Wolfgang Neuss

Teile 1 - 3 :
Gisela (Christiane Jansen), Herr Ottokar (Herbert Kiper †), Dr.Weskamp (Hubert von Meyerinck †), Frau Käthe (Maria Paudler †), Gast (Wolfgang Neuss †), Hein Daddel (Josef Sieber †), Fräulein Madler (Helen Vita †), Postbote (Herbert Weißbach †), Onkel Pankraz (Hans Nielsen †), Frau Rehmann (Alexa von Porembsky †), Herr Holtmann (Tilo von Berlepsch †), Herr Pötz (Dirk Dautzenberg †), Ester Brandt (Ruth Lommel †),Fritzchen (Roland Kaiser †), etc.

Teile 4 - 5 :
Die Zarin (Olga Tschechowa †), Anke (Jutta Speidel), Dr. Tiedemann (Franz Schafheitlin †), Kläuschen (Bernd Herzsprung), Sigrid (Giulia Follina), Wedderkopp Vadder (Henry Vahl †), etc.
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Dr.Pudlich
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Wolfgang Neuss

Beitrag von Dr.Pudlich »

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Wolfgang Neuss (Hans Otto Wolfgang Neuss) wurde am 3. Dezember 1923 als Sohn eines ehemaligen Fliegeroffiziers in Breslau geboren. Nach dem Besuch der Volksschule machte er zunächst eine Lehre als Schlachter, ging dann mit 15 Jahren nach Berlin, um Clown zu werden, wurde dort aufgegriffen und in eine Jugendverwahranstalt eingeliefert. Während des 2. Weltkrieges wurde er als Straßenbauer zum Arbeitsdienst verpflichtet, 1940 als Soldat einberufen und an die Ostfront geschickt, wo er mehrfach verwundet wurde. Bereits während seiner Zeit im Lazarett unterhielt er als Komiker seine Mitverwundeten, parodierte und erzählte Witze.
Kurz vor Kriegsende gelang Neuss mit einem Schiff die Flucht nach Kopenhagen, anschließend wurde er in ein Internierungslager nach Flensburg gebracht, wo er bunte Abende organisierte. Später gründete er ein Kabarett, zog mit seinem Programm "Lachkalorien" quer durch Deutschland und erhielt erste Engagements auf Profi-Bühnen; während dieser Zeit machte er 1949 auch die Bekanntschaft von Wolfgang Müller, mit dem er in den folgenden Jahren gemeinsam auftrat.

1950 ging Neuss nach Berlin, wurde mit Müller für das Kabarett "Die Bonbonniere" engagiert, wo er u. a. mit Ursula Herking auf der Bühne stand. Ein Jahr später trat er "als Mann mit der Pauke" öffentlich auf, schloss sich 1952 dem Kabarett "Die Stachelschweine" an, wo er Regie führte, Stücke schrieb und selbst auf der Bühne stand. Er spielte Theater, machte mit Müller Radio-Kabarett und das komische Tandem Neuss/Müller erhielt auch erste Rollen beim Film. Erstmals sah man Neuss 1950 als Gauner in Otto Wernickes "Wer fuhr den grauen Ford?" auf der Leinwand. Bis Ende der 50er Jahre spielte die beiden die verschiedensten Chargenrollen beim Film und machten sich als "Dick und Doof auf intellektueller Ebene", wie die FAZ es einmal bezeichnete, einen Namen.
Der Durchbruch auf der Leinwand kam 1955 nach dem gemeinsamen Bühnenauftritt in dem Musical "Kiss me Kate"; der Song "Schlag nach bei Shakespeare" wurde zum Publikums-Hit und das Gespann Neuss/Müller erhielt zahlreiche Film-Angebote. 1958 traten sie als Räuberduo in "Das Wirtshaus im Spessart" nach dem Roman von Wilhelm Hauff auf (Bild links) und ihr Song "Ach das könnte schön sein…" wurde wiederum ein großer Erfolg.


Ein Jahr später plante Neuss einen eigenen Film zum Thema "deutsche Vergangenheitsbewältigung": "Wir Kellerkinder", die Geschichte eines HJ-Trommlers, der in seinem Keller zuerst einen Kommunisten vor den Nazis und später seinen Vater vor der Entnazifizierung versteckt, kam 1960 unter der Regie von Jochen Wiedermann mit Karin Baal als Mädchen Nenne und Wolfgang Neuss als "Macke Prinz" in die bundesdeutschen Kinos. Von Presse und Publikum wurde das Stück wegen des kritischen Umgangs mit der Entwicklung in Deutschland nicht grade begeistert aufgenommen; aus diesem Film stammt das bekannte "Lied vom Wirtschaftswunder".
Im gleichen Jahr war Wolfgang Müller im April bei einem Flugzeugabsturz in der Schweiz ums Leben gekommen. Der letzte gemeinsame Film "Als geheilt entlassen" war kurz vorher fertiggestellt worden. Neuss machte alleine weiter, trat mit Solo-Programmen auf und war bis Ende der 60er Jahre in verschiedensten Filmen auf der Leinwand und im Fernsehen zu sehen – wenn auch nicht mehr so erfolgreich wie mit seinem ehemaligen Partner Wolfgang Müller.
Zum Eklat kam es 1962: In einer Annonce für seinen Film "Genosse Münchhausen" riet er dem Kinopublikum, lieber ins Kino zu gehen, statt den TV-Durbridge "Das Halstuch" anzusehen – und verriet den Mörder. Der Tipp löste damals ein gewaltiges Echo aus, das bis zu Morddrohungen reichte.
1963 kam Neuss mit seinem Soloprogramm "Das jüngste Gerücht" heraus, welches über zwei Jahre erfolgreich lief und den Kabarettisten zu "Deutschlands Nr. 1" machte; 1964 erhielt er für seine Ein-Mann-Show" den "Berliner Kunstpreis" sowie den "Preis der Schallplattenkritik".
Die folgenden Jahre des Künstlers waren dann von seinem politischen Engagement für die SPD, aber auch von Drogenkonsum und Schlagzeilen wegen spektakulärer Auftritte geprägt. Er bekannte sich zur außerparlamentarischen Opposition, nahm an "Sit-Ins" und politischen Aktionen der linken Szene teil, geriet mit Politikern und Medienverantwortlichen in Konflikt und wurde zum "Medienschreck", als er sich im Vietnamkrieg auf die "falsche" Seite stellte. Trotz Boykotts der Presse waren seine Programm jedoch stets ausverkauft.
Ende September 1966 reagierte das Publikum auf die Premiere des neuen Solo-Programms "Neuss Testament" ambivalent, es reichte von frenetischer Begeisterung bis hin zu Verrissen in der Presse. 1967 kam er mit seinem dritten Soloprogramm "Asyl im Domizil" heraus, 1969 war er letztmalig in Zadek's Fernsehinszenierung "Rotmord" als Erich Mühsam auf dem Bildschirm zu sehen; anschließend unternahm er eine Reise nach Chile, kehrte Anfang Mai nach Deutschland zurück, wurde bei der Wiedereinreise am Flugplatz Santiago verhaftet und als "Volksaufwiegler" abgeschoben.
In den 70er Jahren hörte man kaum etwas von dem reaktionären Wolfgang Neuss, er hatte sich von der Kabarett-Bühne zurückgezogen. Erst 1979 machte er wieder Schlagzeilen, wenn auch nicht als Künstler: Wegen Haschisch- und LSD-Besitzes wurde er zu acht Monaten Gefängnis verurteilt.

Zu Beginn der 80er Jahre feierte Neuss dann ein Comeback auf allen Fernsehkanälen, schrieb für Zeitungen und filmte wieder; so trat er für die Kinosatire "Is was Kanzler" als Annemarie Renger auf. Sein legendärer TV-Talk mit Richard von Weizsäcker in "Leute" wurde vom "Stern" als "Fernsehshow des Jahres" gefeiert und Volker Kühn produzierte für den WDR das erste Neuss-Solo nach 10 Jahren, für das Neuss den "Deutschen Kleinkunstpreis" erhielt. Die Bilder eines zahnlosen Spät-Hippie gingen durch die Medien und zumindest in Berlin wurde Neuss zu einer lebenden Legende. Er brachte bis 1987 im "Stern" wöchentlich seine Sprüche unter, veröffentlichte weitere Schallplatten, geriet dann erneut wegen Haschisch-Besitz und einer Verurteilung zu eineinhalb Jahren Gefängnis auf Bewährung in die Schlagzeilen.

1988 feierte Neuss seinen 65. Geburtstag und verabschiedete sich mit seinem letzten Auftritt endgültig von der Bühne. Ein Jahr später drehte das Fernsehen eine Dokumentation über ihn, wenige Tage später verstarb "Der Mann mit der Pauke" am 5. Mai 1989 in seiner Charlottenburger Wohnung; er wurde am 19. Mai auf dem Berliner Waldfriedhof Zehlendorf an der Seite seines Kabarett-Partners Wolfgang Müller beigesetzt.
Der Schauspieler und Kabarettist Wolfgang Neuss war zwei Mal verheiratet und hat eine Tochter.
Textpassagen der Biografie aus: "Lexikon der deutschen Film- und TV-Stars" von Adolf Heinzelmeier/Berndt Schulz

Kinofilme
1950: Wer fuhr den grauen Ford?
1950: Der Mann, der sich selber sucht
1951: Schön muss man sein
1952: Ich hab' mein Herz in Heidelberg verloren
1952: Die Spur führt nach Berlin
1952: Mikosch rückt ein
1952: Man lebt nur einmal
1952: Pension Schöller
1953: Die Kaiserin von China
1953: Von Liebe reden wir später
1953: Keine Angst vor großen Tieren
1953: Der Onkel aus Amerika
1953: Hollandmädel
1954: Die Goldene Pest
1954: Das Phantom des großen Zeltes
1954: Die Schöne Müllerin
1954: Auf der Reeperbahn nachts um halb eins
1955: Banditen der Autobahn
1955: Die Heilige Lüge
1955: Urlaub auf Ehrenwort
1955: Ein Herz bleibt allein
1955: Die Drei von der Tankstelle
1955: Unternehmen Schlafsack
1955: Himmel ohne Sterne
1955: Ich war ein hässliches Mädchen
1955: Des Teufels General
1955: Oberwachtmeister Borck
1956: Der Hauptmann von Köpenick
1956: Küß mich noch einmal
1956: Charleys Tante
1957: Ferien auf Immenhof
1957: Frühling in Berlin
1957: Ohne dich wird es Nacht
1958: Die Grünen Teufel von Monte Cassino
1958: Nick Knattertons Abenteuer
1958: Der Stern von Santa Clara
1958: Schwarzwälder Kirsch
1958: Der Maulkorb
1958: Wir Wunderkinder
1958: Das Wirtshaus im Spessart
1959: Liebe verboten – Heiraten erlaubt
1959: Die Nacht vor der Premiere
1959: Der Lustige Krieg des Hauptmann Pedro
1959: Hier bin ich – hier bleib' ich
1959: Rosen für den Staatsanwalt
1960: Wir Kellerkinder
1960: Als geheilt entlassen
1961: Der Traum von Lieschen Müller
1961: Immer ärger mit dem Bett
1962: Genosse Münchhausen
1964: Die Tote von Beverly Hills
1965: Serenade für zwei Spione
1967: Katz und Maus
1974: Chapeau claque

Grabstätte>>
Zuletzt geändert von Dr.Pudlich am Di 04.Okt.2005 20:11, insgesamt 2-mal geändert.
Viele Grüße von 'Dr.Pudlich'
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ulf
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ja,der wolfgang...

Beitrag von ulf »

...er war einer der besten mit trocknem humor und berliner schnauze...

"liebe verboten-heiraten erlaubt" ist einer meiner lieblinge,auch wegen peter weck als erfolgloser jungvater und architekt..

...muß ich bei gelegenheit mal wieder reinschieben.
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Bauer Bartling
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Wolfgang Neuss

Beitrag von Bauer Bartling »

Die Guten sterben früh...
...ein Pech hat der von Roth, erst stirbt ihm die Frau weg...

Grüße aus Dodau
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Mirabell
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Beitrag von Mirabell »

Ich steh gerad auf 'm Schlauch......Wer ist das??? Wen hat er gespielt???
Life is waht happens to you while you're busy making other plans!
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Dr.Pudlich
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Beitrag von Dr.Pudlich »

Mirabell hat geschrieben:Wen hat er gespielt???
Eine Nebenrolle (Gast) in *Ferien auf Immenhof*
Ansonsten war er als Schauspieler & Kabarettist sehr bekannt.
Ist nur schon ein paar Tage her.
Viele Grüße von 'Dr.Pudlich'
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Oma Janzen
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Beitrag von Oma Janzen »

:idea: Jetzt weiß ich :!:
Der Herr der mit Freundin aus Lübeck angebraust kam und dann meinte drei Tage ... hin und zurück wäre ihm lieber.

Ansonsten kenne ich ihn aus dem Wirtshaus im Spessart (einer der Raüber)
Jeder dumme Junge kann einen Käfer zertreten. Aber alle Professoren der Welt können keinen herstellen.
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ulf
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Beitrag von ulf »

"...und die andren jäste tummeln sick wohl am swimmingpool, wa???..nöö, dit wolln wa nich..." ;))))

..ansonsten kennt man ihn auch aus gesprächen mit r. von weizsäcker..;)
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HaJoZan
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Wolfgang Neuss

Beitrag von HaJoZan »

ulf hat geschrieben: (...) ..ansonsten kennt man ihn auch aus gesprächen mit r. von weizsäcker..;)
Hallo ulf!

Ich habe Wolfgang Neuss immer nur als "Fast zahnlosen, aufgrund von Drogenkonsum geistig der Welt entrückten Menschen" in Erinnerung.
Diesen traurigen Anblick vor Augen, habe ich mir vor langer Zeit mal in Berlin das Sterbehaus Wolfgang Neuss' angesehen
(Lohmeyerstr. 6, 10587 Berlin-Charlottenburg).
Seine Grabstätte besuche ich später mal (Waldfriedhof Zehlendorf), wenn ich mal wieder in Berlin "Bildungsurlaub" mache.
Für Interessierte hier mal ein (leider sehr langer) Link zu Fotos seiner Grabstätte:
http://www.knerger.de/Die_Personen/scha ... er_43.html

Gruß von HaJoZan
Oma Jantzen: "Dass einem die Leute immer mittags in die Suppe fallen müssen".
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ulf
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Beitrag von ulf »

danke hajo,

ja, diese äußerliche metamorphose vom schauspieler und kabarettisten der 50er bis in die 90er jahre ist bemerkenswert, aber für mich eigentlich nicht erschreckend, wenn man seine standpunkte, sein klares denken als absolutes
individuum betrachtet.
entweder du spielst mit im system, mit allen grundlagen der ethik und ästhetik oder du verkommst als einsamer poet...der mensch ist halt ein rudelviehch ;)
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