Kisten herum.

Dalli leerte alle Kisten und Truhen aus und warf das Zeug auf einen Haufen. Da waren Tücher, Decken, alte Kleidungsstücke und sogar Flaggen. „Da schau mal her, die Schleswig-Holstein-Flagge. Die legen wir Napoleon über.... und da schau mal. Ist das nicht die Deutschland-Flagge, Dickie?“ „Ja. Aber irgendwie sieht die komisch aus. Wieso steht denn da „Panzerdivision“ drauf?“ „Die hat Opa bestimmt aus dem Krieg mitgebracht“ meinte Dalli. Ausserdem wäre die Fahne schön gross und bunt meint Dalli dann noch und darauf käme es ja schliesslich an.

Nun klemmte sich Dalli den ganzen Kram, den sie gerade ausgepackt hatte, unter die Arme und Dick nahm den Rest mit. Dann liefen die beiden Schwestern vollgepackt wie sie waren auf den Hof zur Ponykutsche und begannen die Kutsche fachgerecht zu schmücken. „Wenn schon Triumphzug dann wenigstens ordentlich geschmückt“ meint Dalli.

„Also Dalli, die Fahne auf der „Panzerdivision“ drauf steht gefällt mir irgendwie nicht“ meinte Dick nun. Doch ihre Schwester liess keinen Widerspruch zu. „Die Fahne sieht doch hübsch aus. Die hängen wir an linke Seite der Kutsche, damit sie jeder sieht“.

Die Oma näherte sich der Kutsche und wollte etwas sagen. Dick krempelte die „Panzerdivisions-Fahne“ reflexartig nach oben, damit Oma nicht lesen konnte was drauf stand. Oma sah sich das Treiben an. Dann schüttelte sie den Kopf und ging lächelnd ins Hauptgebäude. „Vielleicht ist es besser wenn die zwei sich jetzt austoben“ dachte sich die Oma wohl.

In der Zwischenzeit hatte Dalli vorne und an den beiden Seiten diverse Gardinen, Tischdecken und Fahnen angebracht. Napoleon und Mohrrübe, die beiden Ponys, waren mit der grossen Schleswig-Holstein-Flagge geschmückt. Mohrrübe bekam zusätzlich noch einen Pepita-Hut verpasst und Dalli rieb sich zufrieden die Hände.


Fahne zeigen

„Das haben wir toll gemacht, Dickie“ meinte Dalli. Dick stand links neben der Kutsche und betrachtete nachdenklich die seltsame Deutschland-Fahne, welche Dalli so gut gefiel und auf der in grossen gezackten Buchstaben „Panzerdivision“ und noch irgendwas stand. Die Fahne war zwar bereits ein wenig verbleicht aber Dalli meinte, dass sie immer noch gut aussah.

Dalli sprang nun auf den Kutschbock, Dick setzte sich daneben. Sie nahm ihre Mundharmonika heraus und spielte „Im Frühtau zu Berge“. Dann ging es ab, vorbei an Jochen und Hein, die mittlerweilen aus dem Stall zurück gekommen waren. Dalli fuhr eine enge Kurve mit der Kutsche und lachend und winkend fuhren sie an Jochen und Hein vorbei.

„SS Panzerdivision Das Reich“ stand da in grossen Buchstaben auf der schwarz-weiss-roten Fahne, die fast bis zum Boden hing. Jochen und Hein erstarrten fast zur Salzsäule. „Die zwee ham 'ne Wehrmachtsflagge dabei, Käptn“ meinte Hein und stiess Jochen in die Seite und dann nochmal denn Jochen wirkte wie weggetreten. Dann fasste sich Jochen schliesslich und fing laut an hinter den beiden Mädels her zu schreien, um sie aufzuhalten... doch die Kutsche rollte bereits von dannen und die beiden Mädels hörten gar nicht mehr was Jochen ihnen zurief.


Die Siegesfahrt

„Käptn, dat riecht nach Unheil“ meinte Hein. Jochen nickte heftig und schrie. „Los Hein! Auf die Pferde und nichts wie hinterher. Wir müssen die zwei kriegen bevor noch jemand anderes die Wehrmachtsflagge sieht. Das wäre nicht gut für die zwei.“ „Jo Käptn. Und wir können die Ponyzucht in den Wind schießen wenn die unseren Immenhof auf den Kopf stellen und komische Fragen stellen.“ Die beiden sprangen in den Sattel, gaben tüchtig Sporen und verschwanden in einer Staubwolke.

Dick und Dalli indessen fuhren im schnellen Trab zu Mans und schienen sehr vergnügt und ausgelassen. Die beiden sangen und spielten Mundharmonika. Die Fahnen, Bändel und Gardinen flatterten wild umher. „Schau mal Dick. Kommt da nicht Doktor Dr. Pudlich um die Ecke gefahren?“ Es war tatsächlich Dr. Pudlich. Der saß wie immer gemütlich in seinem Wägelchen, rauchte eine Zigarre und las Zeitung. Barbarossa lief ganz ruhig Richtung Immenhof.

„Los Dickie jetzt gibts du mal Vollgas, dann fetzen wir an Dr. Pudlich vorbei. Dick ließ die Peitsche knallen und die Ponys gingen ab wie Feuerwehr. Dr. Pudlich hörte plötzlich ein Grollen, sah Staubwirbel in der Luft und die Erde bebte. Plötzlich wurde es um ihn stockdunkel.


Angriff auf den Doc

Wegen des rasanten Tempos hatte sich die Schleswig-Holstein-Fahne gelöst. Sie landete genau auf Dr. Pudlich's Kopf und verdunkelte diesen komplett. „Hiillffeee, Hiillffeee Weltuntergang! Ich bin blind... Hiillffeee!! Hiillffeee!!! Wer kann mich retten? Los Barbarossa lauf! Lauf schnell zum Immenhof. Ich muß die anderen warnen.“

Jochen und Hein hatten die Hilfeschreie gehört und hielten ihre Pferde an. „Oh mein Gott“ sagte Hein mit zittriger Stimme. „Jetzt ist ein Unglück passiert.“ „Sei doch mal ruhig, Hei du Dussel!“ ermahnte Jochen. „Käptn, Käptn" winselte Hein. „Da kommt Dr. Pudlich ohne Kopf angefahren. Ich hau ab. Mich gruselt es.“

„Hiergeblieben und halt endlich mal deine Klappe du Seemansgarnspinner. Hilf sofort Barbarossa anzuhalten.“ Geschickt stellten sie sich rechts und links auf die Straße und Barbarossa blieb auch brav stehen. Jochen zog sofort die Flagge von Dr. Pudlich's Kopf und ein ziemlich verwirrter und erstaunter Dr. Pudlich kam zum Vorschein. Vor lauter Angst hatte Hein sich die ganze Zeit die Augen zugehalten.

„Dr. Pudlich was war denn los?“ fragte Jochen gespannt. „Ein Wunder! Ein Wunder!“ antwortete Dr. Pudlich. „Ich kann wieder sehen. Ein Wunder! Nanu wo ist denn plötzlich der Sturm hin?“ fragte sich Dr. Pudlich und kratzte sich am Kopf. Und was ist das für eine Fahne?“ „Was denn für ein Sturm?“ fragte Jochen.

„Als ich gemütlich mit Barbarossa auf dem Weg zum Immenhof war fing die Erde plötzlich an zu beben. Ein monströses Grollen war in der Luft und vor lauter Staub sah ich nichts mehr, weil ich innerhalb kürzester Zeit erblindete.“ „So ein Unfug“ meinte Jochen leicht verärgert. „Hein sieht kopflose Menschen und Dr. Pudlich kommt direkt aus der Hölle. Jetzt reicht's mir aber!“

„Dr. Pudlich und Hein, ihr kehrt jetzt zum Immenhof zurück und ich versuche weiter die Mädels einzuholen. Hoffentlich ist Oma nicht auch schon von Dämonen befallen“ sagte Jochen im Befehlstone. Dick und Dalli waren inzwischen bei Mans angekommen. Der schüttelte den Kopf als er ihr Gespann in den Hof einfahren sah.


Grossreinemachen

In der Zwischenzeit waren Dr. Pudlich und Jochen auf den Immenhof zurückgekehrt. Jochen hatte Hein den beiden Mädels nachgeschickt. „Mit der Oma habe ich jetzt ein Hühnchen zu rupfen“ meinte Jochen energisch zu Dr. Pudlich und erzählte, während die beiden ins Haus gingen.

Dr. Pudlich staunte nicht schlecht. „Dat is ja ein Ding“ sagte er mit seinem je nach Weinpegel mehr oder weniger ausgeprägtem rheinischen Akzent. „Ja wissen se wat de Panzerdivision Dat Reich war? Dat war eene Einheit der Waffen-SS unn een janz schlimmse Verbrecherbande.“ „Und ob ich das weiss“ antwortete Jochen. „Ich war schliesslich auch im Krieg“.

„Du Oma Jantzen, ich muss mal ein ernstes Wort reden“ meinte Jochen zur Oma nachdem sie das Haus betreten hatten. „Dick und Dalli haben ihre Ponykutsche ja recht hübsch geschmückt“. „Ja das ist mir nicht entgangen. Die beiden haben den Dachboden komplett ausgeräumt. Aber sollen sie doch mal ihren Spass haben.“ antwortete die Oma gütig lächelnd. „Oma, die beiden haben allerdings eine Wehrmachtsflagge an ihrer Kutsche angebracht.“

„Eine was... was.... wie bitte? Wehrmacht? Wer? Die beiden? Huch... ich... was???“ Die Oma schien den Ernst der Lage nicht begriffen zu haben. „Oma die beiden fahren mit einer Fahne der Wehrmacht in der Gegend herum. Mit einer Fahne der ehemaligen Waffen-SS“ meinte nun Jochen etwas energischer.

„Huch... SS... was?“... die Oma schien nur Bahnhof zu verstehen. Da griff Dr. Pudlich ein. „Liebste Henriette, die beeden fahren mit ener Fahne vom Adolf in der Jejend rum“. Das hatte nun auch die Oma in aller Deutlichkeit begriffen. „Och Gott“ schrie Oma Jantzen, lief in der Gegend herum und dann schliesslich direkt hoch auf den Dachboden, der zweifellos der Anlass des Ganzen war. Pudlich und Jochen folgten der Oma.

Oben auf dem Dachboden sah es aus wie bei Hempel's hinter'm Sofa. Die beiden Mädels hatten ganze Arbeit geleistet und alle Kisten und Truhen ausgeleert und deren Inhalt sorgsam über den ganzen Dachboden verstreut. Fast glaubte man beim Trödler oder Altwarenhändler zu sein. „Oma, ich wage es ja kaum zu fragen... aber war ihr Mann etwa....“ ... Jochen blickte der Oma ins Gesicht. Oma Jantzen hatte verstanden auf was Jochen hinaus wollte und sie wusste auch genau was Jochen im letzten Krieg erlebt hatte.

„Aber nein. Mein Mann hat sich doch nie für Politik interessiert. Aber er war immer so gütig und hilfsbereit...“ ... die Oma stöberte in den auf dem Dachboden zerstreuten Sachen herum. Und tatsächlich.... da lagen noch etliche Sachen aus der Nachkriegszeit und offenbar sogar aus dem letzten Weltkrieg herum. „Das muss von den Flüchtlingen stammen“ meinte die Oma. „Als damals die Flüchtlinge hierher kamen haben wir beide, mein Mann und ich, jedem geholfen. Manche haben ihre Sachen hier gelassen und Eberhard, mein Mann, hat alles schön sorgfältig aufgehoben“

„Da hat er aber wohl einige Sachen zu viel aufgehoben“ meinte Jochen. „Wir müssen schauen welche Schätze hier noch verborgen sind.“ Jochen, Dr. Pudlich und die Oma begannen die überall verstreuten Sachen aufzuheben und zusammen zu legen. Hein jagte unterdessen den beiden Mädels hinterher. Allerdings hatte er den falschen Weg genommen und fand sie nicht. Dieser Schock war allerdings ein guter Grund für Hein im Dorfkrug einzukehren, eine Stärkung zu sich zu nehmen und sich zu erkundigen ob jemand die beiden Mädels gesehen haben.


Feldwebel Mans

Die waren mittlerweilen vor der alten efeubewachsenen Schmiede vorgefahren. Mans lief heraus und staunte nicht schlecht als der die festlich geschmückte Kutsche und die beiden winkenden Mädels sah. Dann fiel sein Blick auf die schöne schwarz-weiss-rote Panzerdivisionsflagge und seine Augen begannen zu leuchten. „Au Klasse. Toll. Ja wo habt ihr denn das alles her?“ erkundigte sich Mans neugierig. Dalli erzählte kurz von dem Brief, den sie erhalten haben und dass sie auf dem Titelblatt vom St. Georg sein würden.

Aber Mans hatte nur Augen für die tolle Flagge, die links von der Kutsche baumelte. „Wartet mal kurz“ sagte Mans und verschwand in der alten Schmiede. Ungefähr zwei Minuten später kam Mans zurück. In der Hand hielt er offenbar...... ein Maschinengewehr aus dem letzten Krieg und auf dem Kopf hatte er einen etwas zu grossen Stahlhelm der Wehrmacht. Dalli lachte laut während sich bei Dick offenbar einige Sorgenfalten einstellten.

„Ich fahr jetzt mit euch mit“ rief Mans laut und sprang mit Stahlhelm und dem alten rostigen Maschinengewehr hinten auf die Kutsche. „Auf geht's! Angriff! Voran!!“ rief er. „Jetzt überfallen wir die anderen“. Dalli schien das sehr zu amüsieren, Dick wurde merklich nervöser und die Kutsche setzte sich in Bewegung.... in Richtung Malente-Gremsmühlen.


Parade vor dem Dorfkrug

Hein marschierte in den Dorfkrug und wollte sich nach den Mädels erkundigen. Als er eintrat waren seine Stammtischbrüder doch glatt schon beim lustigen Beisammensein. Plötzlich vergaß Hein seine Mission und setzte sich an den Stammtisch. Er erzählte gleich was vorgefallen war und es begann eine lange Diskussion um die letzten zwei Stunden. So ca.1 Stunde später waren alle im Dorfkrug so richtig lustig und betrunken. Hein hatte sich mal wieder selber übertroffen mit Dr. Pudlich ohne Kopf und Weltuntergang...

In der besten Stimmung riss plötzlich jemand die Tür des Dorfkrugs auf und schrie: „Leute kommt raus! Ich glaub mich tritt ein Pferd. Da fahr'n doch glatt ein paar Soldaten mit Gespann am Dorfkrug vorbei, voll bewaffnet und mit Fahnen geschmückt. Und Kriegslieder singen die.“ Hein fiel fast das Gebiss in den Bierkrug. „Ich Dussel" sagte er verdutzt. „Habe doch glatt die Mädels vergessen.“ Er stand sofort auf und wollte die Verfolgung aufnehmen. Aber leider war sein Bierkontigent schon so hoch, dass er sich nur noch im Kreis drehen konnte.

Dick, die gerade am Dorfkrug vorbei galoppierte, meinte nun verwundert zu Dalli: „War da nicht Hein's Pony vor dem Dorfkrug angebunden?“ Sie hielt die Kutsche abrupt an. Wegen der scharfen Bremsung fiel Mans doch glatt aus der Kutsche und direkt drauf auf das rostige alte Maschinengewehr. Ein Schuss löste sich und alle Mann und Mädels warfen sich sofort in Deckung. Wer hätte schon gedacht, dass an dem alten rostigen Ding noch irgendetwas funktionieren könnte.

Mans liess das Gewehr liegen, schmiss den Stahlhelm weg und rannte weinend heimwärts. Alles war so schnell gegangen, dass niemand so richtig mitbekommen hatte was eigentlich los war. Dann kam doch tatsächlich ein Polizist auf dem Fahrrad an.


Polizei... Hilfe!

Es war Dorfpolizist Manfred „Manni“ Knudsen, ein guter Bekannter von Oma Jantzen und Dr. Pudlich. Manni war so um die 40 oder 50 oder auch schon etwas mehr. So genau konnte das niemand sagen, denn Manni Knudsen hatte einen langen zotteligen grau-weissen Kinnbart und eine meistens schmuzige dicke runde Brille mit Metallgestell, welche Manni andauernd abnahm und putzte.

Dorfpolizist Manni Knudsen stellte sein Fahrrad ab, hob den Stahlhelm vom Boden auf und ging zu den beiden Mädels: „Ihr habt einen Motorradhelm verloren, Dick und Dalli“. Dalli hielt sich die Hand vor den Mund um nicht gleich laut loszuprusten. Dick nahm den „Motorradhelm“ mit der allergrössten Unschuldsmiene entgegen, die man von einem Immenhof-Mädel überhaupt erwarten konnte.

Manni Knudsen hatte nicht bemerkt, dass es sich hier um einen Soldatenhelm ja sogar einen alten Wehrmachtshelm aus dem zweiten Weltkrieg handelte. Dann nahm Manni wieder seine dicke Brille ab um sie zu putzen. Die Gelegenheit nutzte Dalli um das rostige Maschinengewehr von Mans unter einer Decke verschwinden zu lassen.

Dann kam Hein aus dem Dorfkrug getorkelt und wedelte wild mit den Armen in der Gegend rum. „Also... <hicks> ... ihr zwee Mädels.... <hicks> <rülps> ...“ Weiter kam er nicht, denn Manni Knudsen griff Hein unter die Arme um ihn abzustützen. „Ist der wieder besoffen...“ meinte Manni. „Ich bringe ihn besser zurück zu Jochen sonst geht der uns noch verschütt“.

„Setz ihn zu uns auf die Kutsche“ sagte Dick. „Wir bringen ihn schon zurück nach Hause“. Manni tat dies, salutierte dann höflich, setzte sich auf sein wackeliges Fahrrad und strampelte wackelnd von dannen. Manni's altes klappriges Polizeifahrrad schwankte und wackelte wie ein Seenotrettungskreuzer bei Orkanstärke 11.


Der Sänger und sein Lied

„Jetzt fahren wir zurück“ meinte Dalli. „Wir haben heute genug erlebt“. Dann begann sie einen bekannten Schlager zu summen: „Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt“. Just in diesem Augenblick setzte der total besoffene Hein Daddel den Stahlhelm auf sein Heldenhaupt, richtete sich von der hinteren Kutschbank auf und begann laut und kräftig mit Dalli mitzusingen, allerdings...

„Wenn bei Danzig die rote Flotte im Meer versinkt und....“ ... Dick und Dalli lachten laut. „Was singst du denn für komische Lieder?“ Mittlerweilen hatte die Stammbelegschaft des Dorfkruges diesen verlassen und sich draussen versammelt. Man hatte mitbekommen, dass sich draussen sehr lustige Dinge abspielten. Neugierig bewunderte man die bunt geschmückte Ponykutsche, die schöne Fahne aus dem zweiten Weltkrieg, die links von der Kutsche baumelte und vor allem Hein mit dem Stahlhelm auf dem Kopf . „Sing noch mal Hein, los, alter Seebär“ ertönte es.

Das liess sich der total besoffene Seebär Hein Daddel allerdings nicht zweimal sagen:
„Wenn bei Danzig die Rote Flotte im Meer versinkt
Und der Marschall Gretschko in Preßburg am Galgen schwingt“


Die leicht bzw. teilweise stark angesäuselte zumeist männliche Stammbelegschaft des Malenter Dorfkruges fing an zu lachen und zu grölen . „Nochmal Hein, sing das Lied nochmal. Hohohoho....“ „Du Dalli, findest du dieses Lied nicht ziemlich seltsam?“ meinte Dick. „Ja schon“ entgegnete Dalli. „Aber es scheint recht lustig zu sein denn...


Rücksturz zur Oma!

.. Schau doch mal. Die ganzen Leute hier finden es doch total Lustig oder? Das müssen wir öffters machen und dann verlangen wir eine kleine Spende für unseren Auftritt. Auf jeden Fall kennen die ganzen Leute das Lied das Hein vor sich her gröhlt. Komm Dick was meinst du?

Ich weiß auch nicht entgegnete Dick. Ich glaube wir fahrn jetzt erst einmal zurück zum Immenhof und bringen Hein ins Bett und versorgen die Pferde. Dick ließ die Ponnys langsam im Schritt anlaufen um so schnell wie möglich aus Malente zu verschwinden. Irgendwie hatte sie ein schlechtes Gefühl bei der ganzen Sache.

„Haaalt“" schrie Dalli plötzlich. Sie waren erst knapp 10 Meter gefahren und Dick zog sofort die Zügel an. „Was ist denn los?" fragte Dick erschrocken. „Wir müssen Hein's Pferd doch noch mitnehmen. Es steht noch vorm Dorfkrug. Ich hol es schnell und binde es an unsere Kutsche. Dalli sprang hinunter und band Hein's Pferd hinten an den Ponywagen.

„Los Dalli! Spring rauf ich will jetzt endlich weg hier“... Dick ließ die Ponys anlaufen, erst im Schritt und dann gleich übergehend in den Trab. Dickie hatte es ziemlich eilig nach Hause zu kommen, wobei Dalli versuchte Hein's komischen Lieder zu verstehen. Mittlerweile wurde Hein langsam immer ruhiger und brummelte nur noch vor sich hin. Das letzte was Dalli verstand war so was ähnliches wie „Siebzehn Mann auf des toten Seemans Kiste.... Johohooo.... Schnach, schnarch, schnarch.....“

Auf der Weg zurück nach Immenhof sah Dick jemanden auf der rechten Wegseite sitzen. Sie hielt schnell an und sah, dass es sich um Mans handelte. Der kauerte zusammengeknickt am Wegesrand. Er machte einen abwesenden Eindruck und redete lauter Stuss vor sich hin. „Siehste Dickie, unseren Held hat es voll erwischt. So eine Pfeife. Erst den großen Helden spielen, und dann jämmerlich versagen.“

„Dalli!" schrie Dick und wurde wütend. „Jetzt sei doch nicht so gemein. Ich glaube Mans hat einen Schock. Hilf mir ojn in die Kutsche zu heben und dann bringen wir ihn nach Hause.“ Nachdem sie Mans auf der Kutsche verstaut hatten und los fuhren, überlegten sie sich ob sie ihn nicht doch besser zu einem Arzt fahren sollten.


Ende der Triumphfahrt

„Vielleicht bringen wir ihn mal bei Dr. Pudlich vorbei?“ meinte Dick. „Der ist zwar Tierarzt aber er kümmert sich ja auch um Oma's Gesundheit“. „Gute Idee“ meinte Dalli. Hein Daddel und Mans lagen bzw. sassen friedlich nebeneinander. Hein lallte bzw. daddelte immer noch die verballhornte Version der Caprifischer und Mans sah wie ein verängstigstes Kaninchen aus, dass man aus dem Stall genommen hatte und mitten auf den Mittagstisch gesetzt hatte.

In dem Augenblick hörten Dick und Dalli Huftritte. Es war Jochen von Roth, der im Eiltempo auf die Kutsche zu galopierte. Jochen hielt an, schwang sich vom Sattel und lief auf die Kutsche zu. Dann riss er die Panzerdivisionsfahne, die immer noch an der Kutsche baumelte, herunter.

Jochen legte die Fahne auf den Boden und schaute sie sich genau an. Er stemmte die Hände in die Hüften, schüttelte mit dem Kopf, scharte Sand über die Fahne und begann ziemlich erregt den beiden Schwestern eine Standpauke zu halten.

„Also Dick. Du bist doch die ältere von euch zweien. Und du solltest doch gescheit genug sein um zu wissen, dass.....“ In diesem Augenblick flog Dr. Pudlich mit seinem Barbarossa heran und sprang mit einer für sein Alter geradezu unglaublichen Gelenkigheit von seiner Kutsche. Er lief auf Jochen zu und legte diesem seine Hand auf die Schulter. „Jetzt fangen see bloss ned an die beiden Mädels zu beschimpfen. Die sinn doch noch jung und wissen ned was se tun“.

Dr. Pudlich erklärte Dick und Dalli nun was es mit der Fahne auf sich hatte. „Wenn euch de Bolizei damet erwischt hätt dann käm eure Oma in't Jefängnis“. „Oh Gott“ sprach Dalli und ihr Gesicht wurde schmaler. Der Oma etwas antun wollte sie doch nicht. „Dat is een Verbrecherfahn, Dick unn Dalli“ sagte Dr. Pudlich. „De Panzerdivision dat warn Verbrecher unn Mörder“

„Ich hab's doch geahnt“ meinte Dick nun zu ihrer Schwester. „Mit der Fahne war etwas nicht in Ordnung.“ Dann sah Jochen den Wehrmachtshelm und das Ende der alten rostigen MG, die Mans aus der Schmiede stibitzt hatte. Die konnte ja eigentlich nur Mans' Vater, dem Schmied Hannes Lüders, gehören.

„Oh nein“ sagte Jochen. „Wenn euch die Polizei damit auch noch erwischt hätte dann wärt ihr zwei glatt mit ins Gefängnis gewandert. Los wir fahren jetzt zurück zur Oma.“ Hein knatterte immer noch auf dem Rücksitz und Mans hatte wohl beschlossen für den Rest seines Lebens überhaupt nichts mehr von sich zu geben.


Arme Oma Jantzen

Auf dem Immenhof angekommen fiel Dalli ihrer Oma sofort um den Hals und begann zu weinen. „Wir wollen dich doch nicht ins Gefängnis bringen, Oma, meine arme arme Oma!“ Jochen und Dr. Pudlich sahen nun, dass die beiden Schwestern offenbar von nichts etwas geahnt hatten und einfach nur ihre Ponykutsche schmücken wollten. „Aber mit Mans' Vater werde ich mich mal genauer unterhalten“ meinte Jochen dann.

Nachdem sich Dr. Pudlich den Mans genauer angeschaut hatte und für gesund erklärt hatte, schnappte ihn sich Jochen und die beiden machten sich auf den Weg zur Schmiede um mit Mans Vater ein Wörtchen zu reden. „Solange ich weg seid ihr beiden mal ausnahmsweise brav! Holt die Ponys von der Weide und bringt sie in den Stall. Ach ja, vergesst nichr Hein zu wecken, den alten Suffkopf. Er soll noch Futter vom Heuboden schmeißen.“ Jochen verliess das Haus zusammen mit Mans und knallte demonstrativ die Türe hinter sich zu.

„Oh liebste Henriette“ meinte Dr. Pudlich. „Der Herr von Roth ist ziemlich geladen.“ Dick, Dalli und Oma schauten sich nur verdutzt an. „Also Kinder, schaut dass ihr Hein wieder flott bekommt und dann nichts wie raus mit euch. Ihr müßt euch beeilen damit ihr fertig werdet bevor Jochen wieder zuhause ist.“

Dick und Dalli liefen ins Nebenzimmer wo Hein auf einem Sofa schnarchte. „Los Hein steh auf! Mach schon.“ Dalli rüttelte an Hein, aber der rülpste nur und machte keine Anstände aufzustehen. „Was machen wir denn jetzt?“ fragten sich die Mädels. „Ich habe eine Idee“ meinte Dalli. Sie rannte aus dem Zimmer und flugs war sie wieder da mit einer Trillerpfeife im Mund. „Achtung jetzt“ sagte sie und pustete kräftig in ihre Trillerpfeife. Dick schrie so laut sie konnte: „Alarm! Alarm!“

Plötzlich schoß Hein vom Sofa auf, knallte die Hacken zusammen, salutierte und rief: „Ey Ey Käptn! Manschaft vollzählig angetreten! Bereit zum Angriff.“ Dick und Dalli zeriss es fast vor Lachen und sie hielten sich die Bäuche. „Nanu“ dachte sich Hein als er endlich wieder bei Sinnen war. „Was war denn das? Wie bin ich denn hierhin gekommen? Ich war doch eben noch im Dorfkrug?“

„Oh Hein“ sagte Dicki. „Komm mit nach draußen. Ich erkläre dir alles. Du mußt noch Heu runterwerfen und Dalli und ich holen die Ponys von der Weide.“ Dick und Dalli hakten sich bei Hein ein und gingen nach draußen.


Nicht für das Leben sondern für die Schule lernt man

Dann war bereits ein neuer Tag angebrochen. Dick und Dalli gingen wie üblich in die Volksschule nach Malente-Gremsmühlen wo sich die Heldentaten von Dick, Dalli und Mans mittlerweilen herumgesprochen hatten. In so einem kleinen Örtchen wie Malente-Gremsmühlen lässt sich halt nichts, aber auch überhaupt nichts geheim halten.

„Wo hattet ihr denn die tolle Fahne her?“ fragte Jens Matthies, der Sohn des Bürgermeisters in der Pause Dick. Die beiden waren in der letzten Klasse und Jens war zudem noch Klassenletzter. Ausgerechnet der Sohn des Bürgermeisters war Klassenletzter.... sowas konnte es wohl nur in Holstein geben oder höchstens noch in Oberbayern.

Aber dafür war Dickie ja Klassenerste. Dickie war nämlich sehr ehrgeizig und war auch so ziemlich die einzige, die regelmässig lernte und die Hausaufgaben machte. Und wenn Dick ihrer Schwester nicht regelmässig bei den Hausaufgaben geholfen hätte.... nicht auszudenken wäre das gewesen!

„Könnt ihr mir die Fahne mal zeigen, vielleicht heute abend beim Fest?“ fragte Jens. Er konnte es offenbar kaum erwarten die Kriegsfahne zu bewundern. „Ja vielleicht“ antwortete Dick. „Aber Jochen, unser Schwager, mag das überhaupt nicht. Er will die Fahne irgend so einem Museum in Lübeck schenken. Die Fahne ist ausserdem verboten und darf nur im Museum gezeigt werden.“ fügte sie an. „Au fein“ entgegnete Jens. „Wenn die Fahne verboten ist dann ist das ja noch viel spannender. Wir können ja ein Museum aufmachen....“ Jens klopfte Dickie lachend auf die rechte Schulter.


Dickie ein Waschlappen?

Das tat zwar weh, denn Jens hatte seine rohen Kräfte selten in seiner Gewalt. Aber Dick antwortete höflich: „Du kommst ja heute abend bei unserem Fest vorbei und dann können wir ja mal schauen ob Jochen die Fahne rausrückt. Und wenn nicht dann klauen wir sie ihm eben“. Sie nickte energisch mit dem Kopf, denn ein Waschlappen wollte sie ja schliesslich nicht sein. Vor allem nicht Jens gegenüber, der zwar Klassenletzter war aber dafür Kapitän der Fussballmannschaft, Sohn des Dorfbürgermeisters und ausserdem war fast die halbe Schule heute abend zum Fest eingeladen und da konnte Dickie auf keinen Fall kneifen.

Auf dem Immenhof gab es nämlich ein kleines Fest weil Dick und Dalli doch nächsten Monat auf der Titelseite der Reiterzeitschrift „St. Georg“ sein würden und es ausserdem Samstag war und dann auch noch am Sonntag und Morgen Pfingsten. Dalli hatte das Versprechen ein Fest zu veranstalten der Oma und Jochen äusserst mühevoll abgerungen..... und zwar mit der doch sehr fadenscheinigen Behauptung, dass die beiden die Fahne nur deswegen an die Kutsche gehängt hatten weil sie sich vernachlässigt fühlten und auf sich aufmerksam machen wollten.

Das war zwar eine ebenso glatte wie freche Lüge aber manche Erwachsene glauben wirklich alles wenn man es ihnen nur mit halbwegs ernstem Gesicht auftischt. Und ausserdem stand Dr. Pudlich in diesem Augenblick dabei und der drängte die Oma ebenfalls ein Fest zu veranstalten weil er auf diese Weise wohl einen weiteren Vorwand hatte seinem (wie er meinte) harmlosen Laster zu frönen.

Schliesslich nach langen langen Schulstunden läutete die Schulglocke und die grosse Kinderschar verliess nahezu blitzartig das kleine Backsteingebäude, in dem sich die Dorfschule befand. Dick und Dalli eilten im Sauseschritt zu ihrer Ponykutsche, die sie verbotenerweise direkt vor der Schule geparkt hatten. Normalerweise fuhren sie ja mit dem Fahrrad in die Schule oder gingen ab und an den Weg auch einmal zu Fuss.


fest, fester.... Feste feiern

Dalli stellte sich auf den Kutschbock und trieb die beiden Ponys laut an. „Wir gehen nach dem Mittagessen und nachdem wir die Ponys gefüttert haben wieder auf den Dachboden“ meinte sie zu ihrer Schwester. „Da liegt noch allerhand Zeug rum. Ein paar Lampignons habe ich auch gesehen. Damit schmücken wir dann unsere Festwiese.

„Was für eine Festw....“ wollte Dick fragen, denn eine Festwiese hatten sie doch gar nicht auf dem Immenof. Aber Dalli würde sich schon etwas einfallen lassen und darum unterliess die Dick diese Frage. Eigentlich fiel Dalli immer irgendetwas ein wenn es auch bisweilen ausgesprochene Dummheiten waren.

Und schon fuhr die Ponykutsche durch das Torhaus des Immenhofes, wo Oma schon auf die beiden Schwestern wartete. „Ethelbert wäre auch bestimmt gerne beim Fest dabei“ sagte nun Dick. „Ethelbert auf dem Fest? Du spinnst wohl, Dickie...“ entgegnete die Schwester. „Wie soll denn der aus München hier zum Immenhof kommen? Mit'm Düsenjäger vielleicht?“ Der letzte Besuch von Ethelbert war an Ostern und somit waren schon einige Wochen und sogar schon Monate vergangen.


Die grösste Überraschung aller Zeiten

„Du Dickie, am Sonntag ist ja Pfingsten und am Montag haben wir dann schulfrei. Da können wir ausgelassen feiern“ sagte Dalli nun also sie bereits die Oma auf die Kutsche zulaufen sahen. Die Oma lachte und war vergnügt. „Kinder ich habe eine Überraschung für euch, eine grosse Überraschung.... das werdet ihr nicht raten“. Dick und Dalli sahen sich gegenseitig an. Zunächst hob Dick die rechte Augenbraue, dann öffnete Dalli ihren Mund und dann machten sie gemeinsam einen Riesensatz aus der Ponykutsche auf den Hof.

Die grosse Überraschung konnte doch nur bedeuten, dass....

ENDE VON TEIL 1
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Hein Daddel
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Beitrag von Hein Daddel »

Ist das schööööön :cry:
Ay, Ay Käpt´n! Klar zum Gefecht!
Mannschaft vollzählig angetreten!
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