Ein Rendezvous mit Angelika Meissner
Verfasst: Di 26.Nov.2019 0:18
Wer wünscht sich das nicht, besonders die männliche Forumsmitglieder hier: Einmal Angelika Meissner persönlich treffen! Leider ist das nicht mehr möglich; Angelika Meissner ist am 10.1.2018 im Alter von 78 Jahren gestorben; am heutigen Tag wäre sie genau 80 Jahre alt geworden.
Einer von uns hat es aber dennoch geschafft, sie bei einem persönlichen Treffen in Berlin kennenzulernen: Kurt Hahn, früher hier anscheinend auch Forumsmitglied, aber noch vor Angelika Meissner am 19.3.2017 verstorben.
Angelika ist am 26.11.1939 geboren: Kurt Hahn und sie waren also beide gleichaltrig. Und getroffen hat Kurt Hahn Angelika Meissner erstmals 1959, also im Alter von 20 Jahren.
Von diesem Kennenlernen berichtet Kurt Hahn unter dem Pseudonym Hans Nahkurth in seinem autobiografischen Roman "… und jede war anders" von 1984, der nach meinem Eindruck aber mehr Autobiografie als Roman ist.
Gleich im ersten Kapitel Angelika – Schwärmen für eine Filmschauspielerin beschreibt Kurt Hahn, wie er sie kennenlernte – und ich muss gestehen: Beim Lesen dieser 14 Seiten und 559 Zeilen habe ich wahrscheinlich genau so viel Herzklopfen gehabt wie Kurt Hahn selber bei der Begegnung mit ihr.
Wie ist Kurt Hahn aufmerksam geworden auf die Filmschauspielerin Angelika Meissner? Genau so wie wir hier auch, nämlich indem er irgendwann zum ersten Mal einen Film mit ihr gesehen hat, bei ihm war das Vater braucht eine Frau:
… ich verliebte mich in das Mädchen dort oben auf der Leinwand, die, wie ich dem Filmprogramm entnahm, Angelika Voelkner hieß.
Ich schaute mir den Film drei, vier, fünfmal an, immer nur, um Angelika nochmals zu sehen und zu hören. Ich kannte bald jeden ihrer Schritte, jedes ihrer Worte in dem Film auswendig, und doch wurden die Stunden immer wieder zu einem Erlebnis für mich.
Es dauerte dann einige Zeit, bis ich Angelika in einem neuen großen Film, in "Die Mädels vom Immenhof" zu sehen bekam. Sofort begann das Feuer wieder lichterloh zu brennen. …
Schon nach dem ersten Film, …, hatte ich begonnen, alles, was in Wort und Bild über sie erschien, zu sammeln. Bald schon hatte ich ihr Geburtsdatum erfahren: sie war 10 Monate jünger als ich. Und ich hatte die Adresse erfahren, über die man Angelika erreichen konnte. An jedem Geburtstag schickte ich ihr von nun an eine Kleinigkeit, ohne zunächst meinen Namen anzugeben.
Schließlich erfuhr Kurt Hahn auch Folgendes:
Einem Zeitungsartikel entnahm ich, daß sich die Eltern von Angelika hatten scheiden lassen. Die Mutter von Angelika war offensichtlich ob der Erfolge von Angelika größenwahnsinnig geworden. Sie gab mehr Geld aus als sie hatte, wohnte in den teuersten Hotels und kaufte ein komfortables Haus. Angelika mußte nach der Scheidung den Mädchennamen ihrer Mutter, nämlich Meissner, annehmen.
Als ich dann las, daß die Gage von Angelika jeweils gepfändet wurde, hätte ich Angelika für mein Leben gern in die Arme nehmen, ihr über das Haar streicheln und ihr mein ganzes gespartes Geld geben mögen.
Schließlich fasste Kurt Hahn den wahnwitzigen Plan (er benutzt selbst diese Worte) Angelika in Berlin zu besuchen. Er fuhr aufs Geratewohl von Hamburg nach Berlin und zwar mit dem Fahrrad, was mit Zwischenstation mehrere Tage dauerte; ein Treffen kam aber nicht zustande, weil Angelika zu der Zeit wegen Dreharbeiten gar nicht in Berlin war.
Dann hatte Kurt Hahn aber eine besondere Idee: Er beschrieb seine Reise nach Berlin in einem längeren Manuskript, das auch seinen missglückten Versuch enthielt, Angelika in Berlin zu besuchen, und das mit den Worten schloss: Nun, vielleicht ergibt sich ein anderes Mal die Gelegenheit, Angelika Meissner persönlich kennenzulernen.
Aus diesem Manuskript fertigte Kurt Hahn dann mittels Schreibmaschine Seiten im Buchformat an, klebte auch noch Fotos ein, ließ das Ganze dann bei einem Buchbinder einbinden, und schenkte Angelika dieses selbst hergestellte Buch zu ihrem 19. Geburtstag. Damit hatte er sich ihr gegenüber herausgehoben aus der üblichen Masse ihrer Fans, die ihr damals ja sicher auch viele Briefe geschickt haben werden, in der Regel aber wohl nur mit einer Bitte um ein Autogramm.
Zusammen mit dem Buch schrieb er Angelika auch noch einen längeren Brief, in dem er unter anderem von seinem Beruf erzählte. Er hatte zu dem Zeitpunkt nämlich bereits eine abgeschlossene Berufsausbildung als Industriekaufmann und arbeitete in einer Firma als Lohn- und Gehaltsbuchhalter. Ich glaube, das Buch und sein bereits vorhandener Beruf waren beides Gründe, warum Angelika Meissner Kurt Hahn ernster genommen hat als ihre anderen Fans, und warum sie dann später auch in ein Treffen mit ihm einwilligte.
Sein Brief enthielt am Ende die Bitte: Deshalb würde ich mich riesig freuen, wenn Sie mir wiederschreiben würden. Aber Sie können versichert sein, daß ich Ihnen auch nicht böse bin, wenn Sie keine Zeit zum Schreiben finden sollten.
Fand Angelika aber! Es kam tatsächlich folgender Antwortbrief:
Lieber Herr Nahkurth!
Sie glauben gar nicht, wie toll ich mich über Ihren Reisebericht etc. gefreut habe! Wirklich, es ist schade, daß es nur so wenig davon gibt. Das Buch ist einfach wunderbar, und überhaupt habe ich mich sehr gefreut. Ich wollte einen langen Brief schreiben, aber keine Zeit! Na, der lange Brief kommt auch noch!
Also vielen Dank; und ich schreibe noch!
Ihre Angelika Meissner
Kurt Hahn bedankte sich postwendend bei Angelika für die netten Zeilen und schrieb dabei auch, dass er sie im September des Jahres gern einmal besuchen kommen würde, wenn es ihr recht sei; er würde ihr dann noch rechtzeitig Bescheid geben. Nach einigen Monaten, es war August geworden, schrieb er Angelika dann auch wegen des Besuchs, bekam aber keine Antwort. Er war zunächst ratlos wie es nun weitergehen sollte.
Da kam mir d e r Gedanke! Im Berliner Telefonbuch suchte und fand ich die Telefonnummer von Angelikas Vater (ihre eigene war natürlich wegen der Popularität dort nicht abgedruckt). Selbstbewußt bat ich ihn um die Telefonnummer seiner Tochter. ...und er gab sie mir durch!
Am 14. September drehte ich in einer Telefonzelle im Selbstwählferndienst mit beträchtlichem Herzklopfen die mir angegebene Nummer. Es meldete sich jemand mit einer ganz entzückenden Stimme, die nur Angelika gehören konnte, aber vorsichtshalber sagte ich:
"Guten Tag, ich möchte gerne Fräulein Meissner sprechen!"
"Am Apparat!" tönte es aus dem Telefonhörer zurück.
Nachdem Kurt Hahn alias Hans Nahkurth fast die Worte weggeblieben wären, jetzt Angelika persönlich zu ihm sprechen zu hören, brachte er schließlich heraus:
"Hier ist Nahkurth, Hamburg! Fräulein Meissner, ich habe Sie jetzt schon in so vielen Filmen gesehen und nun habe ich den – verständlichen – Wunsch, Sie auch einmal persönlich kennenzulernen. Ist das wohl möglich?"
"Guten Tag, Herr Nahkurth, Sie sind es," kam es zurück.
"Sie sind mir ja kein Unbekannter mehr. Sind Sie jetzt in Berlin?"
"Nein, ich rufe aus Hamburg an!"
"Aha, ja also, wenn Sie in Berlin sind, können Sie mich gerne mal besuchen. Meine Adresse und meine Telefonnummer haben Sie ja!"
…
Ich war meinem Wunschtraum, Angelika persönlich kennenzulernen, einen bedeutenden Schritt nähergekommen. So fragte ich nur noch:
"Und wann darf ich Sie mal besuchen kommen?"
"Na, jederzeit! Wenn Sie in Berlin sind, rufen Sie kurz vorher an!"
"Vielen Dank, Fräulein Meissner, ich freue mich schon, auf Wiederhören!"
Überaus glücklich kam ich aus der Telefonzelle heraus. Ich ging wie auf Wolken nach Hause. Dort packte ich meine Koffer und am Abend war ich reisefertig.
Am nächstem Morgen fuhr ich mit der Bundesbahn nach Berlin...Ich quartierte mich in einer Hotel-Pension ein…
Am nächsten Tag, es herrschte strahlendes Sommerwetter, rief Kurt Hahn Angelika wieder von einer Telefonzelle aus an und erreichte sie auch sofort. Nach einigem Hin- und Her-Überlegen – Angelika musste nämlich schon am nächsten Tag für einige Wochen zu Dreharbeiten nach München fliegen – willigte Angelika in ein spontanes Treffen im Café Berlin am Kurfürstendamm ein, um 13 Uhr, nur zwei Stunden nach dem Telefonat. Sie erlaubte Kurt Hahn sogar auf dessen Bitte hin, seinen Fotoapparat mitzubringen.
Zügig bereitete sich Kurt Hahn auf das Treffen vor und kaufte auch noch ein kleines Geschenk für Angelika, einen Kasten Pralinen.
Um 12:30 Uhr fuhr er mit einem Taxi zum Café Berlin und setzte sich dort an einen Tisch direkt am Eingang, wo er alles überblicken konnte, und bestellte sich etwas. Aber Angelika kam nicht gleich. Es wurde eins und es wurde Viertel nach eins.
Ich merkte, daß ich auf meinem Platz meiner Nervosität langsam nicht mehr Herr wurde.
…
So wartete ich weiter und hoffte auf ein Wunder, das alles aufklären würde.
… Und das Wunder geschah, denn plötzlich sah ich eine schlanke, junge Dame auf den Eingang des Cafés zukommen. Ohne Zweifel, das war Angelika. …
Es schien mir irgendwie unwirklich, daß es tatsächlich Angelika war, die dort hereinkam. Und doch war sie es. Es kam mir vor, als wäre sie von einem Lichtschein umgeben. So müssen einem Engel erscheinen! Es schien mir, als würde die Sonne in diesem Moment heller strahlen, als Angelika sonnengebräunt auf mich zukam. Sehr chic sah Angelika aus in ihrem hellblauen Pullover und der enganliegenden weißen Hose.
Freudig ging ich auf Angelika zu und begrüßte sie. Dann stellte sie mir ihre Begleiterin vor, eine Dame in den mittleren Jahren. Wir setzten uns an den Tisch.
"Bitte schön, Fräulein Meissner, als Reiseverpflegung für morgen", sagte ich und übergab ihr den Kasten Pralinen.
"Danke schön, Herr Nahkurth", sagte Angelika lächelnd.
"Möchten Sie etwas essen?" fragte ich.
"Nein, wir kommen gerade vom Essen", meinten Angelika und ihre Begleiterin, "aber einen Kaffee würden wir gern trinken."
Ich bestellte ihn.
Angelika bat ihre ältere Freundin um eine Zigarette. Oh je, Angelika rauchte! Damit hatte ich nicht gerechnet.
"Nur jetzt!" erklärte sie, denn sie hatte wohl meinen überraschten Blick bemerkt.
Nachdem Kurt Hahn ihr Feuer gegeben hatte (er selbst rauchte damals nicht), kam das Gespräch langsam in Gang:
"Nun ist es endlich soweit, daß ich Sie persönlich sprechen kann und jetzt weiß ich gar nicht, was ich sagen soll" brachte ich schließlich ehrlich heraus.
"Das geht den meisten zuerst so", meinte Angelika da sehr nett.
Durch die Natürlichkeit und das selbstsichere Auftreten Angelikas und nicht zuletzt auch durch ihre freundliche Begleiterin gewann ich mein Selbstvertrauen allmählich zurück und wir unterhielten uns dann sehr nett.
"Wissen Sie, Fräulein Meissner", sagte ich, "am meisten habe ich mich ja gewundert, daß Sie, als ich beim ersten Anruf aus Hamburg meinen Namen nannte, gleich Bescheid wußten; Sie bekommen doch sicherlich viele Briefe!"
"Man sucht sich die Menschen eben aus!" meinte Angelika da vielsagend, was mich natürlich sehr glücklich machte.
…
"Reisen Sie eigentlich gern, Fräulein Meissner?" fragte ich sie.
"Nein!" antwortete sie mir etwas traurig auf meine Frage. "Länger als drei Wochen halte ich es eigentlich nirgends ohne Heimweh nach Berlin aus; aber das Reisen gehört nun mal zu meinem Beruf. Ich habe schon in mehreren Städten gewohnt, in Hannover, München und auch in Hamburg; aber es zieht mich doch immer wieder in das bestimmte Fluidum Berlins zurück!" Das kann man verstehen, auch wenn man kein Berliner ist, denn Berlin ist wirklich eine herrliche und besondere Stadt.
Wir sprachen hier im Café Berlin noch über Politik, Mieten und hohe Baukostenzuschüsse, und über alles hatte Angelika eine feste Meinung, wenn diese auch nicht immer mit meinen Ansichten übereinstimmte. "Übrigens war ich gestern auf dem Berliner Oktoberfest", erzählte Angelika schließlich, "und da ich gern und auch ziemlich gut schieße, habe ich wieder etwas für meinen Stofftier-Zoo geschossen. Ich habe jetzt schon so viele Tiere, daß ich für zwei noch nicht einmal einen Namen habe!"
Ich lächelte Angelika an und sog jedes ihrer Worte förmlich in mir auf.
Ich nahm mir fest vor, ihr bei nächster Gelegenheit auch ein kleines Stofftier zu schenken.
"Haben Sie auch lebende Tiere?" fragte ich sie.
"Nein, das hat bei meinem häufigen Wohnen in Hotels keinen Sinn", meinte sie. "Das Tier würde dann nur mal durch den Hotelboy nach unten geführt werden. Ich selbst wäre den ganzen Tag über ja nicht da !" "Aber Sie haben doch Tiere gern, nicht wahr?"
"Ja sehr!" bestätigte Angelika mir. Darüber freute ich mich, denn Menschen, die tierlieb sind, sind meiner Meinung nach gute Menschen.
"Zu Hause haben wir einen kleinen Wellensittich", erzählte ich.
"]a , einen Vogel habe ich auch", sagte Angelika.
"Einen nur?" fragte ihre Freundin ironisch, während ich ganz ernsthaft nachfragte: "Sie haben auch einen Vogel?"
"]a, hier", erwiderte Angelika und zeigte lachend auf ihre Stirn.
"Ach, so meinen Sie", sagte ich schmunzelnd. "Na ja, einen kleinen Vogel hat ja wohl jeder Mensch!"
"Das meine ich auch; ich finde sogar, ein 'Vogel' bildet erst den besonderen Charakter eines Menschen", begann Angelika zu philosophieren.
Mit jeder Minute wurde mir Angelika liebenswerter. Sie sah aber auch reizend aus und war dazu noch so nett, daß sich jeder Mensch in sie verlieben mußte. Humor besaß sie offensichtlich auch; was sollte man sich bei ihr noch mehr wünschen!
"Haben Sie Zeit, mit zu den Wannsee-Terrassen zu fahren?" fragte Angelikas Freundin. Natürlich hatte ich.
Nachdem ich den immer noch vor dem Cafe wartenden Taxifahrer abbestellt hatte, gingen wir zu einem weißen Volkswagen, den Angelika anschließend fuhr.
Ich fragte Angelika, als ich sie Anstalten machen sah, sich hinter das Steuer zu setzen:
"Kann man sich Ihnen auch anvertrauen, Fräulein Meissner?"
Statt einer Antwort, warf mir Angelika einen Blick zu, der zu bedeuten schien: Ich werde es Ihnen schon zeigen, daß ich fahren kann. Und sie zeigte es dann auch: Sie fuhr ziemlich schnell.
"Halten Sie sich vorn am Griff fest, wenn ich Ihnen zu schnell fahre", rief Angelika mir lächelnd zu.
Einmal überholte sie einen "Verkalkten", wie sie sagte, leichtsinnigerweise auf der rechten Seite.
...
Bei den Wannsee-Terrassen parkte Angelika den Wagen. Zielstrebig ging sie durch das Lokal auf die Terrasse und wir, Angelikas ältere Freundin und ich, folgten ihr. Von der Terrasse aus hatte man einen wunderschönen Blick über den Wannsee. Die Sonne schien vom Himmel, der postkartenblau war.
"Fast wie an der Alster, nicht wahr?" fragte Angelika und sah mich dabei schief von der Seite an.
"Na ja, aber die Alster ist es eben doch nicht", entgegnete ich und um sie etwas zu necken, fügte ich noch hinzu: "So etwas, wie die Alster hat Berlin nun mal nicht!"
"Dafür doch aber den Wannsee", sagte Angelika da sehr temperamentvoll, so daß ich mich beeilte, ihr zu bestätigen, daß es sehr schön hier am Wannsee sei, was natürlich auch der Wahrheit entsprach.
Angelika erzählte von ihrem neuen Film und ich berichtete über meine Arbeit. Angelika meinte lächelnd:
"Ich würde sicherlich keine gute Lohnbuchhalterin abgeben!"
"Du würdest jedem tausend Mark zu viel auszahlen", warf die Freundin ein.
"Zu viel? ... zu wenig natürlich", rief Angelika ganz entrüstet und lachte schelmisch dabei.
"Wenn das so ist, dann bleib' du man lieber beim Film", sagte da die Freundin zu Angelika.
...
Wir sprachen noch über viele Dinge. Ja, man konnte sich wunderbar mit Angelika unterhalten und als sie fragte, ob ich von ihr enttäuscht sei, ob sie zu frech sei, da konnte ich ihr aus voller Überzeugung sagen, daß das Gegenteil der Fall sei.
Die Gelegenheit war günstig! Ich fragte Angelika, ob ich jetzt ein paar Aufnahmen von ihr machen könne. Sie stimmte zu und setzte sich sogleich in Positur. ... die Fotos wurden sehr schön. Angelikas Freundin fotografierte uns zusammen auch zweimal, so daß ich später mit diesen Fotos - die berühmte Filmschauspielerin Angelika Meissner und ich - mächtig angeben konnte.
Anschließend fuhr uns Angelika über die Avus wieder zurück zum Kurfürstendamm, wo sie noch die Flugkarten für morgen aus einem Reisebüro abholte. Soweit ich erkennen konnte, sollte ihr Flugzeug morgen um 9.30 Uhr abfliegen.
Nun war der Zeitpunkt gekommen, da wir uns verabschieden mußten.
Angelika gab mir die Hand und sagte: "Auf Wiedersehen und vielen Dank!"
"Ganz meinerseits, Fräulein Meissner, und wenn Sie einmal wieder nach Hamburg kommen sollten, meine Adresse haben Sie ja ... "
Auch bei der Begleiterin Angelikas bedankte ich mich. Sie wünschte mir noch viel Spaß in Berlin und sagte:
"Wenn Sie wieder einmal in Berlin sind, können Sie gern auch wieder anrufen!"
Dann fuhren sie davon.
Angelika war wirklich wunderbar gewesen. Meine optimistischsten Erwartungen waren übertroffen worden. Wie mit einer guten Freundin hatte ich mit ihr sprechen können. Es war, als wenn wir uns schon jahrelang kennen würden.
...
Über vieles hatte ich mit Angelika sprechen können, nur das eine, daß ich sie nämlich sehr gern hatte, das hatte ich nicht herauszubringen vermocht.
...
Am nächsten Morgen erinnerte ich mich, daß Angelika heute vom Flughafen Tempelhof nach München abfliegen wollte. Vielleicht konnte ich sie noch einmal sehen! Mit einer Taxe fuhr ich zum Flughafen und tatsächlich traf ich Angelika noch an. Jetzt waren wir ja sozusagen schon alte Bekannte.
"Ach, Herr Nahkurth, sind Sie zufällig hier?" fragte Angelika. "Nein, Fräulein Meissner, ich hatte gelesen, wann Sie abfliegen!"
Da - wie gesagt - in den Filmzeitschriften zu lesen stand, daß die Gagen von Angelika wegen der Schulden, die ihre Mutter gemacht hatte, gepfändet wurden, hatte ich mein erspartes Geld in Höhe von zweihundert Mark vom Postsparbuch abgehoben und wollte es jetzt Angelika mit den Worten: "Für Sie, bitte!" in die Hand drücken. Doch Angelika sagte:
"Nein, bitte nicht, sonst werde ich böse!" So nahm ich das Geld wieder an mich.
Ich sagte Angelika noch einmal "Auf Wiedersehen" und wünschte ihr einen guten Flug.
"Auf Wiedersehen, Herr Nahkurth, und vielen Dank", sagte Angelika und gab mir rasch einen Kuß auf die Wange.
Ich war selig, war im siebten Himmel, ging wieder einmal wie auf Wolken und nahm kaum noch etwas um mich herum wahr.
So flog das Flugzeug mit Angelika Meissner ab nach München und Kurt Hahn war allein in Berlin. So kam es ihm jedenfalls vor. Er lief durch die Straßen,
aber etwas fehlte in der Stadt, machte sie leer, ließ den Zauber, der für mich auf ihr geruht hatte, verschwinden und ließ Berlin wieder zu einer normalen Stadt werden, zu einer schönen, aber eben doch zu einer normalen Stadt, mit Straßen und Häusern, klingelnden Straßenbahnen und rasenden Autos. Es war mir, als ob der Brillant aus einem wertvollen Ring herausgefallen wäre, der Ring war noch da - ich war noch in Berlin - aber was ist ein Ring ohne den dazugehörigen Brillanten. Das schönste, das wunderbarste Mädchen Berlins war nicht mehr in Berlin. Angelika war weit weg von hier nach München geflogen.
Soweit die Schilderung von Kurt Hahn. Am schönsten fand ich die Stelle, wo er schreibt:
Es kam mir vor, als wäre sie von einem Lichtschein umgeben. So müssen einem Engel erscheinen! Es schien mir, als würde die Sonne in diesem Moment heller strahlen, als Angelika sonnengebräunt auf mich zukam.
Und deshalb verlinke ich hier zum Schluss auch ein Musikvideo auf Youtube, in dem es ebenfalls um die Sonne und das Licht geht, das wir uns alle im Herzen bewahren sollen.
Liebe und Licht besonders für Dich Angelika, wo immer Deine Seele jetzt auch sein mag!
Video: Graziano mit Tochter Beatrice - Fang das Licht (Musikvideo)
Kanal: Melodie TV
Link: https://youtu.be/7QaeshoamgM" onclick="window.open(this.href);return false;
Liebe Grüße an alle!
FAN7048
Einer von uns hat es aber dennoch geschafft, sie bei einem persönlichen Treffen in Berlin kennenzulernen: Kurt Hahn, früher hier anscheinend auch Forumsmitglied, aber noch vor Angelika Meissner am 19.3.2017 verstorben.
(Das Zitat ist aus einem Post mit dem Betreff Re:Beerdigung von Angelika Meissner vom 18.2.2018 um 3:18 Uhr)martin53 hat geschrieben: ...
Ich hatte damals privat Kontakt mit Kurt Hahn (siehe u.a. http://www.marathonziel60.de/hahn.htm" onclick="window.open(this.href);return false;) aufgenommen. Kurt Hahn wurde am 15.01.1939 geboren und er hatte nach eigenen Angaben Angelika Meissner persönlich gekannt ...
...
Leider habe ich keinen Kontakt mehr zu Kurt Hahn. Er war früher auch in diesem Forum. Vielleicht ist er inzwischen gestorben?
Angelika ist am 26.11.1939 geboren: Kurt Hahn und sie waren also beide gleichaltrig. Und getroffen hat Kurt Hahn Angelika Meissner erstmals 1959, also im Alter von 20 Jahren.
Von diesem Kennenlernen berichtet Kurt Hahn unter dem Pseudonym Hans Nahkurth in seinem autobiografischen Roman "… und jede war anders" von 1984, der nach meinem Eindruck aber mehr Autobiografie als Roman ist.
Gleich im ersten Kapitel Angelika – Schwärmen für eine Filmschauspielerin beschreibt Kurt Hahn, wie er sie kennenlernte – und ich muss gestehen: Beim Lesen dieser 14 Seiten und 559 Zeilen habe ich wahrscheinlich genau so viel Herzklopfen gehabt wie Kurt Hahn selber bei der Begegnung mit ihr.
Wie ist Kurt Hahn aufmerksam geworden auf die Filmschauspielerin Angelika Meissner? Genau so wie wir hier auch, nämlich indem er irgendwann zum ersten Mal einen Film mit ihr gesehen hat, bei ihm war das Vater braucht eine Frau:
… ich verliebte mich in das Mädchen dort oben auf der Leinwand, die, wie ich dem Filmprogramm entnahm, Angelika Voelkner hieß.
Ich schaute mir den Film drei, vier, fünfmal an, immer nur, um Angelika nochmals zu sehen und zu hören. Ich kannte bald jeden ihrer Schritte, jedes ihrer Worte in dem Film auswendig, und doch wurden die Stunden immer wieder zu einem Erlebnis für mich.
Es dauerte dann einige Zeit, bis ich Angelika in einem neuen großen Film, in "Die Mädels vom Immenhof" zu sehen bekam. Sofort begann das Feuer wieder lichterloh zu brennen. …
Schon nach dem ersten Film, …, hatte ich begonnen, alles, was in Wort und Bild über sie erschien, zu sammeln. Bald schon hatte ich ihr Geburtsdatum erfahren: sie war 10 Monate jünger als ich. Und ich hatte die Adresse erfahren, über die man Angelika erreichen konnte. An jedem Geburtstag schickte ich ihr von nun an eine Kleinigkeit, ohne zunächst meinen Namen anzugeben.
Schließlich erfuhr Kurt Hahn auch Folgendes:
Einem Zeitungsartikel entnahm ich, daß sich die Eltern von Angelika hatten scheiden lassen. Die Mutter von Angelika war offensichtlich ob der Erfolge von Angelika größenwahnsinnig geworden. Sie gab mehr Geld aus als sie hatte, wohnte in den teuersten Hotels und kaufte ein komfortables Haus. Angelika mußte nach der Scheidung den Mädchennamen ihrer Mutter, nämlich Meissner, annehmen.
Als ich dann las, daß die Gage von Angelika jeweils gepfändet wurde, hätte ich Angelika für mein Leben gern in die Arme nehmen, ihr über das Haar streicheln und ihr mein ganzes gespartes Geld geben mögen.
Schließlich fasste Kurt Hahn den wahnwitzigen Plan (er benutzt selbst diese Worte) Angelika in Berlin zu besuchen. Er fuhr aufs Geratewohl von Hamburg nach Berlin und zwar mit dem Fahrrad, was mit Zwischenstation mehrere Tage dauerte; ein Treffen kam aber nicht zustande, weil Angelika zu der Zeit wegen Dreharbeiten gar nicht in Berlin war.
Dann hatte Kurt Hahn aber eine besondere Idee: Er beschrieb seine Reise nach Berlin in einem längeren Manuskript, das auch seinen missglückten Versuch enthielt, Angelika in Berlin zu besuchen, und das mit den Worten schloss: Nun, vielleicht ergibt sich ein anderes Mal die Gelegenheit, Angelika Meissner persönlich kennenzulernen.
Aus diesem Manuskript fertigte Kurt Hahn dann mittels Schreibmaschine Seiten im Buchformat an, klebte auch noch Fotos ein, ließ das Ganze dann bei einem Buchbinder einbinden, und schenkte Angelika dieses selbst hergestellte Buch zu ihrem 19. Geburtstag. Damit hatte er sich ihr gegenüber herausgehoben aus der üblichen Masse ihrer Fans, die ihr damals ja sicher auch viele Briefe geschickt haben werden, in der Regel aber wohl nur mit einer Bitte um ein Autogramm.
Zusammen mit dem Buch schrieb er Angelika auch noch einen längeren Brief, in dem er unter anderem von seinem Beruf erzählte. Er hatte zu dem Zeitpunkt nämlich bereits eine abgeschlossene Berufsausbildung als Industriekaufmann und arbeitete in einer Firma als Lohn- und Gehaltsbuchhalter. Ich glaube, das Buch und sein bereits vorhandener Beruf waren beides Gründe, warum Angelika Meissner Kurt Hahn ernster genommen hat als ihre anderen Fans, und warum sie dann später auch in ein Treffen mit ihm einwilligte.
Sein Brief enthielt am Ende die Bitte: Deshalb würde ich mich riesig freuen, wenn Sie mir wiederschreiben würden. Aber Sie können versichert sein, daß ich Ihnen auch nicht böse bin, wenn Sie keine Zeit zum Schreiben finden sollten.
Fand Angelika aber! Es kam tatsächlich folgender Antwortbrief:
Lieber Herr Nahkurth!
Sie glauben gar nicht, wie toll ich mich über Ihren Reisebericht etc. gefreut habe! Wirklich, es ist schade, daß es nur so wenig davon gibt. Das Buch ist einfach wunderbar, und überhaupt habe ich mich sehr gefreut. Ich wollte einen langen Brief schreiben, aber keine Zeit! Na, der lange Brief kommt auch noch!
Also vielen Dank; und ich schreibe noch!
Ihre Angelika Meissner
Kurt Hahn bedankte sich postwendend bei Angelika für die netten Zeilen und schrieb dabei auch, dass er sie im September des Jahres gern einmal besuchen kommen würde, wenn es ihr recht sei; er würde ihr dann noch rechtzeitig Bescheid geben. Nach einigen Monaten, es war August geworden, schrieb er Angelika dann auch wegen des Besuchs, bekam aber keine Antwort. Er war zunächst ratlos wie es nun weitergehen sollte.
Da kam mir d e r Gedanke! Im Berliner Telefonbuch suchte und fand ich die Telefonnummer von Angelikas Vater (ihre eigene war natürlich wegen der Popularität dort nicht abgedruckt). Selbstbewußt bat ich ihn um die Telefonnummer seiner Tochter. ...und er gab sie mir durch!
Am 14. September drehte ich in einer Telefonzelle im Selbstwählferndienst mit beträchtlichem Herzklopfen die mir angegebene Nummer. Es meldete sich jemand mit einer ganz entzückenden Stimme, die nur Angelika gehören konnte, aber vorsichtshalber sagte ich:
"Guten Tag, ich möchte gerne Fräulein Meissner sprechen!"
"Am Apparat!" tönte es aus dem Telefonhörer zurück.
Nachdem Kurt Hahn alias Hans Nahkurth fast die Worte weggeblieben wären, jetzt Angelika persönlich zu ihm sprechen zu hören, brachte er schließlich heraus:
"Hier ist Nahkurth, Hamburg! Fräulein Meissner, ich habe Sie jetzt schon in so vielen Filmen gesehen und nun habe ich den – verständlichen – Wunsch, Sie auch einmal persönlich kennenzulernen. Ist das wohl möglich?"
"Guten Tag, Herr Nahkurth, Sie sind es," kam es zurück.
"Sie sind mir ja kein Unbekannter mehr. Sind Sie jetzt in Berlin?"
"Nein, ich rufe aus Hamburg an!"
"Aha, ja also, wenn Sie in Berlin sind, können Sie mich gerne mal besuchen. Meine Adresse und meine Telefonnummer haben Sie ja!"
…
Ich war meinem Wunschtraum, Angelika persönlich kennenzulernen, einen bedeutenden Schritt nähergekommen. So fragte ich nur noch:
"Und wann darf ich Sie mal besuchen kommen?"
"Na, jederzeit! Wenn Sie in Berlin sind, rufen Sie kurz vorher an!"
"Vielen Dank, Fräulein Meissner, ich freue mich schon, auf Wiederhören!"
Überaus glücklich kam ich aus der Telefonzelle heraus. Ich ging wie auf Wolken nach Hause. Dort packte ich meine Koffer und am Abend war ich reisefertig.
Am nächstem Morgen fuhr ich mit der Bundesbahn nach Berlin...Ich quartierte mich in einer Hotel-Pension ein…
Am nächsten Tag, es herrschte strahlendes Sommerwetter, rief Kurt Hahn Angelika wieder von einer Telefonzelle aus an und erreichte sie auch sofort. Nach einigem Hin- und Her-Überlegen – Angelika musste nämlich schon am nächsten Tag für einige Wochen zu Dreharbeiten nach München fliegen – willigte Angelika in ein spontanes Treffen im Café Berlin am Kurfürstendamm ein, um 13 Uhr, nur zwei Stunden nach dem Telefonat. Sie erlaubte Kurt Hahn sogar auf dessen Bitte hin, seinen Fotoapparat mitzubringen.
Zügig bereitete sich Kurt Hahn auf das Treffen vor und kaufte auch noch ein kleines Geschenk für Angelika, einen Kasten Pralinen.
Um 12:30 Uhr fuhr er mit einem Taxi zum Café Berlin und setzte sich dort an einen Tisch direkt am Eingang, wo er alles überblicken konnte, und bestellte sich etwas. Aber Angelika kam nicht gleich. Es wurde eins und es wurde Viertel nach eins.
Ich merkte, daß ich auf meinem Platz meiner Nervosität langsam nicht mehr Herr wurde.
…
So wartete ich weiter und hoffte auf ein Wunder, das alles aufklären würde.
… Und das Wunder geschah, denn plötzlich sah ich eine schlanke, junge Dame auf den Eingang des Cafés zukommen. Ohne Zweifel, das war Angelika. …
Es schien mir irgendwie unwirklich, daß es tatsächlich Angelika war, die dort hereinkam. Und doch war sie es. Es kam mir vor, als wäre sie von einem Lichtschein umgeben. So müssen einem Engel erscheinen! Es schien mir, als würde die Sonne in diesem Moment heller strahlen, als Angelika sonnengebräunt auf mich zukam. Sehr chic sah Angelika aus in ihrem hellblauen Pullover und der enganliegenden weißen Hose.
Freudig ging ich auf Angelika zu und begrüßte sie. Dann stellte sie mir ihre Begleiterin vor, eine Dame in den mittleren Jahren. Wir setzten uns an den Tisch.
"Bitte schön, Fräulein Meissner, als Reiseverpflegung für morgen", sagte ich und übergab ihr den Kasten Pralinen.
"Danke schön, Herr Nahkurth", sagte Angelika lächelnd.
"Möchten Sie etwas essen?" fragte ich.
"Nein, wir kommen gerade vom Essen", meinten Angelika und ihre Begleiterin, "aber einen Kaffee würden wir gern trinken."
Ich bestellte ihn.
Angelika bat ihre ältere Freundin um eine Zigarette. Oh je, Angelika rauchte! Damit hatte ich nicht gerechnet.
"Nur jetzt!" erklärte sie, denn sie hatte wohl meinen überraschten Blick bemerkt.
Nachdem Kurt Hahn ihr Feuer gegeben hatte (er selbst rauchte damals nicht), kam das Gespräch langsam in Gang:
"Nun ist es endlich soweit, daß ich Sie persönlich sprechen kann und jetzt weiß ich gar nicht, was ich sagen soll" brachte ich schließlich ehrlich heraus.
"Das geht den meisten zuerst so", meinte Angelika da sehr nett.
Durch die Natürlichkeit und das selbstsichere Auftreten Angelikas und nicht zuletzt auch durch ihre freundliche Begleiterin gewann ich mein Selbstvertrauen allmählich zurück und wir unterhielten uns dann sehr nett.
"Wissen Sie, Fräulein Meissner", sagte ich, "am meisten habe ich mich ja gewundert, daß Sie, als ich beim ersten Anruf aus Hamburg meinen Namen nannte, gleich Bescheid wußten; Sie bekommen doch sicherlich viele Briefe!"
"Man sucht sich die Menschen eben aus!" meinte Angelika da vielsagend, was mich natürlich sehr glücklich machte.
…
"Reisen Sie eigentlich gern, Fräulein Meissner?" fragte ich sie.
"Nein!" antwortete sie mir etwas traurig auf meine Frage. "Länger als drei Wochen halte ich es eigentlich nirgends ohne Heimweh nach Berlin aus; aber das Reisen gehört nun mal zu meinem Beruf. Ich habe schon in mehreren Städten gewohnt, in Hannover, München und auch in Hamburg; aber es zieht mich doch immer wieder in das bestimmte Fluidum Berlins zurück!" Das kann man verstehen, auch wenn man kein Berliner ist, denn Berlin ist wirklich eine herrliche und besondere Stadt.
Wir sprachen hier im Café Berlin noch über Politik, Mieten und hohe Baukostenzuschüsse, und über alles hatte Angelika eine feste Meinung, wenn diese auch nicht immer mit meinen Ansichten übereinstimmte. "Übrigens war ich gestern auf dem Berliner Oktoberfest", erzählte Angelika schließlich, "und da ich gern und auch ziemlich gut schieße, habe ich wieder etwas für meinen Stofftier-Zoo geschossen. Ich habe jetzt schon so viele Tiere, daß ich für zwei noch nicht einmal einen Namen habe!"
Ich lächelte Angelika an und sog jedes ihrer Worte förmlich in mir auf.
Ich nahm mir fest vor, ihr bei nächster Gelegenheit auch ein kleines Stofftier zu schenken.
"Haben Sie auch lebende Tiere?" fragte ich sie.
"Nein, das hat bei meinem häufigen Wohnen in Hotels keinen Sinn", meinte sie. "Das Tier würde dann nur mal durch den Hotelboy nach unten geführt werden. Ich selbst wäre den ganzen Tag über ja nicht da !" "Aber Sie haben doch Tiere gern, nicht wahr?"
"Ja sehr!" bestätigte Angelika mir. Darüber freute ich mich, denn Menschen, die tierlieb sind, sind meiner Meinung nach gute Menschen.
"Zu Hause haben wir einen kleinen Wellensittich", erzählte ich.
"]a , einen Vogel habe ich auch", sagte Angelika.
"Einen nur?" fragte ihre Freundin ironisch, während ich ganz ernsthaft nachfragte: "Sie haben auch einen Vogel?"
"]a, hier", erwiderte Angelika und zeigte lachend auf ihre Stirn.
"Ach, so meinen Sie", sagte ich schmunzelnd. "Na ja, einen kleinen Vogel hat ja wohl jeder Mensch!"
"Das meine ich auch; ich finde sogar, ein 'Vogel' bildet erst den besonderen Charakter eines Menschen", begann Angelika zu philosophieren.
Mit jeder Minute wurde mir Angelika liebenswerter. Sie sah aber auch reizend aus und war dazu noch so nett, daß sich jeder Mensch in sie verlieben mußte. Humor besaß sie offensichtlich auch; was sollte man sich bei ihr noch mehr wünschen!
"Haben Sie Zeit, mit zu den Wannsee-Terrassen zu fahren?" fragte Angelikas Freundin. Natürlich hatte ich.
Nachdem ich den immer noch vor dem Cafe wartenden Taxifahrer abbestellt hatte, gingen wir zu einem weißen Volkswagen, den Angelika anschließend fuhr.
Ich fragte Angelika, als ich sie Anstalten machen sah, sich hinter das Steuer zu setzen:
"Kann man sich Ihnen auch anvertrauen, Fräulein Meissner?"
Statt einer Antwort, warf mir Angelika einen Blick zu, der zu bedeuten schien: Ich werde es Ihnen schon zeigen, daß ich fahren kann. Und sie zeigte es dann auch: Sie fuhr ziemlich schnell.
"Halten Sie sich vorn am Griff fest, wenn ich Ihnen zu schnell fahre", rief Angelika mir lächelnd zu.
Einmal überholte sie einen "Verkalkten", wie sie sagte, leichtsinnigerweise auf der rechten Seite.
...
Bei den Wannsee-Terrassen parkte Angelika den Wagen. Zielstrebig ging sie durch das Lokal auf die Terrasse und wir, Angelikas ältere Freundin und ich, folgten ihr. Von der Terrasse aus hatte man einen wunderschönen Blick über den Wannsee. Die Sonne schien vom Himmel, der postkartenblau war.
"Fast wie an der Alster, nicht wahr?" fragte Angelika und sah mich dabei schief von der Seite an.
"Na ja, aber die Alster ist es eben doch nicht", entgegnete ich und um sie etwas zu necken, fügte ich noch hinzu: "So etwas, wie die Alster hat Berlin nun mal nicht!"
"Dafür doch aber den Wannsee", sagte Angelika da sehr temperamentvoll, so daß ich mich beeilte, ihr zu bestätigen, daß es sehr schön hier am Wannsee sei, was natürlich auch der Wahrheit entsprach.
Angelika erzählte von ihrem neuen Film und ich berichtete über meine Arbeit. Angelika meinte lächelnd:
"Ich würde sicherlich keine gute Lohnbuchhalterin abgeben!"
"Du würdest jedem tausend Mark zu viel auszahlen", warf die Freundin ein.
"Zu viel? ... zu wenig natürlich", rief Angelika ganz entrüstet und lachte schelmisch dabei.
"Wenn das so ist, dann bleib' du man lieber beim Film", sagte da die Freundin zu Angelika.
...
Wir sprachen noch über viele Dinge. Ja, man konnte sich wunderbar mit Angelika unterhalten und als sie fragte, ob ich von ihr enttäuscht sei, ob sie zu frech sei, da konnte ich ihr aus voller Überzeugung sagen, daß das Gegenteil der Fall sei.
Die Gelegenheit war günstig! Ich fragte Angelika, ob ich jetzt ein paar Aufnahmen von ihr machen könne. Sie stimmte zu und setzte sich sogleich in Positur. ... die Fotos wurden sehr schön. Angelikas Freundin fotografierte uns zusammen auch zweimal, so daß ich später mit diesen Fotos - die berühmte Filmschauspielerin Angelika Meissner und ich - mächtig angeben konnte.
Anschließend fuhr uns Angelika über die Avus wieder zurück zum Kurfürstendamm, wo sie noch die Flugkarten für morgen aus einem Reisebüro abholte. Soweit ich erkennen konnte, sollte ihr Flugzeug morgen um 9.30 Uhr abfliegen.
Nun war der Zeitpunkt gekommen, da wir uns verabschieden mußten.
Angelika gab mir die Hand und sagte: "Auf Wiedersehen und vielen Dank!"
"Ganz meinerseits, Fräulein Meissner, und wenn Sie einmal wieder nach Hamburg kommen sollten, meine Adresse haben Sie ja ... "
Auch bei der Begleiterin Angelikas bedankte ich mich. Sie wünschte mir noch viel Spaß in Berlin und sagte:
"Wenn Sie wieder einmal in Berlin sind, können Sie gern auch wieder anrufen!"
Dann fuhren sie davon.
Angelika war wirklich wunderbar gewesen. Meine optimistischsten Erwartungen waren übertroffen worden. Wie mit einer guten Freundin hatte ich mit ihr sprechen können. Es war, als wenn wir uns schon jahrelang kennen würden.
...
Über vieles hatte ich mit Angelika sprechen können, nur das eine, daß ich sie nämlich sehr gern hatte, das hatte ich nicht herauszubringen vermocht.
...
Am nächsten Morgen erinnerte ich mich, daß Angelika heute vom Flughafen Tempelhof nach München abfliegen wollte. Vielleicht konnte ich sie noch einmal sehen! Mit einer Taxe fuhr ich zum Flughafen und tatsächlich traf ich Angelika noch an. Jetzt waren wir ja sozusagen schon alte Bekannte.
"Ach, Herr Nahkurth, sind Sie zufällig hier?" fragte Angelika. "Nein, Fräulein Meissner, ich hatte gelesen, wann Sie abfliegen!"
Da - wie gesagt - in den Filmzeitschriften zu lesen stand, daß die Gagen von Angelika wegen der Schulden, die ihre Mutter gemacht hatte, gepfändet wurden, hatte ich mein erspartes Geld in Höhe von zweihundert Mark vom Postsparbuch abgehoben und wollte es jetzt Angelika mit den Worten: "Für Sie, bitte!" in die Hand drücken. Doch Angelika sagte:
"Nein, bitte nicht, sonst werde ich böse!" So nahm ich das Geld wieder an mich.
Ich sagte Angelika noch einmal "Auf Wiedersehen" und wünschte ihr einen guten Flug.
"Auf Wiedersehen, Herr Nahkurth, und vielen Dank", sagte Angelika und gab mir rasch einen Kuß auf die Wange.
Ich war selig, war im siebten Himmel, ging wieder einmal wie auf Wolken und nahm kaum noch etwas um mich herum wahr.
So flog das Flugzeug mit Angelika Meissner ab nach München und Kurt Hahn war allein in Berlin. So kam es ihm jedenfalls vor. Er lief durch die Straßen,
aber etwas fehlte in der Stadt, machte sie leer, ließ den Zauber, der für mich auf ihr geruht hatte, verschwinden und ließ Berlin wieder zu einer normalen Stadt werden, zu einer schönen, aber eben doch zu einer normalen Stadt, mit Straßen und Häusern, klingelnden Straßenbahnen und rasenden Autos. Es war mir, als ob der Brillant aus einem wertvollen Ring herausgefallen wäre, der Ring war noch da - ich war noch in Berlin - aber was ist ein Ring ohne den dazugehörigen Brillanten. Das schönste, das wunderbarste Mädchen Berlins war nicht mehr in Berlin. Angelika war weit weg von hier nach München geflogen.
Soweit die Schilderung von Kurt Hahn. Am schönsten fand ich die Stelle, wo er schreibt:
Es kam mir vor, als wäre sie von einem Lichtschein umgeben. So müssen einem Engel erscheinen! Es schien mir, als würde die Sonne in diesem Moment heller strahlen, als Angelika sonnengebräunt auf mich zukam.
Und deshalb verlinke ich hier zum Schluss auch ein Musikvideo auf Youtube, in dem es ebenfalls um die Sonne und das Licht geht, das wir uns alle im Herzen bewahren sollen.
Liebe und Licht besonders für Dich Angelika, wo immer Deine Seele jetzt auch sein mag!
Video: Graziano mit Tochter Beatrice - Fang das Licht (Musikvideo)
Kanal: Melodie TV
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Liebe Grüße an alle!
FAN7048